Reza Rafi, Chefredaktor des «SonntagsBlick», warf in der Ausgabe vom 8. Dezember 2024 einen geradezu prophetischen Blick in die Zukunft: «Also wird Sanija Ameti demnächst in einer ihr genehmen Zeitung ein Interview geben. Und dann, wie Blick in Erfahrung bringen konnte, ihr Comeback im Politikbetrieb feiern. Motto: Ich bin wieder da. Jetzt erst recht.»
Knapp eine Woche später war es so weit: In der «Schweiz am Wochenende», der auflagenstärksten Wochenzeitung der Schweiz, erschien ein gross aufgemachtes, zweiseitiges Interview, das Sanija Ameti dem Chefredaktor Patrick Müller gewährte. Titel: «Ich schäme mich.»
Ist, so stellt sich zunächst die Frage, die Entschuldigung Ametis ehrlich gemeint, ist sie glaubwürdig? Einiges spricht dafür. Sie wolle sich der Realität stellen. Viele Menschen hätten zu Recht verstört reagiert, denn «ich habe einen Fehler gemacht, einen groben und dummen Fehler». Sie schäme sich für diesen Fehler. Und «Verantwortung dafür zu übernehmen, heisst auch, sich den Konsequenzen zu stellen».
Ja, einiges spricht für die Glaubwürdigkeit von Ametis Entschuldigung, aber noch mehr, deutlich mehr spricht dagegen. Da geht es zunächst um ihre Behauptung, die Pistolenschüsse auf ein Bild von Maria mit dem Jesuskind seien unüberlegt gewesen, eine pure Handlung im Affekt («Es war keine Provokation, es war ein Fehler»). Ihre Aussage «Vor der Tür war ein Stapel Altpapier. Zuoberst der Katalog des Auktionshauses Koller. Ich riss irgendeine Seite heraus, steckte sie an die Wand, ohne etwas zu überlegen, es hätte auch eine andere Seite sein können» ist schon insofern tatsachenwidrig, als es sich nicht um einen «Katalog» handelte, sondern, wie es der Besitzer des Auktionshauses gegenüber «swiss-cath.ch» bestätigte, um das für die ballistische Triebabfuhr viel geeignetere, weil deutlich grössere Hauszeitung (Nr. 03/24) im A3-Format. Darin war auf Seite 4 das von Ameti durchlöcherte Porträt der Madonna mit dem Jesuskind abgebildet. Es handelte sich auch nicht um «Altpapier», wie Ameti wiederum faktenwidrig behauptet. Der Katalog bzw. eben die Hauszeitung waren vielmehr aktuell. Tatsächlich wurde das darin abgebildete Original von Maria mit dem Jesuskind rund zwei Wochen später, sprich am 20. September 2024, versteigert. Es ging für 150 000 Franken über den Ladentisch.
Vor allem aber spricht das von Ameti selbst auf Instagram gepostete Foto, auf welchem sie mit ausgestrecktem Arm und dem Finger am Abzug der Pistole gezielt das Schiessobjekt ins Visier nimmt, gegen einen spontan entstandenen, impulsiven Ausraster. Anzunehmen ist vielmehr, dass es sich dabei um ein durchdachtes Szenario handelte, bei dem sie sich von ihrem Lebensabschnittspartner fotografieren liess. Doch selbst wenn es sich dabei um ein Selfie gehandelt haben sollte, hätte es dabei einiger technischer Vorbereitungen bedurft, die alles andere als unüberlegt ins Werk gesetzt werden konnten.
Unglaubwürdig ist auch Ametis Versuch, sich von ihrem islamischen Background zu distanzieren: «Ich habe Religion immer so weit wie möglich von mir ferngehalten […] Ich bezeichnete mich in den Medien mehrfach als Atheistin, wenn ich danach gefragt wurde. Ich habe eine muslimische Herkunft, aber ich bin Atheistin.»
Fakt ist, dass sie mit ausgeprägtem Instinkt für schlagzeilenträchtige Themen gleich zu Beginn ihrer Karriere ein Referendum gegen das «Bundesgesetz über polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus» lancierte. Es war das erste Referendum der «Jungen Grünen» überhaupt. Nur: Dieses Gesetz hatte in erster Linie den Zweck, den Behörden zu ermöglichen, geplante islamistische Terroranschläge präventiv verhindern zu können.
«SonntagsBlick»-Chefredaktor Reza Rafi bezeichnete Sanija Ameti als «Medienprofi». Wie recht er damit hatte! Perfekt terminiert meldet sie sich kurz vor der Sitzung vom 18. Dezember 2024 des Stadtzürcher Parlaments, dem sie angehört, in der Öffentlichkeit zurück. Mit zum Grossinterview in der «Schweiz am Wochenende» gehört auch, dass Sanija Ameti erstmals das Schicksal ihrer Herkunftsfamilie ins Spiel bringt, konkret die während des jugoslawischen Bürgerkrieges erfolgte Tötung ihres Bruders. Warum das zweifelsohne tragische, von ihr in extenso geschilderte Ereignis mehr als 30 Jahre später ausgerechnet zu dieser Schiessorgie Anlass gegeben haben soll, bleibt ihr Geheimnis («Beim Anblick des Bildes an der Wand sah ich gar nichts. Ich fühlte nur einen Schmerz. Einen Schmerz, der keinen Anfang und kein Ende kennt. Nach dem Schiessen rannte ich raus. Der Schmerz war immer noch da, irgendwie war er unterbewusst immer da, stärker seit dem Ukraine-Krieg. Ich hatte all das verdrängt, und in dem Moment brach es aus, wie ein Vulkan. Ich konnte den Schmerz nicht alleine tragen und wollte ihn abschalten. Und wusste offenbar nicht anderswo hin damit, als ihn zu posten. Das war impulsiv und unüberlegt»). Von einem wie auch immer gearteten Schmerz in ihrem Gesicht ist auf dem von ihr geposteten Bild nichts zu sehen, vielmehr zeigt es eine Frau, die mit klarem Blick zielgerichtet die Pistole auf ihr Hassobjekt richtet.
Die ganze Schilderung erweckt vielmehr den Eindruck eines bis ins Detail kalkulierten Drucks auf die Tränendrüse. Als Medien- und Politprofi weiss Ameti: Emotionalität schlägt Rationalität. Dies gilt in der digitalen Welt der jederzeit in Sekundenschnelle global verfügbaren Schockbilder ganz besonders.
Wie unlängst bekannt wurde, hat die Zürcher Staatsanwaltschaft gegen Sanija Ameti Ende Oktober ein Strafverfahren wegen Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit eingeleitet. Konkret geht es um Art. 261 des Strafgesetzbuches. Als Höchststrafe ist eine Geldstrafe von 180 Tagessätzen vorgesehen.
Provokationen als Geschäftsmodell – auch in Zukunft
«Provokation als Geschäftsmodell»: So könnte man die bislang gerade deshalb so erfolgreiche Politkarriere von Sanija Ameti bezeichnen. Der Chefredaktor der «Schweiz am Wochenende», Patrick Müller, ortet in dieser «Schiessübung» das finale Crescendo ihrer bisherigen, regelmässig grösstmögliches mediales Echo garantierenden Provokationen, wovon Ameti wohlweislich nichts wissen will.
Denn von einem Ende ihrer bislang überaus erfolgreich verlaufenen politischen Laufbahn will Ameti partout nichts wissen – im Gegenteil. In der Tat: Wer einmal so prominent das Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit genossen hat, kommt davon kaum mehr los. Es ist wie eine Sucht, ja eine eigentliche Droge. Die vom medialen Harndrang dauergeplagten Martin Werlen (Altabt von Einsiedeln) und Joseph Maria Bonnemain (Bischof von Chur) können ein Lied davon singen.
Was treibt Sanija Ameti am meisten an, wieder an vorderster Front in der Schweizer Politik mitzumischen? Ihre Antwort im Interview mit der «Schweiz am Wochenende»: «Mit der Wahl von Donald Trump wird Europa kein Protektorat der USA mehr sein. Europa muss die Konsequenzen daraus ziehen.» Wie bitte? Europa – bis dato ein Protektorat der USA? Ohne die Vereinigten Staaten von Amerika wäre die Nazi-Barbarei nicht besiegt worden, ohne ihren Schutz hätte Westeuropa auch der kommunistisch-sowjetischen Diktatur nicht standgehalten. Nein, für solchen importierten Schwachsinn hat es in der Schweizer Politik keinen Platz – definitiv nicht.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Was ich auf dem Bild sehe, ringt jedem Schützen Achtung vor der Treffgenauigkeit ab: Eine grobe Sichtung zeigt
- 4 Treffer im Gesicht der Jungfrau
- 3 Treffer im Herzen der Jungfrau
- 14 (oder mehr) Treffer in Gesicht und Kopf des Jesuskindes
- 2 Treffer in der Gloriole
Fehler? Fehlschuss? Provokation? Fehl-Verdächtigung? False-Flag?
Wem darf man was zu-trauen? Welche Entschuldigung stellt das welches Vertrauen wieder her? Was ist Wahrheit?
Was für ein herrliches Zeichen, wenn sie einst getauft werden, Reue zeigen und Demut an den Tag legen sollte.
Im Übrigen muss man auf diesen muslimischen Hintergrund nicht ständig anspielen, als wollte man einen religiösen Kulturkampf dahinter sehen bzw. entstehen lassen. Der Islam ist nach ihren Aussagen für Frau Ameti offenbar nicht relevanter als für viele getaufte Politiker das Christentum. Das ist eigentlich für den Typus plausibel.
In der NZZ, im Tagesanzeiger, auf kath.ch, und jetzt noch hier. Manchmal brauchen einige Journalisten einfach eine Bühne, und man erzählt fünf mal das Gleiche. Das gilt auch für andere klickträchtige stories.
Der einzige welcher davon profitiert, ist der Gehörnte, weil er dem Jesus auf dem Maul steht. Niemand redet vom übernatürlichen Sachverhalt. Viel was geschrieben wird, ist nur Selbstvermarktung im Rahmen der Gesetze - vor allem die unzähligen Meldungen (nicht hier) zu "sexuellen Belästigungen".