Kommunikation ist bekanntlich nicht die Stärke des Bistums Chur: Kirchliche Mitarbeiter erfuhren aus den Medien, dass Bischof Bonnemain im Alleingang einen «Verhaltenskodex» einführte, der bei Verweigerung der Unterschrift eine Kündigung androhte. Oder plötzlich tauchte eine «Handreichung für eine synodale Kirche» auf, die angeblich das Ergebnis eines zweijährigen synodalen Austauschs der ganzen Diözese darstellt.
Bischof Joseph Maria Bonnemain möchte zeigen, dass er aus Fehlern gelernt hat und startet nun eine «Umfrage Weihbischöfe Bistum Chur».
«Soll das Bistum Chur einen oder mehrere Weihbischöfe erhalten? Und wenn ja, wie sollen sie daherkommen? Das sind, kurz gesagt, die Fragen, die Bischof Joseph Maria das ganze Bistum fragt», so das Communiqué. Die Umfrage geht gemäss der Kommunikationsverantwortlichen des Bistums, Nicole Büchel, an «alle Mitarbeitenden im Bistum Chur, sowohl seitens der Pfarreien wie auch der Kirchgemeinden» und «daneben nehmen selbstverständlich alle Mitglieder der Ordensgemeinschaften, des geweihten Lebens etc. teil». Wer hier (wieder einmal mehr) fehlt, ist die Kirchenbasis, obwohl der Bischof angeblich «das ganze Bistum fragt».
Widersprüchliche Aussagen
In der Einleitung zur Umfrage heisst es: «So macht sich Diözesanbischof Joseph Maria Bonnemain Gedanken, ob es sinnvoll wäre, aufgrund der Grösse des Bistums und der vielen Aufgaben, die er zu bewältigen hat, einen oder mehrere Weihbischöfe für das Bistum Chur einzusetzen.» Dumm nur, dass er im Satz zuvor geschrieben hat: «Unzweifelhaft haben sich die Aufgaben in den letzten Jahren enorm gesteigert und der Diözesanbischof bedarf einer qualifizierten Entlastung durch Weihbischöfe, damit vorab die Arbeit auf nationaler und sprachregionaler Ebene gut erfüllt werden kann.» Wenn es also unzweifelhaft ist, dass das Bistum Chur einen Weihbischof benötigt, warum dann die Umfrage?
Zwar wurde in der erwähnten «Handreichung für eine synodale Kirche» festgelegt: «Der Bischof trägt Sorge, dass das Volk Gottes an der Auswahl der kirchlichen Amtsträger und Amtsträgerinnen beteiligt wird. Dies gilt auch für die Bischofswahl.» Anscheinend versteht er aber unter «Volk Gottes» nur die kirchlichen Mitarbeitenden sowie die Personen des geweihten Lebens … Zur Erinnerung:
«Gläubige sind jene, die durch die Taufe Christus eingegliedert, zum Volke Gottes gemacht und dadurch auf ihre Weise des priesterlichen, prophetischen und königlichen Amtes Christi teilhaft geworden sind, sie sind gemäss ihrer je eigenen Stellung zur Ausübung der Sendung berufen, die Gott der Kirche zur Erfüllung in der Welt anvertraut hat» (Can. 204 § 1).
Worthülsen
Die Umfrage selbst besteht aus gerade einmal drei Fragen. Zunächst will Bischof Bonnemain wissen: Braucht das Bistum Chur einen oder mehrere Weihbischöfe? Und wenn ja, nur einen oder eben mehrere?
Bei der zweiten Frage geht es um die Erwartungen, die man an einen Weihbischof hat. Mehrere Antwortmöglichkeiten sind bereits vorgegeben, immerhin besteht aber die Möglichkeit zur Ergänzung.
Zur Auswahl stehen:
- authentisch und nahbar
- achtsam und hörend
- verbunden mit der Weltkirche
- offen für Neues
- hoffnungsvoll und mutig
Dass jeder Christ authentisch sein soll, ist eine Selbstverständlichkeit, ebenso die Verbundenheit eines Bischofs mit der Weltkirche. Somit sind diese Vorschläge überflüssig. Was hingegen authentisch mit «nahbar» zu tun hat, ist nicht ersichtlich.
«Achtsam und hörend» klingt gut, doch auf wen soll er hören? Auf Gott? Auf die Bedürfnisse der Welt? Auf den Bischofsrat? Auf die Kirchenbasis? In die gleiche Richtung geht «offen für Neues». Offen für das oft überraschende Wirken des Heiligen Geistes? Offen für Reformen? Ob da auch noch das Wort des Apostels Paulus Platz hat: «Prüft alles, das Gute behaltet»?
Eines ist hingegen klar: Wer Weihbischof im Bistum Chur werden möchte, muss ganz bestimmt «hoffnungsvoll und mutig» sein.
Mit der dritten Frage will Bischof Bonnemain Näheres über die gewünschten Eigenschaften eines möglichen Weihbischofs erfahren. Zur Auswahl stehen (Ergänzungen möglich):
- spirituell verwurzelt
- kommunikativ
- versöhnungsbereit
- kritikfähig
- integrative Persönlichkeit
«Spirituell» ist ein Allerweltsbegriff, unter den alles Mögliche und Unmögliche subsumiert werden kann, von Kontemplation über Yoga-Lektionen auf Wohlfühl-Kissen mit Duftnoten aus fernöstlichen Räucherstäbchen bis zum Besuch von sogenannten Kraftorten, von christlich bis esoterisch. Was heisst nun spirituell verwurzelt? Ein Bischof, der ganz von Christus erfüllt ist? Ein Bischof, der in seiner Freizeit gerne Bäume umarmt? Alles ist möglich!
Kommunikativ und kritikfähig sind selbstverständliche Grundvoraussetzungen für jede Führungsperson, egal ob in der Kirche oder anderswo.
Fazit: Einzig auf die erste Frage wird Bischof Bonnemain eine klare Antwort erhalten.
Übrigens muss man Namen und Mailadresse angeben, um bei der Umfrage mitzumachen. Fragt sich nur, warum …
Kein Interesse an der langjährigen Erfahrung der Kirche
Diese Umfrage ist eine unnötige Arbeitsbeschaffung unter dem Deckmantel «Synodalität». Denn die Frage ist nicht, ob ein Bistum einen oder mehrere Weihbischöfe will, sondern ob es diese braucht. Ausserdem entscheidet letztendlich der Papst über einen allfälligen Weihbischof.
Es steht nichts darüber, wer die Umfrage zusammengestellt hat und wer sie auswerten wird. Doch eines ist klar: Für die Auswahl von möglichen Kandidaten genügt ein Blick in die einschlägigen Dokumente der Kirche.
Hinsichtlich der Eignung der Kandidaten für das Bischofsamt fordert das Kirchenrecht, «dass der Betreffende «sich auszeichnet durch festen Glauben, gute Sitten, Frömmigkeit, Seeleneifer, Lebensweisheit, Klugheit sowie menschliche Tugenden und die übrigen Eigenschaften besitzt, die ihn für die Wahrnehmung des Amtes, um das es geht, geeignet machen» (Can. 378 § 1).
Und das Zweite Vatikanum erklärt: «In den Bischöfen, denen die Priester zur Seite stehen, ist also inmitten der Gläubigen der Herr Jesus Christus, der Hohepriester, anwesend. Zur Rechten des Vaters sitzend, ist er nicht fern von der Versammlung seiner Bischöfe, sondern vorzüglich durch ihren erhabenen Dienst verkündet er allen Völkern Gottes Wort und spendet den Glaubenden immerfort die Sakramente des Glaubens. Durch ihr väterliches Amt fügt er seinem Leib kraft der Wiedergeburt von oben neue Glieder ein. Durch ihre Weisheit und Umsicht endlich lenkt und ordnet er das Volk des Neuen Bundes auf seiner Pilgerschaft zur ewigen Seligkeit. Diese Hirten, die ausgewählt sind, die Herde des Herrn zu weiden, sind Diener Christi und Ausspender der Geheimnisse Gottes. Ihnen ist das Zeugnis für die frohe Botschaft von der Gnade Gottes anvertraut und der Dienst des Geistes und der Gerechtigkeit in Herrlichkeit» («Lumen Gentium» 21).
Diese beiden Texte liefern Bischof Bonnemain ausreichend Informationen, um mögliche Kandidaten für das Amt eines Weihbischofs zu finden, eine Umfrage erübrigt sich – vor allem, wenn bei dieser das Volk Gottes wieder einmal mehr ausgeschlossen wird.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Übrigens, auch hier muss man Name und email angeben. Weshalb? Damit die Redaktion unliebsame Leute "aussortieren" kann. Wozu denn sonst?
Wir sortieren keine Personen aus, sondern nur Kommentare, die unseren Richtlinien widersprechen. Dass Sie einen Namen (kann auch ein Pseudonym sein) und Mailadresse angeben müssen, hat mit dem System zu tun.
Rosmarie Schärer, Redaktion
Ich mache gerne kleine sarkastische Scherze!
Aber im ernst. Es reicht nicht, bloss nicht einverstanden zu sein. Man muss diese Leute schlicht von der macht nehmen, denn sonst endet es bald mit der römisch katholischen Kirche. Hemlmut Kentler hat sehr grossen Schaden verursacht, nicht nur bei den Reformierten. Auch Priester haben eine "soziale Ausbildung" und geniessen diese meist nicht direkt im Priesterseminar, sondern bei anderen Ausbildnern, zum Beispoeil Fachhochschulen oder Universitäten. Und dort herrscht (zumindest in der Schweiz) immer noch die Kentler-Ideologie!
Der Weihbischof hat nicht irgendwelche Aufgaben, sondern muss bischöfliche Handlungen übernehmen, für die dem Diözesanbischof die Zeit fehlt.
obige "Aufgaben" kann man irgendwem übertragen, und man muss auch nicht das Bistum logisch zerstückeln in Arme, Lungen und Ohren.
Liebe Leute, das sind keine Christen! Das sind Kommunisten, die hier einen Zirkus aufführen, um uns alle zu veräppeln!
Helfende Hirten: Wie Weihbischöfe bestellt werden. Siese Website www.katholisch.de
Ein Weihbischof ist ein Hilfsbischof oder Auxiliarbischof. Heute übernehmen Weihbischöfe neben Weihehandlungen in der Regel bestimmte Aufgabenbereiche, etwa für eine Region innerhalb der Diözese, besondere Felder der Seelsorge oder bestimmte Personengruppen und unterstützen den Diözesanbischof so bei seinem Hirtenamt. Kirchenrechtlich ist die Bestellung eines Weihbischofs dabei wesentlich einfacher geregelt als die Bestellung eines Diözesanbischofs. Zum konkreten Verfahren sagt das Kirchenrecht: "Wenn nichts anderes rechtmässig vorgesehen ist, hat ein Diözesanbischof, der es für angebracht hält, dass seiner Diözese ein Auxiliarbischof gegeben wird, dem Apostolischen Stuhl eine Liste von wenigstens drei für dieses Amt besonders geeigneten Priestern vorzulegen." (can. 377 § 4 (https;//wwww.codex-juriscanonici.de/cic83 dt buch2.htm)..CIC). Zu diesen Kandidaten stellt der Papstbotschafter des jeweikigen Landes geheim Nachforschungen an, um zu prüfen, ob sie tatsächlich als Weihbischof geeignet sind. Dafür kann er Priester, aber auch Laien befragen, für die dann das Päpstliche Geheimnis gilt. Das Besondere an dieser Kandidatenliste: Der Papst ist auf die vom Diözesanbischof vorgeschlagenen drei Kandidaten festgelegt, um einen neuen Weihbischof zu ernennen.
Umfrage Weihbischöfe Bistum Chur
1. Braucht das Bistum Chur einen oder mehrere Weihbischöfe? Und Warum ? Die Frage ist einfach zu beantworten. Sie kann begründet werden.
2. Welche Erwartungen haben Sie an einen Weihbischof ? Aus dieser Frage müsste der Bischof erkennen, wo ein Handlungsbedarf besteht.
3. Welche Eigenschaften sind für einen Weihbischof wichtig? Diese Frage erübrigt sich, weil es im Kirchenrecht Can 378 §1 und im Zweiten Vatikanum "Lumen Gentium" 21 steht. Wie Rosemarie Schärer oben dargelegt habe.
Ich gehe davon aus, dass die Tradition der Weihbischöfe für das Bistum Chur fortgeführt wird. Die grosse Frage ist, welche Aufgaben die Weihbischöfe übernehmen werden.
Machen wir die Kirche nicht auf diese Weise synodalisch lächerlich. Synodalität dieser Art löscht den Geist Gottes aus. Und sonst wir genug vor und hinter Türen überall geredet und viel Unwahrheit verbreitet.
Anderes Thema:
Vielleicht sollte man auch jeden aktuellen Geistlichen auf dem Prüfstand der SBK stellen. Wären dann “synodalität” oder “transparenz” oder “glaubwürdigkeit” erzielt?
Dem Design der katastrophalen Homepage nach dürfte die Formulierung der Umfrage von der Kompäpstin NB stammen. Die Auswertung dürfte der Kommission für Pastoralentwicklung überantwortet werden. Ohne Namen ist sie aber wertlos.
Ich habe postwendend geantwortet, dass angesichts des nahen Rücktritts des Bischofs ? neue Weihbischöfe nicht nötig sind, weil sie nachher keiner mehr will. So einen Fall haben wir schon.
Eine arme Sünderin, weit entfernt von jegwelchen Ambitionen.
Darf ich den oder die Unbekannte zum Gespräch einladen?
Ich gehe davon aus, dass der Redaktion die Identität bekannt ist. Sie wird bestimmt gerne ihre guten Dienste zur Verfügung stellen und damit eine transparente und respektvolle Kommunikation im Bistum fördern.
Reden wir über Ihre Anliegen und Anregungen. Ich freue mich immer über direkte und offene Kommunikation.
vielen Dank für deine wertvolle Rückmeldung. Selbstverständlich sind alle herzlich eingeladen, an der Umfrage teilzunehmen. Sie wäre sonst nicht öffentlich zugänglich. Persönlich anschreiben, kann man aber nur, wessen Adresse man kennt. Und da wir nicht wie ein Marketingunternehmen auftreten möchten, sind wir bezüglich direkter Massensendungen sehr zurückhaltend.
Wer anonym seine Stimme abgeben möchte, kann das gerne per angefügtem pdf-Formular. Auf der Homepage ist eine anonyme Stimmabgabe technisch schwierig, daher machen wir dies transparent. Solltest du noch Fragen haben, melde dich gerne direkt bei mir.
Herzliche Grüsse, Nicole
Da Sie sich schon hier melden, darf ich Ihnen und Ihrem Team sicher einen Gedanken in Ihr Projekt mitgeben, der im Covertext des Büchleins: «Gottesbeziehung heute» steht:
«Was unsere Kirche heute braucht, ist ein neuer Aufbruch, einen neuen Aufbruch zu Gott, zu einer neuen, tiefen Gottesbeziehung, zu einer Rückbesinnung auf das erste und wichtigste Gebot: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft."
Hinzuzufügen wäre vielleicht noch Mt 6,33: «Euch aber muss es zuerst um sein (Gottes) Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann (und nur dann) wird euch alles andere dazugegeben.»
Gelobt sei Jesus Christus, unser Herr und Erlöser
Vielen Dank für Ihre wertvollen Gedanken. Sie dürfen sich immer gerne bei mir melden: kommunikation@bistum-chur.ch.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag.
Herzliche Grüsse
Nicole Büchel
Selbstverständlich ist damit die gröbste Skepsis ausgeräumt!
Schön, das freut mich. Ich habe in jedem meiner Schreiben hinzugefügt, man möge die Umfrage teilen und weiterleiten. Ich bin dankbar, sind wir im Gespräch. Es ist ein Segen.
Herzliche Grüsse
Nicole Büchel
Ceterum censeo: (wie ein Aphorisiker jüngst schrieb - leicht an die Sitution angepasst):
"Ohne Gott ist der Bau an einer besseren Kirche ein Turmbau zu Babel.