Von Sanija Ameti auf Instagram gepostetes und inzwischen gelöschtes Bild.

Kirche Schweiz

Sanija Ameti: Von der Täte­rin zum Opfer

Eine soeben gestar­tete Online-​Petition eilt Sanija Ameti zu Hilfe. Damit soll der gegen sie ent­fach­ten Kam­pa­gne Ein­halt gebo­ten wer­den. Sanija Ameti hatte am ver­gan­ge­nen Wochen­ende auf Ins­ta­gram einen Post auf­ge­schal­tet, der zeigt, wie sie mit der Luft­pis­tole auf ein Bild der Mut­ter Got­tes mit Jesus­kind mehr als 20 Schüsse abfeuert.

Die Petition unterzeichnet haben bereits mehrere Exponentinnen und Exponenten der linken Polit- und Kulturszene wie Anna Rosenwasser, Tamara Funiciello und Roger de Weck. Die Petition kommt reichlich spät, rennt offene Türen ein. Bereits am 10. September hatte Peter Blunschi auf «watson.ch» eine Brandmauer hochgezogen. Der Umgang mit Sanija Ameti erinnere ihn an Hexenverfolgungen früherer Jahrhunderte, eines der «trübsten Kapitel der europäischen Geschichte». Es sei schlicht «unerträglich, dass man sie als moderne Hexe auf dem virtuellen Scheiterhaufen verbrennt». Am 11. September doppelte der «Tages-Anzeiger» nach. Ein ganzseitiger Artikel trug den Titel «Die Zerstörung der Sanija Ameti». Darin wird David Schärer, ehemaliges Mitglied der Operation Libero, mit den Worten zitiert, er habe es noch nie erlebt, dass «in der Schweiz jemand öffentlich so fertig gemacht, so vernichtet wurde».

Die Petition fordert deshalb: «Eine öffentliche Entschuldigung und Reue müssen in unserer Gesellschaft einen Wert haben.» Eine Forderung, der man sich ohne Vorbehalte anschliessen kann. Fragt sich nur: Wie ehrlich war diese Reue, wie ernst war sie gemeint? Da sind ernsthafte Zweifel angebracht. «Auf den Inhalt der Bilder habe ich nicht geachtet. Ich habe mir nichts dabei überlegt», versuchte Sanjia Ameti die Schiessorgie herunterzuspielen. Michael Marti bezeichnet im «Tages-Anzeiger» vom 10. September diese Ausflüchte als «faule Ausrede – dreister, als die Politik erlaubt».

Hauszeitung statt Katalog
Kommt hinzu: Querbeet durch alle Medien ist vom Begriff «Katalog» die Rede, auf den Sanija Ameti ihre mehr als 20 Schüsse abfeuerte. Sie selber sagt dazu: «Als Vorlage für das 10-Meter-Schiessen habe ich Motive gebraucht, die genug sichtbar sind. Ich hatte nur den Koller-Katalog zur Hand, der gross genug war. Auf den Inhalt der Bilder habe ich nicht geachtet.»
«swiss-cath.ch» konnte durch ihre Recherchen in Erfahrung bringen, dass Sanija Ameti auf eine für die Schiessübung viel geeignetere, 20-seitige Hauszeitung im A-3-Format (!) gefeuert hat. Das schliesslich als Schiessobjekt ausgewählte Bild befindet sich auf Seite 4. 20 Seiten sind schnell durchgeblättert. Warum hat sie sich nicht – um nur ein Beispiel zu nennen – auf die auf Seite 15 abgebildete Uhr eingeschossen?

Jenseits von Gut und Böse war der Kommentar im SRF-Nachrichtenmagazin «10 vor 10» vom Montagabend, in welchem die Ballerei von Sanija Ameti allen Ernstes als eine Provokation bezeichnet wurde, die im «politischen Alltag gang und gäbe ist».

All dies legt die Schlussfolgerung nahe, dass Sanjia Ameti ganz bewusst auf die zentralen Figuren des christlichen Glaubens geschossen hat. Für diese Einschätzung spricht zudem, dass es sich bei ihr um eine mittlerweile 32-jährige ausgebildete Juristin und Fachfrau in Sachen Kommunikation handelt. «Es entstand der begründete Eindruck, Sanija Ameti überlasse nichts dem Zufall, vielmehr setze ihre Aussagen wie ihr Aussehen höchst strategisch und durchdacht ein, um maximale Wirkung zu erzielen», bilanziert Christoph Mörgeli bündig. Gerade deshalb muss auch das in den Medien fast gebetsmühlenartig wiederholte Schlagwort von der «(Riesen-)Dummheit», welche Sanija Ameti begangen haben soll, als unglaubwürdige Beschwichtigung qualifiziert werden. Mörgeli weiter: «Noch dümmer von ihr war jedoch, das Publikum für so dumm zu verkaufen.»

Vergebung und Verzeihung bedingen eine vorgängige, aufrichtige und ehrliche Reue. Dies lässt sich bei Sanija Ameti im Lichte der vorstehenden Ausführungen jedoch nicht ausmachen.

Was zudem irritiert: Die NZZ befragte Nicolas Mori, Sprecher der Reformierten Kirche Zürich, zu diesem Vorfall. Der «Tages-Anzeiger» wandte sich seinerseits an Christoph Sigrist, bis vor kurzem reformierter Pfarrer am Grossmünster. Beide verfügen als Repräsentanten der Kirche Zwinglis bzw. dessen gnadenlosen Bildersturms nicht unbedingt über das notwendige Sensorium für den Stellenwert der Bilderverehrung in der orthodoxen und katholischen Kirche. Entsprechend fielen ihr Reaktionen aus: Die Kirche (gemeint ist die reformierte) sei nicht besonders empfindlich, wenn es beispielsweise um Karikaturen über religiöse Inhalte gehe. Schliesslich lebe man in einer säkularisierten Gesellschaft, befand Nicolas Mori. Noch einen Schritt weiter ging Christoph Sigrist: «Natürlich (sic!) wurden Menschen in ihren religiösen Gefühlen verletzt.» Aber er störe sich daran, dass das nun instrumentalisiert werde, um eine Hexenjagt zu veranstalten. Die Täter-Opfer-Relation auf den Kopf stellend fügte er hinzu, sein Blick gelte in solche Situationen stets den Opfern: «Dazu zählt Sanija Ameti. Aber auch jede andere Person, bei der diese Kampagne Ängste und Verletzungen bewirkt.»

Buchstäblich den Vogel abgeschossen hat der Zürcher GLP-Politiker Benjamin Gautschi, gemäss eigenem Bekunden Protestant («Ich habe Religionsunterricht besucht und bin auch konfirmiert»). Gegenüber den ch-Medien gab er zu Protokoll: Ihm selbst wäre auch nicht bewusst gewesen, dass Maria und Josef auf dem Bild zu sehen seien. «Ich habe es nicht direkt erkannt. Für mich ist das kein klassisches Maria-und-Jesus-Bild, das man von der Krippe kennt.» Kunststück: Das Bild des Jesuskindes wurde durch mehr als 15 Schusslöcher bis zur Unkenntlichkeit entstellt!

Es steht ausser Frage: In unserer Gesellschaft darf es keinen Platz geben für Gewalt und Hassausbrüche, auch nicht gegenüber Sanija Ameti. Aber ebenso klar muss sein: Keine Toleranz der Intoleranz!

Der grosse Philosoph Karl Popper hat dieses unverzichtbare Erfordernis einer freiheitlichen, den Menschenrechten verpflichtete Gesellschaft wie folgt umschrieben:

«Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranten zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.»


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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    Meier Pirmin 20.09.2024 um 17:09
    Dieses Thema wurde auf dieser Seite einige Tage zuvor unter dem Titel "Sanija Ameti - Schlussstrich", was aber keineswegs ein Schlussstrich war, gründlich und auch kritisch diskutiert. Es hat sich u.a. auch mein kirchlich engagierter Kollege aus dem Seetal, Dominik Thali dazu geäussert, mit dem Vorwurf, es seien gegen Ameti angeblich zu viele Steine geworfen worden, im Sinne der Mahnung Jesu Christi betr. den "ersten Stein". So als dürfe sich der "christliche Sünder" gegen Blasphemien nicht wehren, auch dann nicht, wenn er selber sich davon so betroffen fühlt, als ob das Andenken seiner eigenen leiblichen Mutter geschändet worden wäre. Ich möchte dem noch hinzufügen, dass zum Beispiel wir Kollegi-Schüler einst bei der Aufnahme in die Marianische Sodalität, auch wenn es lange her ist, gelobt haben, die Muttergottes niemals zu verunehren, weder durch eigenes Verhalten und Rede noch durch Duldung desselben in unserer Umgebung.

    In diesem Sinne erlaubte ich mir, die "Vergebung" für Frau Ameti durch Bischof Bonnemain nicht im gleich pressanten Tempo nachzuvollziehen, weil dafür nämlich die Bitte um die Verzeihung hätte vorausgehen dürfen, anstelle einer Täter-Opfer-Umkehr, wie sie im Moment sogar durch eine Aktion mit Solidaritätsunterschriften geleistet wird. Es drückt sich darin durchaus ein antichristlicher Kulturkampf aus, der sich im Hass auf christliche Symbole, dessen Zelebration als "Meinungsfreiheit" verkauft wird, austobt.

    Kommt noch etwas anderes dazu, was wohl nicht nur von Bischof Bonnemain unterschätzt wird: Es gibt unzählige getaufte, gefirmte, auch nach wie vor betende Christen, die aus erklärlichen Gründen mit der christlichen Obrigkeit und dem System der Landeskirchen wenig bis nichts mehr anfangen können, die aber nichtsdestotrotz ihre Anliegen zum Beispiel an heiligen Orten und Stätten deponieren, was mir bei der volkskundlichen Erschliessung derselben hundertfach aufgefallen ist. Sei es etwa durch Anzünden einer Kerze an einem der Muttergottes geweihten "Gnadenbrünneli", siehe Wolhusen oder Luthernbad, um nur zwei markante Beispiele zu nennen. Ich kenne überdies einen hochprominenten katholischen Autor, schwerkrank, der sowohl an der Kirche wie auch mit der Ehe im Sinne von "ein Fleisch" gescheitert ist, dem im Leben und in der Liebe buchstäblich nichts mehr übrig geblieben scheint als die immerhin literarisch-küntlerisch bezeugte Kommunikation mit der Muttergottes. Dieser Bezug bezeugte sich auch nachweisbar im religiösen Leben des vor Monatsfrist verstorbenen weltberühmten französischen Filmschauspielers Alain Delon, notabene ebenfalls lebenslänglich beeinflusst durch eine in einem katholischen Internat geprägte Spiritualität, die sogar Lebensphasen der Sünde und des "Lasters" überstanden hat, dergestalt, dass ich derlei Persönlichkeiten als Glieder des Volkes Gottes nicht unterschätzen würde. Von beiden Persönlichkeiten weiss ich, dass sie sich über ihre ganze Lebensspanne von der Muttergottes begleitet wussten, der einzigen Frau, von der sie weder verlassen wurden noch sich je von dieser selber losgesagt hätten. Von diesen "Sündern" abgesehen bin ich überzeugt, dass selbst ein im Zuchthaus einsitzender katholischer Mafiaboss eine der Aktion Ametis vergleichbare Schändung der Muttergottes und ihrem Kind bei einem Mithäftling im Gegensatz zu Bischof Bonnemain weniger schnell verziehen hätte, wenn überhaupt. Er hätte es dem Mitgefangenen mutmasslich mit allertiefster Verachtung heimgezahlt. Im Zuchthaus gibt es traditionell ein Ehrgefühl, das bei einer Bischofskonferenz nicht automatisch vorausgesetzt werden darf, gilt übrigens auch für den Umgang mit Kinderschändern!
  • user
    ser AD 13.09.2024 um 10:48
    Sie (Ameti) schrieb selbst dazu "abschalten". Dürfte ja klar sein: das Christentum, den Glauben.

    Das kam mir spontan in den Sinn. Alles andere sind faule Ausreden.