Syrien nach dem Erdbeben. (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)

Weltkirche

Syrien nach dem Erd­be­ben: «Es gibt fast keine inter­na­tio­nale Hilfe»

Der Pro­jekt­re­fe­rent für Syrien des welt­wei­ten katho­li­schen Hilfs­werks «Kir­che in Not» (ACN), Xavier Ste­phen Bisits, kri­ti­siert, dass es auch mehr als eine Woche nach dem Erd­be­ben «fast keine Anzei­chen für eine inter­na­tio­nale Reak­tion» in Nord­sy­rien gebe: «Die ein­zi­gen Hel­fer, die ich gese­hen habe, stam­men aus dem Liba­non. Die Welt darf Syrien nicht vergessen.»

Bisits war noch am Tag der Katastrophe nach Syrien gereist und hat dort unter anderem die Regionen um Aleppo und Latakia besucht, die zu den am schlimmsten vom Erdbeben betroffenen Gebieten in Syrien gehören. Auch aus Homs und Hama wurden Schäden gemeldet, während aus der nach wie vor umkämpften Stadt Idlib an der Grenze zur Türkei nur sehr wenige Nachrichten gibt.

Eine halbe Million Euro Soforthilfe
«Kirche in Not» arbeitet seit Jahren eng mit den katholischen und orthodoxen Gemeinden in Syrien zusammen und hat in einem ersten Schritt eine halbe Million Euro als Soforthilfe zur Verfügung gestellt. Neben der unmittelbaren Versorgung mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs zielen die Mittel auch auf die technische Vermessung beschädigter Gebäude, damit die Menschen möglichst schnell wieder in ihre Häuser einziehen können, falls diese als sicher gelten.

Viele kirchliche Einrichtungen sind nach dem Erbeben zentrale Anlaufstellen, wie zum Beispiel die Franziskaner in Latakia. Von dort berichtet Bisits: «Viele Menschen sind verzweifelt. Eine Frau, die während des Krieges aus Aleppo vertrieben worden war, sagte mir, dass sie in einem anderen Land ein neues Leben beginnen möchte. Ein 15-jähriger Jugendlicher erzählte, er habe nur einen Wusch: Das Leben soll wieder so sein, wie es vor dem Krieg und der Katastrophe war.» Nach 12 Jahren des Bürgerkriegs, dem wirtschaftlichen Zusammenbruch, den Auswirkungen der Sanktionen und der Covid-19-Pandemie sei die «jüngste Katastrophe mehr, als viele Menschen ertragen können».

«Ein Meer des Schmerzes»
Die Franziskaner in Lattakia hätten ihr Gemeindehaus geöffnet, um obdachlos gewordene Menschen zu beherbergen, berichtete Bisitis. In der Stadt seien Menschen unter den Trümmern begraben worden; noch schlimmer sei die Situation im benachbarten Dschabla. Dort seien zwischen 20 und 30 Gebäude durch das Erdbeben eingestürzt.

In Latakia traf der Projektreferent von «Kirche in Not» auch mit dem Apostolischen Nuntius in Syrien, Erzbischof Mario Kardinal Zenari, zusammen. Dieser hatte Ende vergangener Woche mehrere Unterkünfte von Betroffenen des Erdbebens besucht, unter anderem eine Moschee, in der sich in den ersten Tagen bis zu 2000 Personen aufhielten. Der Nuntius betonte, dass auch Papst Franziskus persönlich Geld für Hilfsmassnahmen in Syrien geschickt habe. In einer Nachricht an «Kirche in Not» zeigte sich Kardinal Zenari tief geschockt: «Nachdem ich Aleppo, Latakia und Dschabla besucht habe, lässt sich mein Eindruck so zusammenfassen: Ich habe ein Meer des Schmerzes gesehen.»


Originalbeitrag auf CNA Deutsch


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