Kirchenratspräsident Dr. Reto Wehrli begrüsste am Freitag, 6. Juni 2025, zur Vesperzeit um 17.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Martin, Schwyz, die illustre Gästeschar mit den geistlichen Herren Dekan Rudolf Nussbaumer und Ortspfarrer Kurt Vogt sowie Landammann Michael Stähli an der Spitze der weltlichen Behörden zur Vorstellung des 1139. Bandes der «Schweizerischen Kunstführer».
Eingestimmt mit von Peter Fröhlich meisterlich vorgetragenen Orgelklängen prägte Dr. Reto Wehrli eingangs die Feststellung, dass die Anwesenden in diesem prachtvollen Raum gleichsam zu Zeugen der Gleichzeitigkeit von sakraler Dominanz und profaner Bedeutung dieses Gotthauses werden. Mit den Werken von Meinrad Inglin vertraut fiel es ihm leicht, einen Bezug zu einem der bedeutendsten Schweizer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts herzustellen, dessen Lebensweg im Schatten der Pfarrkirche St. Martin seinen Anfang nahm. Seine Schilderung des katholischen Milieus mit seinen unterschiedlichen sozialen Schichten im Roman «Die Welt in Ingoldau», der mit der Beschreibung der Fronleichnamsprozession endet, diente sozusagen als literarischer Beleg für die Strahlkraft von St. Martin.
Unvermeidlich war anschliessend die Berufung auf das bekannte Diktum von Prof. Dr. Linus Birchler, dass die Pfarrkirche Schwyz als festlichste Pfarrkirche der Schweiz zu gelten habe, was Dr. Reto Wehrli mit der These untermauerte, dass diese Aussage von Prof. Dr. Linus Birchler als nichts anderes als die Wahrheit zu werten sei. Dem konnte niemand widersprechen.
Den Reigen der Ansprachen setzte lic.phil. Markus Andrea Schneider fort, welcher als leitender Redaktor die «Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte» (GSK) vorstellte. Mit den Tätigkeitsschwerpunkten Forschung und Vermittlung gibt die GSK die Schriftenreihe «Schweizerische Kunstführer» heraus, die sich grosser Beliebtheit erfreut, wozu nicht zuletzt deren Hosentaschenformat seinen Beitrag leistet. Mit dem vorliegenden Band Nr. 1139 konnte die GSK dieser Schriftenreihe einen weiteren Glanzpunkt beifügen.
Im Namen der Autoren präsentierte Dr. Marco Sigg, Co-Autor zusammen mit alt Denkmalpfleger lic.phil. Markus Bamert, den gelungenen Kunstführer. Das Werk gliedert sich mit der Entstehungsgeschichte der Pfarrkirche St. Martin (Autor Dr. Marco Sigg) bzw. der kunstgeschichtlichen Beschreibung und Würdigung (Autor Markus Bamert) in zwei Teile.
Schwyz umfasste als «Urpfarrei» zusätzlich die umliegenden Talschaften, worin sich die frühe kirchliche Bedeutung dieses Fleckens zeigt, was sich auch in der Baugeschichte von St. Martin widerspiegelt. Ausgreifend auf die erste archäologisch belegte Kirche aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts lässt sich der Bogen über fünf Vorgängerbauten bis zur heutigen Pfarrkirche spannen. Dabei wurde häufig der Grundriss der Vorgängerbauten übernommen und weiterentfaltet, bis schliesslich der heutige Bau grandioses Zeugnis dieser Entwicklung ablegt.
Nach dem verheerenden Dorfbrand vom April 1642 schuf die Schwyzer Obrigkeit per Mandat die ortsplanerischen Voraussetzungen, damit sich das kultische Zentrum gegenüber dem wiederaufgebauten Rathaus nach aussen als Kulminationspunkt barocker Repräsentation entfalten kann. Dabei wird der Einheit von Rathaus, Hauptplatz und Pfarrkirche gebührende Beachtung geschenkt.
Für die Ausstattung der in ihrer heutigen Form ab 1769 neuerbauten Kirche war nur das Beste gut genug! Während der direkte Vorgängerbau als zu klein und nicht dem mit zahlreichen Herrenhäusern in Schwyz manifesten Repräsentationsbedürfnis entsprechend empfunden wurde, folgten die Gebrüder Jakob und Johann Anton Singer dem Ruf nach einer imposanten Raumschale. Angestossen und in der Hauptsache finanziert durch Augustin Reding (der Reiche) konnten für den Neubau namhafte Künstler verpflichtet werden wie Josef Ignaz Weiss (Deckenbilder), Lorenz Schmid (Hochaltar), Gebrüder Scheffler (Figuren Hochaltar), Carlo Andrea Galetti (Seiten- und Querschiffaltäre, Kanzel und Taufstein), Stefano Salterio (Figuren Seiten- und Querschiffaltäre), Johann Georg Scharpf und Andreas Klotz (Stuckaturen).
Nach diesen Einblicken in die Bau- und Ausstattungsgeschichte der Pfarrkirche St. Martin setzte Kirchenratspräsident Dr. Reto Wehrli mit seiner Dankadresse den Schlusspunkt. Die Initiative für die Neubearbeitung des Kunstführers, dessen letzte Ausgabe aus dem Jahr 1974 stammte, ging verdankenswerterweise von Pfr. Kurt Vogt aus. Finanziell von der Röm.-Kath. Kirchgemeinde Schwyz und der Carl und Elise Elsener-Gut Stiftung unterstützt, kann mit dem neuen Kunstführer den Kirchenbesuchern eine überzeugende Schrift in die Hände gegeben werden. Den Autoren Markus Bamert und Dr. Marco Sigg ist zu diesem gelungenen Werk vorbehaltlos zu gratulieren. Sie haben einen wesentlichen Beitrag geleistet, um das Staunen über dieses singuläre Kunstwerk auch in der heutigen Zeit nicht abreissen zu lassen. Hierfür gebührt Ihnen Anerkennung und Dank!
Mit der vorliegenden Neuauflage des «Schweizerischen Kunstführers» zur Pfarrkirche St. Martin Schwyz wird das Diktum von Prof. Dr. Linus Birchler, dass die Pfarrkirche St. Martin als die festlichste Pfarrkirche der Schweiz zu gelten habe, auch für zukünftige Generationen tradiert!
9. Juni 2025: Vorname des Organisten korrigiert (Peter Fröhlich, nicht Norbert Fröhlich). Wir bitten um Entschuldigung.
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