Das Grabmahl von Maria Clementina Stuart (Ausschnitt). (Bild: Torvindus CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Seite an Seite mit den Päps­ten – vier Frau­en­grä­ber im Petersdom

Der Peters­dom gilt als welt­be­rühmte Grab­lege der Päpste. Doch was viele Pil­ger und Tou­ris­ten nicht wis­sen: Neben zahl­rei­chen Stell­ver­tre­tern Christi wur­den auch vier Frauen in der Papst­ba­si­lika beigesetzt.

Der Petersdom ist die Grablege von 148 Päpsten, davon sind 24 in den Vatikanischen Grotten unterhalb des Petersdoms bestattet, darunter auch Benedikt XVI. Aber auch der deutsche Kaiser Otto II. († 983) fand hier seine letzte Ruhestätte oder der deutsche Theologe und Politiker Ludwig Kaas († 1952). Unter der Leitung von Ludwig Kaas erfolgte in den 1940er-Jahren der Ausbau der Grotten, nachdem man bei der Vorbereitung des Grabes für Papst Pius XI. im März 1939 die antike römische Nekropole unterhalb der heutigen Grotten entdeckt hatte.

Dass die Grotten unter dem Petersdom allein Päpsten als letzte Ruhestätte zustehen, sei eine Tradition, die erst mit der Beisetzung Pius X. 1914 begonnen habe, erläutert der Leiter der Vatikanischen Dombauhütte, Pietro Zander. Und da lagen schon zwei Frauen Jahrhunderte dort: Charlotte von Zypern und Christina von Schweden. In der Basilika selbst finden sich zudem die Grabstätten von Maria Clementina Stuart und Mathilde von Canossa.

Die Historikerin Martha Schad schrieb über diese vier Frauen ein Buch mit dem Titel «Die Päpste liebten sie». Diesen Titel habe sie bewusst gewählt, denn immer wieder hätten sich die Päpste barmherzig gezeigt und hochgestellte Frauen aufgenommen, die herumirrten wie z. B. Charlotte von Zypern, die Asyl suchte, nachdem ihr Halbbruder ihr das Königreich weggenommen hatte. Dies sei vermutlich auch der Grund, warum diese vier Frau im Petersdom bestattet wurden.[1]
 


Verteidigerin des Papsttums
Markgräfin Mathilde von Canossa (1046–1115), auch Mathilde von Tuszien genannt, ist vor allem als Vermittlerin im sogenannten Investiturstreit bekannt. Dabei ging es um die Frage, wer Äbte und Bischöfe einsetzen darf, schlussendlich also um das Verhältnis von geistlicher und weltlicher Macht.
Der römisch-deutsche König Heinrich IV. hatte sich gegen Papst Gregor VII. durchsetzen wollen und wurde exkommuniziert. Als einzigen Ausweg sah er den Bittgang zur Burg von Markgräfin Mathilde in Canossa, wo der Papst zu Gast war.

Die Szene von 1077 ist auf Mathildes Grabrelief im rechten Seitenschiff des Petersdoms festgehalten: Heinrich IV. kniet im Büssergewand vor dem Papst, von rechts streckt Mathilde dem König die Hand entgegen. Auch auf ihre Fürsprache hin löste Gregor VII. den Kirchenbann gegen den deutschen Herrscher. Als es später erneut zu Konflikten zwischen Heinrich IV. und dem Papst kam, stellte Mathilde ihr ganzes militärisches und materielles Potenzial in den Dienst des Papsttums. Mathildes Statue über dem Sarkophag zeigt sie mit Schlüsseln und Tiara (Papstkrone)als Wahrerin des Papsttums.

Markgräfin Mathilde wurde nach ihrem Tod 1115 zunächst in einer Abtei bei Mantua begraben. Urban VIII. holte 1634 die Reliquien der Verteidigerin des Glaubens in die Papstbasilika.
 


Königin ohne Thron
Charlotte von Zypern (1444–1487) war die Tochter von Johann II., dem König von Zypern. Nach seinem frühen Tod wurde die erst 14-jährige seine Nachfolgerin, doch ihr Halbbruder Jacques Le Bâtard bestritt ihr Recht auf den Thron. Nachdem Charlotte drei Jahre in der Burg von Kyrenia belagert worden war, floh sie 1463 nach Rom. Papst Sixtus IV. bemühte sich zusammen mit Ferdinand von Neapel, um Charlotte wieder auf den Thron zu verhelfen. Auf ihren Ratschlag suchte sie 1478 den Sultan von Ägypten auf, der in die Angelegenheit verwickelt war, doch venezianische Diplomaten vereitelten ihre Bemühungen. 1482 kehrte sie nach Rom zurück und trat drei Jahre später ihre Ansprüche auf Zypern an Karl von Savoyen ab. 1487 stirbt sie und wird in den Vatikanischen Grotten des Petersdoms begraben.

Konvertiert und schwierig
Christina von Schweden (1626–1689) war das jüngste Kind des schwedischen Königs Gustav II. Adolf. Sie war gerade fünf Jahre alt, als ihr Vater 1632 im Dreissigjährigen Krieg in der Schlacht von Lützen fiel. Unter der Vormundschaft ihrer Mutter trat sie die Regentschaft an und wurde auf Wunsch des Vaters wie ein Kronprinz ausgebildet. Während ihrer Regierungszeit führte sie einen prunkvollen und entsprechend kostspieligen Hof. Sie kaufte und baute Bibliotheken und unterhielt eine Münz- und Gemäldesammlung. Nicht alle Kunstgegenstände kamen dabei legal nach Schweden. Da man sie immer wieder zu einer Ehe drängen wollte, überlegte sich Christina abzudanken. Als sie aufgrund ihrer hohen Ausgaben viel von ihrer Popularität verlor, war es soweit: 1654 dankte sie ab.

Bereits im Mai 1652 wurden der Jesuitengeneral sowie Fabio Chigi, der spätere Papst Alexander VII., darüber informiert, dass Christina zum Katholizismus konvertieren wolle, was sie nach ihrer Flucht aus Schweden am 24. Dezember 1654 in Brüssel zunächst heimlich tat. Am 3. November 1655 trat sie in Wien öffentlich zur Katholischen Kirche über. Für die Katholische Kirche war ihre Konversion ein Triumph, hatte ihr Vater doch im Dreissigjährigen Krieg an vorderster Front auf Seiten der Protestanten gekämpft. Christina von Schweden galt als eine sehr schwierige Person, trotzdem wurde sie auf Befehl des Papstes in den Vatikanischen Grotten beigesetzt. Im Hauptschiff des Petersdoms gibt es zudem ein Denkmal für Christina von Schweden.
 


Unglückliche Thronanwärterin
Auch Maria Clementina Stuart (1702–1735) teilt ein eher trauriges Schicksal: Maria Clementina, Enkelin des letzten polnischen Königs Johann III. Sobieski, heiratete in Rom den im Exil lebenden englischen Thronanwärter Jakob Francis Edward Stuart, Nachfahre der legendären katholischen Königin Maria Stuart. Ihr Patenonkel Papst Clemens XI. schenkte dem neu vermählten Paar den Palazzo Muti (heute: Palazzo Balestra). Doch die Ehe der beiden war nicht glücklich. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes (1725) verliess  Maria Clementina ihren Mann wegen Ehebruchs und zog sich für zwei Jahre ins Kloster St. Cecilia in Rom zurück. Nach ihrer Rückkehr in die Familie verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand und sie starb im Alter von 32 Jahren. Auf Anordnung von Papst Clemens XII. wurde ihr ein grosses Staatsbegräbnis zuteil. Das Grabmonument für Englands letzte katholische Titularkönigin findet sich im linken Seitenschiff des Petersdoms, direkt über dem Treppenhaus zur Kuppel.

Heute dürften wohl nur noch Frauen im Petersdom bestattet werden, die selig- oder heiliggesprochen wurden. Kandidatinnen dafür gäbe es gleich mehrere, zum Beispiel Katharina von Siena oder Edith Stein oder Teresa von Ávila …

Papst Franziskus hat entschieden, dass er nicht in St. Peter, sondern in «Santa Maria Maggiore» beigesetzt werden möchte. Ob er damit im Petersdom Platz für eine weitere Frau machen will?
 

Martha Schad, Die Päpste liebten sie. Die königlichen Frauen in St. Peter in Rom. Verlag Langen-Müller 2021, 208 Seiten, ISBN 978-3-7844-3608-1.

 


[1] www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2019-04/vier-tote-koeniginnen-im-petersdom-martha-schad-buch.html

 


KNA/Redaktion


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  • user
    Manfred Jäggi 22.08.2024 um 06:24
    Es ist abwrwitzig, dass in diesem Artikel geflissentlich Mons. Ludwig Kaas erwähnt wird, dessen Verdienste für die Erforschung des Unterbaus des Peterskirche unanzweifelbar sind, aber der von katholischer Seite die grösste Mitschuld daran hat, dass Hitler Diktator werden konnte.
    Mons. Ludwig Kaas war als Leiter der Zentrumspartei Deutschlands um Jahr 1933 der Hauptverantwortliche dafür, dass die Zentrumspartei nicht dem Nationalsozialismus Widerstand geleistet hat, sondern sich selbst aufgelöst hat, und Hitler die Macht reibungslos übergeben werden konnte.
    Er hat dies vielleicht im Gehorsam gegenüber Papst Pius XI gemacht? Das entschuldigt nicht die unerhörte Folenschwere der schlimmsten Schandtat des deutschen Katholizismus bei der Begünstigung der Naziherrschaft.
    Kaas ist zumindest eine äusserst zwiespältige Gestalt, die nicht neben Päpsten ruhen sollte.