Wie entstand die Idee zu diesem doch sehr umfangreichen Buch?
2010 hatten wir katholischen Theologieprofessoren an der Münchener Universität ein Treffen mit Reinhard Kardinal Marx, das ganz im Zeichen der Missbrauchsfälle stand. Nach dem Ende der Zusammenkunft kam er auf mich zu und meinte: «Jetzt müssen Sie aber etwas für den Zölibat machen.» Damals hatte ich gerade eine grosse Textsammlung zu Dokumenten des Lehramtes zu Spiritualität und geistlichem Leben, den «Guibert», herausgebracht. Sie enthielt umfangreiche Kapitel zum Zölibat, auch in der Alten Kirche. Da lag es nahe, daran weiterzuarbeiten. Ich konzentrierte mich auf die Anfänge, also bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts. Denn in diesem Zeitraum wurden die Grundlagen für die Enthaltsamkeitsdisziplin für Priester gelegt. Dabei habe ich nie der weitverbreiteten Meinung getraut, dass diese eigentlich eine Erfindung des Mittelalters sei und dem Rigorismus der Gregorianischen Reform zugeschrieben werden müsse. Anfangs dachte ich allerdings recht naiv, ich könnte mich mit zwei Dutzend Stellen begnügen. Stattdessen folgten jetzt über 400 Quellentexte und 14 Jahre Arbeit!
Was unterscheidet Ihr Buch über den Zölibat von anderen Büchern, die sich mit dem Zölibat beschäftigen?
Es ist eine Sammlung von Quellentexten. Damit kann sich jeder selbst ein Bild von der Frühgeschichte des Zölibates machen. Das ist vielleicht mühevoll oder, wie ich eher sagen würde, abenteuerlich. Denn Quellen zu studieren ist eine Entdeckungsreise, ist Abenteuertourismus, keine «All-inclusive»-Tour. Das gilt ganz besonders für heiss umstrittene Themen wie den Zölibat. Da gibt es zwar ausgezeichnete Monografien, auch Pro-Zölibats-Studien wie die von Christian Cochini und vor allem die von Stefan Heid. Aber selbst solche Arbeiten kommen nicht ohne eine Tendenz aus. Das hat die fatale Folge, dass Anhänger des anderen Lagers nur abwinken und sich gar nicht mehr mit ihren Argumenten beschäftigen.
Wie sind Sie vorgegangen, um Quellen zum Zölibat zu finden?
Seit Jahrhunderten gibt es schon eine Diskussion um den Zölibat. Die Parteien waren zunächst evangelisch gegen katholisch, aber schon im 19. Jahrhundert wurde auch innerhalb der katholischen Theologie heftig darum gestritten. Im Lauf der Zeit entstanden dabei umfangreiche Textsammlungen, die allerdings unseren wissenschaftlichen Ansprüchen nicht mehr genügen können. Auf jeden Fall bildete sich eine Reihe von Schlüsseltexten heraus, die immer wieder von der einen oder der anderen Seite angeführt wurden. Also gewissermassen die Kronzeugen. Neuere Autoren rufen sie auch weiterhin auf, und jeder bemüht sich, sie für die eigene Sache ins Kreuzverhör zu nehmen. Aber in der jüngeren Diskussion werden nun auch solche Stellen genannt, die für den Kontext der Enthaltsamkeit wichtig sind. Das betrifft zum Beispiel die Frage, ob ein Laie nach seiner Verwitwung eine neue Ehe eingehen darf. Diese Frage befremdet uns etwas, aber eine Zeit lang wurde sie heftig diskutiert. Am Ende herrschte weitgehend Konsens: Das ist erlaubt, aber nicht gerade vorbildlich. Denn ein Wiederverheirateter stand im Geruch, nicht enthaltsam sein zu wollen, wenn es einmal darauf ankam. Das ist nun als Kontext auch für die Kleriker wichtig. Denn jetzt erst versteht man, worauf die Kirche abzielte, wenn sie bei ihren höheren Klerikern eine zweite Ehe überhaupt nicht gestattete. Und wenn man dann noch sieht, dass die Eheschliessung schon vor der Weihe stattfinden musste, dann legt das alles ziemlich deutlich nahe: Die Kirche erwartete von ihnen nach der Weihe Enthaltsamkeit, auch wenn sie verheiratet waren. Kurz: Kronzeugen und Kontexte, das gab schon eine stattliche Reihe von Textstellen. Insgesamt sind es etwa 400 solcher Quellentexte, dazu noch 60 Texte zu drei speziellen Fragen.
Fanden Sie in den Quellen auch unerwartete, vielleicht aus heutiger Sicht amüsante oder im Gegenteil tragische Texte?
Ja, unerwartete Funde sind der Treibstoff bei der Quellenarbeit, der einen am Laufen hält, wenn es einmal mühsam zu werden droht. Quellen sind immer für eine Überraschung gut. Da ist etwa die kultische Reinheit. So wird gerne argumentiert: Ins Christentum sind heidnische Kult-Tabus eingewandert, wonach die Berührung einer Frau unrein für den Gottesdienst macht. Schaut man sich die Texte an, so geht es bei der Enthaltsamkeit um die innere Freiheit zum Gebet. 1 Kor 7,5 spielt dafür die entscheidende Rolle, also dass Eheleute in gegenseitigem Einvernehmen «um des Gebetes willen» Enthaltsamkeit wählten. Das ist ein verinnerlichtes, geistliches Verständnis der Reinheit, das mit heidnischen Sexualtabus kaum mehr etwas zu tun hat.
Amüsant? Ja, Schmunzler gibt es schon immer mal wieder. Mir selbst hat da etwa der lange Brief des Synesius von Cyrene besonders gefallen. Dieser reiche, philosophisch hochgebildete Mann war 410/411 zum Bischof von Ptolemais gewählt worden. Doch davon ist er ganz und gar nicht «amused». Deshalb bietet er all seine Redekunst auf, um den Patriarchen von Alexandrien die Hände über dem Kopf zusammenschlagen zu lassen: Jeden anderen als Bischof, aber nicht den Synesius! Er führt seine Liebe zur Jagd, seine Sorge für die vergötterten Hunde und seine platonischen Ansichten über die Seele und das Jenseits an. Aber er denkt auch gar nicht daran, enthaltsam in seiner Ehe zu leben. Wie er das schreibt, das ist voll Ironie, ganz der grossbürgerliche Intellektuelle und Bon-vivant. Der Brief gehört übrigens zu den Kronzeugen für die These: Im 4. Jahrhundert waren zumindest in Nordafrika Zölibat und Enthaltsamkeit noch keine Vorschrift. Doch eine genaue Lektüre ergibt das Gegenteil: Gerade weil Synesius um entsprechende Vorschriften weiss, spricht er davon, um eben seine Bischofsweihe zu verhindern!
Tragisch? Ich persönlich finde die Entwicklung in der Orthodoxie schon ein bisschen tragisch. Lange galt wohl auch im Osten die Klerikerenthaltsamkeit. Aber 691/692 auf der Trullanischen Synode hat man sich dann anders entschieden: Priester, allerdings nicht Bischöfe, dürfen auch weiterhin ehelich zusammenkommen.
Der Zölibat ist ja sehr umstrittenen. Die einen führen ihn auf Jesus Christus zurück, andere gehen von einer sehr viel späteren Einführung des Zölibats aus. Welche Erkenntnisse konnten Sie aus dem Quellenstudium ziehen?
Ähnlich wie in der biblischen Exegese stösst man auch beim Kirchenväterstudium normalerweise nicht auf Dokumente, die zweifelsfrei eine bestimmte These belegen. Gerichtlich gesprochen, legen die Texte bei umstrittenen Fragen meistens kein umfassendes Geständnis ab, und deshalb muss man einen Indizienprozess führen. Manche Hinweise wiegen schwer, bei anderen wird man ehrlicherweise sagen: Es könnte so verstanden werden, aber auch anders. Den Ausschlag gibt, dass die Indizien zusammenpassen, und dann kann man sagen: Es gibt sehr gute Gründe für diese Annahme. So ist es auch beim Zölibat. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass es von Anfang an eine besondere Erwartung für ein enthaltsames Leben an Bischöfe, Priester und zumeist auch Diakone gegeben hat. Ein wichtiges Indiz ist die schon erwähnte «Monogamieregel», also dass sie vor der Weihe heiraten und Kinder zeugen konnten, aber nach der Weihe keine neue Ehe eingehen und wohl auch keine weiteren Kinder zeugen durften. Ein anderes Indiz besteht darin, dass man im 4. und 5. Jahrhundert, als diese Vorschriften auch explizit in Synoden und bei den Päpsten greifbar werden, deutlich zu erkennen gibt: Damit bewahren wir die Tradition der Apostel. Wir führen keine Neuerung ein. Erstaunlich ist auch, dass wir Belege dafür aus allen Teilen der Kirche finden, also gerade auch aus dem Osten.
Überraschend war, dass die Kirchenväter und die Synoden immer wieder im gleichen Atemzug auch die Ehe verteidigten: Enthaltsamkeit gilt nicht, weil die Ehe oder die eheliche Vereinigung in sich schlecht wäre. Dabei konnte ich auch einige missverständliche Stellen ins rechte Licht rücken. Und schliesslich: Die Enthaltsamkeitserwartungen an die Kleriker waren eingebettet in eine christliche Kultur, die Keuschheit und Enthaltsamkeit bei allen Christen hoch schätzte.
Denken Sie, dass Ihr Buch zu einer sachlicheren Diskussion über den Zölibat beitragen kann?
Ja, «ad fontes», zurück zu den Quellen, das ist schon in der Wissenschaft immer das beste Mittel, um Ideologie und Parteiengeist zu bekämpfen. Ich hoffe aber auch besonders darauf, dass das Buch konservativeren Geistern in der Kirche sozusagen den Kopf freipustet. Die meisten von ihnen argumentieren beim Zölibat mit einer «Ja, aber»-Position: Ja, lange waren die Kleriker verheiratet, und erst das lateinische Mittelalter hat den Zölibat durchgesetzt, leider auch mit mancherlei fragwürdigen Argumenten. Aber es gibt doch Gründe, die diese eher zufällige Entwicklung sinnvoll machen. Mit einer solchen Position wird man den Zölibatsgegnern immer die Offensive überlassen.
Meine Texte können ihnen zeigen, dass sie guten Gewissens eine «Ja, wirklich»-Position einnehmen können: Ja, wirklich, die Katholische Kirche hat als einzige die Enthaltsamkeitsdisziplin der Anfänge bewahrt und später nur den Umständen angepasst. Sie hat sich dabei in der Verpflichtung durch die apostolische Tradition gesehen. Damit ist der Zölibat mehr als ein rein kirchliches Gesetz, das man jederzeit ändern könnte. Man kann deshalb sogar sagen: Am Zölibat festzuhalten ist eine ökumenische Aufgabe. Denn nur so bleibt wenigstens in einer Kirche ein wichtiges Element der Anfänge in Kraft.
Ihr Buch umfasst über 1000 Seiten, ist also nicht unbedingt als Ferienlektüre geeignet. Für wen ist Ihr Buch gedacht?
Das ist vielleicht eher eine Frage, wie schwer der Koffer werden darf … Man muss das Buch natürlich nicht von A bis Z durchstudieren. Man kann blättern, auf Entdeckungsreise gehen, sich von Überschriften, Zusammenfassungen und thematischen Einheiten leiten lassen und sich hier und da festlesen. Manche Texte können regelrecht als Anregung zur Meditation dienen. Insofern ist das Werk für alle gedacht, die sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen wollen. Den Priestern soll es ganz besonders ans Herz gelegt werden, denn nach so vielen Angriffen auf ihre Lebensweise stehen sie in Gefahr, irgendwo in einem Winkel eben dieses Herzen zu denken: Ja, die haben ja recht, irgendetwas stimmt nicht ganz mit mir! Und dann natürlich der Traum: Wenn die Bischöfe der Kirche sich wenigstens einmal die Schlussfolgerungen anschauen mögen, bevor sie sich zum Thema äussern, hätte sich die Mühe wahrlich gelohnt.
Prof. Andreas Wollbold ist Professor für Pastoraltheologie an der Universität München. Vor seiner pastoraltheologischen Spezialisierung hat er ein patristisches Lizenziat am «Augustinianum» in Rom erworben. Seitdem widmet er sich immer auch patristischen Themen.
Andreas Wollbold, Zölibat. Schlüsseltexte aus den Anfängen bis zum 5. Jahrhundert. Verlag Pustet Regensburg 2024, 1040 Seiten, ISBN 978-3-79173452-1. Link
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Prof. Andreas Wollbold kommt in seinem umfangreichen Werk zum gleichen Schluss, wie Alfons Maria Kardinal Stickler in seinem meines Wissen vergriffenen Büchlein «Der Klerikerzölibat, Seine Entwicklungsgeschichte und seine theologischen Grundlagen». «Ja, wirklich, die Katholische Kirche hat als einzige die Enthaltsamkeitsdisziplin der Anfänge bewahrt und später nur den Umständen angepasst. Sie hat sich dabei in der Verpflichtung durch die apostolische Tradition gesehen. Damit ist der Zölibat mehr als ein rein kirchliches Gesetz, das man jederzeit ändern könnte.» schreibt Prof. Wollbold. Kardinal Stickler zitiert Kanon 33 des Konzils von Elvira und dazu das Votum des Bischofs Gentilius auf dem zweien afrikanischen Konzil: «… damit so, was die Apostel gelehrt und ein alter Brauch bewahrt hat, auch wir behüten. Diskussionen über den Zölibat hat es immer gegeben und wird es weiterhin geben. Verstanden und gelebt aber kann er nur als Wunsch des Herrn an seine berufenen Diener.
Sehr interessant wäre die Geschichte rund um den heiligen Gangolf, dessen Geschichte viel mit der Ehe zur Zeit des Feudalismus zu tun hat. vgl. die Gangolf-Kapelle in Einsiedeln entlang des Pilgerweges, älterste nie abgebrannte erhaltene Kapelle., Während Gangolf im Kriegsdienst war, ev. Kreuzzug, brach seine Frau mit einem ruchlosen Priester die Ehe. Dieser Kult war sehr populär, im Kanton Zug gibt es u.a. auch einen Gangolfsweiler usw. , auch in Deutschland starker mittelalterlicher Kult. Dabei ist nicht zu vernachlässigen, dass viele Zölibatäre, besonders Einsiedeln, aus adligen Familien stammten, das zölibatäre Nichtheiraten Zusammenhang hatte mit dem Erbrecht zumal von Reichen und Adligen. Galt auch für Klosterfrauen, was die Verhältnisse in den Zürcher Stadtklöstern zur Zeit von Zwingli u. Bullinger erklärt, wohingegen z.B. Fahr nur wenige Austritte hatte, mehr echte Berufungen.
Zwischen 1400 und 1600 bürgerte sich indes mehr und mehr eine Dispenspraxis ein, obwohl es formell keine Dispens vom Zölibat gab, aber wer, wie der Pfarrer von Bremgarten, Bullinger senior, jährlich seine Abgabe an den Bischof zahlte, konnte wie jener Pfarrer Bullinger mit einer sehr angesehenen Stadttochter namens Anna Wiederkehr in treuer inoffizieller Ehe zusammenleben, und zwar im Pfarrhaus, ohne Heimlichtuerei; seine Söhne konnte er an besten Schulen ausbilden u. Theologie studieren lassen, so den späteren Reformator Bullinger in Köln in der gleichen Burse wie der bedeutende Glarner Humanist Glarean und bald nach ihm Petrus Canisius. Bullinger sen., der Vater von Zwinglis Nachfolger, galt als kath. Pfarrer als der durchaus treueste "Ehemann" der Stadt Bremgarten, Bullinger der Jüngere hingegen weibte lange erfolglos um eine ehemalige Zürcher Nonne, die nach dem Austritt aus dem Kloster wieder zu ihrer verwitweten Mutter zurückgekehrt war, die aber Bullinger jun. lange keine Heiratserlaubnis gab, weil er nicht reich genug war, so musste er den Tod seiner Schwiegermutter abwarten. Als nämlich die besagte Nonne, ebenfalls mit Namen Anna, aus dem Kloster ausgetreten war, begab sie sich in Abhängigkeit ihrer Mutter., ohne deren Erlaubnis sie nicht heiraten durfte. Der Austritt aus dem Kloster war insofern also keine "Frauen-Befreiung."
Von Zwingli wissen wir aufgrund einer schriftlichen Beichte an einen Zürcher Chorherrn, dass er in Einsiedeln zwar Probleme hatte mit dem Zölibat, aber a) nie eine Jungfrau berüht b)nie eine Klosterfrau (im Gegensatz zu seinem Kollegen Leo Jud, der sich mit einer Nonne vom Kloster Au bediente , wo er Spiritual war) c) nie in eine Ehe eingedrungen sei. Hingegen hatte er zeitweilig eine Beziehung mit einer Coiffeuse, Tochter des Stiftsammanns, deren Ruf so schlecht gewesen sein soll, dass ein zusätzlicher Kontakt diesen nicht noch hätte verschlechtern können, wiewohl Zwingli sich für diese Sache sehr schämte, letztlich aber vor allem mit dem Stiftsammann deswegen Ärger hatte. Dies zur Zeit seiner Kandidatur zum Stadtpfarrer von Zürich bei einem Gegenkandidaten von "schwäbischem Windbeutel", der bereits 5 Kinder hatte. Das Gerücht eines unehelichen Kindes von Zwingli in Einsiedeln scheint falsch zu sein, eine Unterstellung. Aufgrund seiner entschiedenen Bekehrung zum Evangelium wurde Zwingli dann der stärkste Konkubinatsgegner der Schweizer Geschichte, setzte in Zürich ein Verbot durch, das bis nach 1960 wirkte, ohne dass man sich bewusst war, dass damit nach 1520 bloss die dortigen Kleriker und Chorherren mit diesem gemeint waren. Für Zwingli war es sehr wichtig, dass er eine seriöse Witwe, Anna Reinhard, zunächst in heimlicher Ehe (1522). dann in kirchlicher Ehe als hochseriöse Beziehung pflegte. Eine Jungfrau wäre auf keinen Fall in Frage gekommen, auch keine Klosterfrau, wohingegen die Vermögensverhältnisse ebenso wichtig waren wie geistige und geistliche Gleichgesinntheit. Hochbedeutend ist der pädagogische Essay von Zwingli an seinen Stiefsohn, noch aus der Zeit vor der kirchlichen Heirat, eine Erziehungsabhandlung, die von Pestalozzi stammen könnte. Zwingli führte, man kann es nichts anders sagen, eine im biblischen Sinn dann patriarchalische Ehe. Bullinger musste über 2 Jahre auf die Verehelichung warten, hat aber in dieser Zeit seine Frau theologisch unterrichtet, durfte nicht bei ihr schlafen, sondern im Hotel Storchen, wo er auch mit Paracelsus in Kontakt kam, die beiden verstanden sich schlecht. Das theologische Gesamtwerk von Zwingli und Bullinger umfasst einen kolossalen Umfang, wird von Lutheranern und Katholiken unterschätzt. Wohl niemand hat sich gründlicher mit der Kindertaufe befasst wie Zwingli, was mir beim Studium von dessen Taufschriften klar geworden ist. Seine wichtigste ethische Orientierung schon in seiner allerersten Schrift von 1510 war übrigens Bruder Klaus.