Erzbischof Ignatius (Choukrallah) Maloyan
Das armenische Volk erlebte in seiner Geschichte immer wieder Verfolgung und Terror, zuletzt im September 2023, als 120 000 Armenier aus ihrer Heimat Bergkarabach vertrieben wurden. Anfang des letzten Jahrhunderts verübte das Osmanische Reich einen Völkermord an den Armeniern. Unter den ersten Opfern war Erzbischof Ignatius (Choukrallah) Maloyan.
Choukrallah Maloyan kam am 19. April 1869 in Mardin (Türkei) als viertes von acht Kindern zur Welt. Quellen zufolge bemerkte der Pfarrer bei dem 14-jährigen Jungen Anzeichen einer Priesterberufung und schickte ihn ins Kloster Bzommar im Libanon. Choukrallah empfing am Fronleichnamstag 1896 die Priesterweihe und nahm den Namen Ignatius an, dies aus Verehrung des Märtyrerbischofs Ignatius von Antiochien.
Während seines Wirkens in Ägypten erwarb er sich den Ruf eines vorbildlichen Geistlichen und pflegte Kontakte mit anderen christlichen Konfessionen. 1904 ernannte ihn Patriarch Boghos Bedros XII. Sabbaghian zu seinem Privatsekretär in Konstantinopel (Istanbul). Am 22. Oktober 1911 wählte die in Rom einberufene Bischofssynode Ignatius Maloyan zum Erzbischof von Mardin.
Als Erzbischof kümmerte sich Ignatius Maloyan um die spirituelle und pastorale Ausbildung seiner Priester, widmete sich dem Besuch der Gläubigen, reaktivierte Schulen und liess Kirchen renovieren. Er unterhielt gute Beziehungen zu hohen osmanischen Staatsvertretern und galt als loyal. Seit dem Beginn des Ersten Weltkrieges begannen wieder Überfälle auf armenische Dörfer.[1] Nach schweren militärischen Niederlagen bezichtigten die Osmanen die christlichen Minderheiten, vor allem die Armenier, der Unterstützung des ebenfalls christlichen Kriegsgegners Russland. Noch am 20. April 1915 hatte Erzbischof Ignatius vom Sultan eine Ehrenurkunde erhalten, doch bereits am 30. April 1915 umzingelten türkische Soldaten die armenische Kirche und die Residenz des Erzbischofs unter dem Vorwand, Waffenverstecke zu suchen. Waffen wurden keine gefunden, die Archive und Dossiers des Erzbistums hingegen vernichtet. Anfang Mai versammelte Erzbischof Maloyan seine Priester, warnte sie vor der bevorstehenden Gefahr und rief sie zu Standhaftigkeit im Glauben auf. Schliesslich vertraute er sie der Fürsorge des syrisch-katholischen Erzbischofs Gabriel Tappouni an.
Gut einen Monat später, am 3. Juni, sollten sich seine Befürchtungen bewahrheiten. Türkische Soldaten verhafteten den Erzbischof und siebenundzwanzig prominente armenische Katholiken, am nächsten Tag den Rest des Klerus und viele Gläubige.
Während der Anhörung durch den Hauptkommissar der Polizei von Mardin, Memdouh Bey, bekräftigte Erzbischof Maloyan seine Treue zur Regierung und zum Sultan. Memdouh Bey fordert ihn auf, zum Islam überzutreten; dies hätte sein Leben gerettet. Erzbischof Ignatius weigerte sich und erklärte, dass er bereit sei, für seinen Glauben jedes Leid und sogar den Tod zu ertragen. Er wurde inhaftiert, geschlagen und gefoltert.
«Wir waren dem Staat gegenüber nie untreu ... aber wenn Sie von uns verlangen, unserer Religion untreu zu sein, dann niemals, niemals und nochmals niemals.»
Am 10./11. Juni musste er zusammen mit über 400 anderen Gefangenen (Geistlichen und Gläubigen) in Richtung Wüste aufbrechen. Ihnen wurde bald klar, dass es sich um einen Todesmarsch handelte. Die Priester hörten unterwegs die Beichte. An den Ort gebracht, an dem das Massaker stattfinden sollte, verabschiedete sich Erzbischof Ignatius Maloyan von den Priestern und Gläubigen. Er ermahnte sie, bereit zu sein, ihr Leben für Christus zu geben. Dann nahm er etwas Brot, weihte es und verteilte es an alle als Wegzehrung.
Memdouh Bey bot dem Erzbischof nochmals die Möglichkeit, zum Islam überzutreten. Doch dieser blieb standhaft: «Das Vergiessen meines Blutes für meinen Glauben ist der süsseste Wunsch meines Herzens, denn ich weiss ganz genau, dass ich, wenn ich um desjenigen willen gefoltert werde, der für mich gestorben ist, zu denen gehören werde, die Freude und Glückseligkeit erfahren, und dass ich meinen Herrn und meinen Gott dort oben sehen werde.» Darauf erschoss der Polizeichef Erzbischof Ignatius Maloyan. Auch die anderen Gläubigen verweigerten einen Übertritt zum Islam und wurden ermordet.
Die letzten Tage und das Leiden des Erzbischofs sind gut dokumentiert. Dies stellt eine grosse Ausnahme im Völkermord an den Armeniern (1915/16) dar, dem über eine Million Armenier und weitere Christen zum Opfer fielen. In Mardin wurden im Gegensatz zu anderen Provinzen des Osmanischen Reiches sämtliche (auch arabische und syrische) Christen aller Konfessionen ausgelöscht. Die Türkei leugnet bis heute den Völkermord an den Armeniern und weiteren christlichen Minderheiten.
Papst Johannes Paul II. sprach Erzbischof Ignatius Maloyan am 7. Oktober 2001 selig. Sein Gedenktag ist der 11. Juni.
Vincenza Maria Poloni
Am 26. Januar 1802 wurde Luigia Francesca Maria Poloni in Verona geboren und am gleichen Tag getauft. Sie war das jüngste von zwölf Geschwistern, von denen neun bereits im Kindesalter starben. Ihre Eltern waren ihr nicht nur im Glauben Vorbilder, sondern auch in ihrem Einsatz für Benachteiligte. So engagierte sich Luigia in Wohltätigkeitsaktionen, unter anderem in der Pia Casa di Ricovero, wo sie chronisch Kranke betreute.
Sie unterstützte ihre Mutter im Haushalt, half bei der Erziehung ihrer zahlreichen Neffen und Nichten und kümmerte sich um die kranke Schwägerin. Gleichzeitig war sie in der väterlichen Apotheke tätig und half ihrem Bruder Apollonio bei der Verwaltung seines landwirtschaftlichen Betriebs.
Während einer schrecklichen Choleraepidemie im Jahr 1836 bewies sie bedingungslose Selbstaufopferung und setzte dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel.
Sie spürte den Ruf, sich um ältere und chronisch kranke Menschen zu kümmern. Zunächst tat sie neben ihren Verpflichtungen Dienst im städtischen Armenhaus. Unter der geistlichen Leitung des seligen Karl Steeb erkannte sie aber ihre Berufung, eine Gemeinschaft zu gründen, die sich dem Dienst an den Armen und Schwachen widmet.
Ihre Familie wollte zunächst nichts davon wissen, da sie die Mithilfe von Luigia – besonders nach dem Tod des Vaters – für unverzichtbar hielt. Doch Luigia setzte sich durch und bezog am 2. November 1840 mit drei Gefährtinnen zwei kleine Zimmer im Armenhaus, um sich ganz dem Dienst an den Alten und Kranken zu widmen. In selbstgewählter Armut begannen sie ein religiöses Leben, das ganz im Zeichen der Nächstenliebe stand. Bald kamen weitere Frauen dazu und die Gemeinschaft zog in ein Haus um. Nachdem sie alle Genehmigungen erhalten hatten, legte Luigia Poloni zusammen mit zwölf weiteren Schwestern am 10. September 1848 die Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams ab und nahm den Namen Vincenza Maria an. Für die Regeln des Instituts orientierte sich der selige Karl Steeb, ihr geistlicher Begleiter und Mitgründer der Gemeinschaft, am heiligen Vinzenz von Paul. Die «Sorelle della Misericordia» (Schwestern der Barmherzigkeit) kümmerten sich um alte Menschen, Kranke und Waisenkinder.
Mutter Vincenza Maria leitete die Gemeinschaft mit Weisheit, in Treue zum Heiligen Geist und im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung. Die Erfahrungen, die sie in ihrer Familie gemacht hatte, halfen ihr dabei. Durch ihr Vorbild leitete sie die Schwestern an, den Kranken mit Zärtlichkeit zu begegnen, in Schwierigkeiten Geduld zu üben, die eigenen Fehler demütig einzugestehen und ihren Nächsten, insbesondere den Armen mit Liebe zu begegnen. Sie pflegte zu sagen: «Die Armen sind unsere Herren: Lasst uns sie lieben und ihnen dienen, wie wir Jesus Christus selbst dienen würden.»
Der Ruf des Instituts verbreitete sich bald und neue Schwestern kamen dazu. Es entstanden Gemeinschaften in Cologna Veneta, Montagnana, Zevio, Este und Monselice.
Mutter Vincenza Maria erkrankte an einem Tumor. Sie ertrug die Schmerzen mit christlicher Tapferkeit und in Stille, um den Schwestern nicht zur Last zu fallen. Gestärkt durch das Sakrament der Krankensalbung starb sie am 11. November 1855 im Alter von 53 Jahren in Verona.
Papst Benedikt XVI. sprach Vincenza Maria Poloni am 21. September 2008 selig. Ihr Gedenktag ist der 11. November.
Bartolo Longo – Apostel des Rosenkranzes
Auch Bartolo Longo stammt aus Italien. Er wurde am 10. Februar 1841 als Sohn eines Arztes in Latiano in Apulien geboren. Die finanzielle Situation der Familie erlaubte ihm, sich neben dem Studium dem Vergnügen hinzugeben. Er widmete sich leidenschaftlich dem Tanz, der Musik und dem Fechten. Nach der Annexion des Königreichs beider Sizilien durch das Königreich Italien wurden seine Abschlüsse nicht mehr anerkannt und er schrieb sich deshalb an der Königlichen Universität Neapel für ein Jurastudium ein. Er geriet in den Bann der dort herrschenden antiklerikalen Bewegung und schloss sich schliesslich einer spiritistischen und satanistischen Gruppe an – ein Kult, der zu dieser Zeit in Neapel weit verbreitet war. Er wurde sogar für etwa anderthalb Jahre ein satanistischer «Priester».
Doch die Beschäftigung mit dem Okkulten löste bei Bartolo Longo schwere Depressionen aus. Nach einer Nacht voller Alpträume wandte er sich an Professor Vincenzo Pepe, einen sehr religiösen Mann. Dieser verwies ihn an Pater Alberto Radente, einen Dominikaner. Diesem gelang es, ihn wieder zum Glauben zurückzuführen. Bartolo Longo fand im Dritten Orden des Heiligen Dominikus seine geistliche Heimat und entdeckte dort seine Liebe zum Rosenkranz.
1864 schloss er sein Jurastudium ab und kehrte in seinen Heimatort zurück, wo er aber den Beruf des Anwalts nicht ausübte. Aufgrund seines Familienvermögens konnte er sich karitativen Werken widmen und übernahm oft die Ausgaben für Kranke und Bedürftige. In dieser Zeit legte er ein Keuschheitsgelübde ab.
Bartolo Longo liess sich später in Neapel nieder, weil er dort mehr Möglichkeiten sah, den Armen zu helfen. Hier lernte er die Gräfin Marianna Farnararo De Fusco kennen, die sich ebenfalls stark karitativ engagierte. Die junge Witwe und Mutter von fünf kleinen Kindern brauchte einen Verwalter für die Güter der Familie De Fusco sowie einen Hauslehrer für ihre Kinder. Bartolo Longo erklärte sich bereit, diese Aufgaben zu übernehmen, und zog zu ihr auf das Familiengut. Ihre Freundschaft gab jedoch Anlass zu Gerüchten, weshalb die beiden nach einer Audienz bei Papst Leo XIII. im Jahr 1885 beschlossen, zu heiraten, jedoch mit der Absicht, wie bisher als gute Freunde in geschwisterlicher Liebe zusammenzuleben.
Als Bartolo Longo 1872 ins Tal von Pompeji kam, um die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Gräfin und ihren Pächtern zu regeln, wurde ihm die Armut der dortigen Bevölkerung bewusst und er entschloss sich, ihnen zu helfen. Als er eines Tages durch die Felder wanderte, hörte er eine Stimme, die ihm sagte: «Wenn du den Rosenkranz verbreitest, wirst du gerettet werden!» Als er gleich darauf eine Glocke zum Angelus läuten hörte, kniete er sich hin und betete. Dabei empfand er einen tiefen inneren Frieden und ihm war seine Mission klar: die Gründung einer Gesellschaft in Pompeji, die dem Heiligen Rosenkranz gewidmet sein sollte.
Während drei Jahren kehrte er mehrmals nach Pompeji zurück, um die Verehrung des Rosenkranzes zu verbreiten, aber mit wenig Erfolg. Er hoffte, dass ihm ein Bild helfen könnte, und so brachte er ein Gemälde «Unserer Liebe Frau vom Rosenkranz», das von Motten zerfressen war, in die baufällige Pfarrkirche von Pompeji. Am 13. Februar 1876 wurde das Gemälde der Madonna nach der notwendigen Restaurierung zum ersten Mal zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. Dabei ereignete sich ein Wunder: die vollständige Heilung eines zwölfjährigen Mädchens. Es war das erste einer langen Reihe von Wundern und Gnaden in der Geschichte des Heiligtums von Pompeji.
Wer den Rosenkranz verbreitet, ist gerettet.
Drei Monate später wurde der Grundstein für eine neue Kirche gelegt, die dank Spenden aus aller Welt gebaut werden konnte. Nachdem Papst Leo XIII. in seiner Enzyklika «Supremi Apostolatus Officio» (1. September 1883) angesichts der damaligen gesellschaftlichen Probleme das Rosenkranzgebet als Heilmittel empfohlen hatte, versammelten sich am 14. Oktober 1883 zwanzigtausend Pilger in Pompeji, um zum ersten Mal das von Bartolo Longo verfasste Bittgebet an die Jungfrau vom Rosenkranz zu beten.
Durch das Verfassen und Verbreiten von Büchern, Broschüren und Zeitschriften verbreitete Bartolo Longo die Verehrung der Madonna del Rosario von Pompeji. Doch Bartolo Longo kümmerte sich nicht nur um das geistliche Wohl der Bevölkerung des Tales von Pompeji. Zusammen mit seiner Frau errichtete er um die Kirche herum eine neue Stadt mit Häusern für die Arbeiter, einem kleinen Krankenhaus, einer Druckerei mit angeschlossener Buchbinderei, Werkstätten, einem Bahnhof, Gaststätten usw. Er gründete Waisenhäuser, Schulen für Kinder von Strafgefangenen sowie eine Gemeinschaft von Dominikanerinnen, die Töchter des Heiligen Rosenkranzes von Pompeji. Er löste Gefangene aus und förderte die Evangelisierung in der damals noch abgelegenen Region.
Am 5. Mai 1901 wurde die Fassade der Wallfahrtskirche der Heiligen Jungfrau vom Rosenkranz von Pompeji eingeweiht, die aus Spenden aus aller Welt finanziert und dem Weltfrieden gewidmet wurde. Bartolo Longo trug mit seiner unermüdlichen Arbeit dazu bei, Pompeji zu einem bedeutenden Marienwallfahrtsort zu machen.
Als seine Frau, die Gräfin De Fusco, am 9. Februar 1924 starb, zog er zu seinem Neffen nach Neapel. Er befürchtete, dass die adlige Verwandtschaft seiner Frau das Vermögen für sich beanspruchen würde, was dann auch der Fall war. Als er auf vielfachen Wunsch der Bevölkerung am 23. April 1925 nach Pompeji zurückkehrte, besass er nichts mehr ausser einem Bett. Er starb am 5. Oktober 1926 und unmittelbar danach wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet.
Papst Johannes Paul II. sprach Bartolo Longo am 26. Oktober 1980 selig. Sein Gedenktag ist der 5. Oktober.
Und noch eine dritte Person aus Italien wird heiliggesprochen. Maria Troncatti (1883–1969) wollte schon als Kind Missionarin werden. Die italienische Don-Bosco Schwester fand ihre Berufung im Regenwald Ecuadors, wo sie sich unermüdlich für die Menschen und den Frieden einsetzt. Lesen Sie dazu https://www.swiss-cath.ch/artikel/sr-maria-troncatti-eine-missionarin-mit-herz-fuer-den-frieden
[1] Bereits von 1894 bis 1896 hatte es einen Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich gegeben.
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