Prof. Dr. Manuel Schlögl während seines Referats. (Bilder: Rosmarie Schärer/swiss-cath.ch)

Hintergrundbericht

Theo­lo­gi­sche Som­mer­aka­de­mie Aigen im Zei­chen der Christologie

Vom 25. bis 27. August fin­det in Aigen (Öster­reich) die 35. Inter­na­tio­nale Theo­lo­gi­sche Som­mer­aka­de­mie statt. Unter dem Titel «Chris­tus ist Sie­ger» refe­rie­ren renom­mierte Theo­lo­gen gleich zu drei The­men: 1700 Jahre Nizäa; 100 Jahre Christ­kö­nig und das Hei­lige Jahr 2025. Am ers­ten Tag wurde das erste öku­me­ni­sche Kon­zil in Nizäa unter ver­schie­de­nen Gesichts­punk­ten beleuchtet.

«Denn dass euer Streit über unbedeutende und ganz geringfügige Fragen für ein so grosses Volk Gottes, das unter eurer Einsicht geleitet werden sollte, Anlass zu Zwiespalt wird, das kann weder für geziemend noch überhaupt für recht gehalten werden.»[1] Die hier von Kaiser Konstantin als «unbedeutend und ganz geringfügig» abqualifizierten Fragen, die in der Auseinandersetzung zwischen Bischof Alexander von Alexandrien und Arius auf dem Spiel standen, betrafen das Verhältnis von Jesus Christus zum Vater. Es zeigt den Kaiser nicht als einsichtsvollen Theologen, so Prof. Martin Mayerhofer[2]. «Vielmehr gewinnen wir das Bild eines überzeugten christlichen Kaisers, der mit Entschiedenheit und Kompromissbereitschaft einen christlichen Glauben in einer geeinten Kirche für sein Reich herbeisehnt.» Deshalb berief Konstantin das erste ökumenische Konzil in Nizäa ein und wirkte im Verlauf der Debatte immer wieder auf die Bischöfe ein, um Kompromisse zu finden und möglichst die Einheit und Zustimmung aller Teilnehmer in die Wege zu leiten.

Am Konzil, das vom 20. Mai bis zum 25. Juli 325 (20-jähriges Regierungsjubiläum von Kaiser Konstantin) dauerte, nahmen ca. 200-250 Bischöfe teil, die mit wenigen Ausnahmen aus dem Osten des Reiches stammten. Den Vorsitz hatte Ossius von Córdoba, der theologische Berater des Kaisers. Der Papst selbst nahm im ersten Jahrtausend an keinem Konzil persönlich teil; er wurde durch Legaten vertreten. Für die Gültigkeit der Entscheidungen und Kanones brauchte es jedoch die Bestätigung durch den römischen Bischof.

Nizäner Glaubensbekenntnis als Kompromiss
Das Konzil verfasste – in Ablehnung der Aussagen von Arius – ein Glaubensbekenntnis. «Als Vorlage für das nizänische Credo diente vielleicht ein Glaubensbekenntnis aus Jerusalem oder dem syrischen Raum», erklärte Prof. Mayerhofer in seinem Referat. Über das Glaubensbekenntnis wurde die Kirche in Ägypten – Arius war Ägypter – in einem Brief informiert:

«Allererster Untersuchungsgegenstand war – in Anwesenheit des gottgeliebten Kaisers Konstantin – die Glaubensfeindschaft und Gesetzwidrigkeit des Arius und seiner Anhänger. Einstimmig wurde beschlossen, seine glaubensfeindliche Lehrmeinung sowie seine blasphemischen Aussagen und Bezeichnungen, mit deren Hilfe er den Sohn Gottes schmähte, mit dem Anathem zu belegen. Er sagte ja: Er ist aus Nicht-Seiendem. Und: Bevor er geboren wurde, war er nicht. Und: Es war einst, da er nicht war. Er behauptete auch, der Sohn Gottes sei aus freiem Willen zum Bösen oder Gutem fähig und er nannte ihn Geschöpf oder Meisterwerk. Alles hat die heilige Synode mit dem Anathem belegt und nahm es nicht hin, eine so glaubensfeindliche Lehrmeinung, solchen Unverstand und solche blasphemische Aussagen auch nur zu hören.»[3]

Nach Prof. Mayerhofer kann das nizäner Glaubensbekenntnis als Kompromiss gesehen werden, der unter dem Drängen Konstantins zustande kam und es allen erlaubte, die Unterschrift unter den Text zu setzen.[4]

Nach Behandlung der Hauptfrage wurden weitere Fragen geklärt wie z. B. die Frage nach dem Ostertermin: Neu feiern alle Christen Ostern am Sonntag nach Eintritt des Frühjahrvollmondes. Interessant waren auch die Ausführungen des Referenten zu den 20 Kanones zu disziplinären Fragen der Kirche, die einen Einblick in das Leben der Alten Kirche gewähren. Schon fast etwas skurill Kanon 2, der bestimmt, dass Neugetaufte nicht zugleich mit der Taufe zum Priester oder gar Bischof geweiht werden dürfen.

Konzil von Nizäa als fester Grund
Prof. Thomas Marschler ging in seinem Referat der Frage nach der Wesensgleichheit und Präexistenz nach.[5]

Die von den Konzilsvätern verfasste Bekenntnisformel hatte zunächst nur die Funktion, die arianische These eines geschöpflichen Logos abzuweisen. Eine systematische Erklärung der dabei verwendeten Begriffe oder die Reflexion des Bekenntnisinhalts im Rahmen einer umfassenden christologischen Theorie blieb jedoch aus.

«Ähnlich wie Nicäa nur in der Rückschau als erstes ‹ökumenisches» Konzil gelten kann, wird auch die normative Autorität seiner Bekenntnisformel erst unter Einbeziehung der komplexen Rezeptionsgeschichte verstehbar», so Prof. Thomas Marschler. Durch die Bestätigung und Erweiterung des nicäanischen Symbolums auf dem Ersten Konzil von Konstantinopel 381 fanden die theologischen Diskussionen um den Text ein Ende; das Konzil von Nicäa galt nun als erster Schritt. Die Christologie der mittelalterlichen Scholastiker verstand sich als systematische Entfaltung und Vertiefung des altkirchlichen Erbes. So war Thomas von Aquin scheinbar davon überzeugt, «dass damals bereits alle relevanten Einwände gegen das Dogma vorgetragen und widerlegt worden waren – die Konzilien des 4. und 5. Jahrhunderts galten als dauerhafter Sieg über alle wichtigen Häresien.»

Später liessen auch Martin Luther und weitere wichtige Reformatoren die fundamentalen altkirchlichen Bekenntnisse unberührt, obwohl sie gleichzeitig die unfehlbare Autorität kirchlicher Synoden generell infragestellten. Allerdings hinderte dies nicht, dass an verschiedenen Orten radikale Theologen auftraten, die das Trinitätsbekenntnis in Frage stellten. So z. B. der humanistisch gebildete Arzt Miguel Servet, den Jean Calvin am 27. Oktober 1553 in Genf öffentlich als Ketzer verbrennen liess. Die prominentesten Antitrinitarier des 16. Jahrhunderts waren die italienischen Humanisten Lelio Sozzini und sein Neffe Fausto Sozzini. Christus gilt den Sozinianern als reiner Mensch, der nicht real, sondern nur in Gottes Vorsehung präexistierte. «Göttlichkeit» besitzt er nur in einem übertragenen Sinn. Prof. Marschler bezeichnete dies als die «europäische Urhäresie der Moderne».

Bisher unverhandelbare dogmatische Vorgaben werden zur Diskussion gestellt
Mit dem Beginn der Aufklärung (ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts) fand antinizänisches Denken erstmals Eingang in breitere Kreise der protestantischen Universitätstheologie. Nun gesellte sich zu den bekannten Argumenten gegen die wahre Gottessohnschaft Christi auch die historische Quellenkritik. «Diese bestritt die geschichtliche Zuverlässigkeit vieler biblischer Texte, auf die sich die Glaubenslehre zur Begründung der Christologie und Trinitätstheologie traditionell berufen hatte, allen voran des Johannesevangeliums.» Gleichzeitig entstand im Protestantismus eine Dogmengeschichtsschreibung, die durch Aufdeckung der theologischen, weltanschaulichen und politischen Voraussetzungen der altkirchlichen Glaubensentscheidungen nicht selten das Dogma selbst zu dekonstruieren versuchte. So der Tübinger Theologe David Friedrich Strauss: «Die wahre Kritik des Dogmas ist seine Geschichte.»

Nach dem Niedergang der älteren Scholastik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verkümmerte durch den Einzug des Rationalismus und der Aufklärung die Trinitätslehre, ohne aber, dass die die alten Dogmen in Frage gestellt wurden. «Erst in der Modernismuskrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde erkennbar, dass auch der Katholizismus von diesen Fragen nicht unberührt bleiben konnte.» Im unter Pius X. 1907 veröffentlichten Dekret «Lamentabili» betrafen mehr als zehn der verurteilten Thesen die exegetische Begründung der Christologie. Pius X. griff in seiner Enzyklika «Pascendi» die Spannung «zwischen dem geschichtlichen Christus und dem Christus des Glaubens» auf.

Eine neue Dynamik bekamen die christologischen Debatten seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. «Mit der endgültigen Abkehr von der Neuscholastik und einer schlagartigen Diversifizierung theologischer Standpunkte wurden nun auch dogmatische Vorgaben zur Diskussion gestellt, die bislang als unverhandelbar galten», hob Prof. Marschler hervor. Konzilstheologen wie Hans Küng oder Edward Schillebeeckx forderten, dass aufgrund der Erkenntnisse der neueren Exegese eine tiefgreifende Revision der dogmatischen Christologie geschehen müsse. Die dabei vorgeschlagenen alternativen Zugänge oder christologischen Formeln konzentrierten sich häufig auf die soteriologische Funktion Christi, liessen die Frage nach seinem (göttlichen) Sein auf der Seite oder verwendeten schwammige Formulierungen.
 


Von Nizäa zum Adoptianismus?
In einem weiteren Teil seines Referats ging Prof. Marschler auf zwei zentrale Kritikpunkte am christologischen Symbolum von Nizäa ein.

Ein erster Einwand betrifft die Frage, wie weit das Konzil von Nicäa theologische Fragen unter politischen Vorzeichen und Abhängigkeiten verhandelt hat. Wie erwähnt wurde das Konzil von Kaiser Konstantin einberufen und ohne seine Zustimmung wäre das Symbolum von Nicäa in der vorliegenden Form nicht möglich gewesen. «Wenn man Eusebius Glauben schenkt, war Konstantin es sogar, der das berühmte homousios in die Debatte einbrachte.» Der Referent erinnerte daran, dass bei einem Urteil über eine Aussage stets Genese und Geltung voneinander zu unterscheiden sind. Wenn ein Satz wahr ist, dann bleibt er wahr, auch wenn der Weg zu seiner Erkenntnis mit Zufällen verknüpft war. «Und wenn theologische Erkenntnis regelmässig durch das Auftreten von Häresien vorangebracht, katalysiert wird, warum dann nicht auch durch politisch motiviertes Handeln?»

Ein zweiter Einwand besagt, dass durch Nicäa (und die nachfolgenden Konzilien) eine Verfremdung, eine hellenistische Überlagerung des biblischen Zeugnisses stattgefunden habe: Dass aus dem Menschen Jesus von Nazareth, «den die synoptischen Evangelien in seiner religiösen Bedeutung für uns als Messias und Erlöser beschreiben, schrittweise ein ewiges göttliches Wesen gemacht worden sei, das man am Ende (im Bekenntnis von Nicäa) sogar dem Sein nach auf eine Stufe mit dem Vater gestellt hat.» Das Konzil von Nicäa habe mit seiner These von der Gleichwesentlichkeit des Sohnes und der Verurteilung des Arianismus eine zuvor offene und durch Pluralität gekennzeichnete Debatte problematisch verengt.

Das Gegenmodell zur nicänischen Christologie ist der Adoptianismus: Es gibt nur einen Gott und Jesus Christus ist ein von Gott besonders erwählter, beauftragter und begnadeter Mensch. «Dieser Sohn mag Gott repräsentieren, Gottes Messias, eschatologischer Bote, Sachwalter sein, aber ‹Gott› als Träger der ‹göttlichen Natur› ist er deswegen nicht, und Präexistenz besitzt er bestenfalls in idealer, aber nicht in realer Gestalt.»

Würde die Kirche von Nicäa abrücken, so Prof. Marschler abschliessend, verlöre sie als Zeugin der Offenbarung jegliche Glaubwürdigkeit. «Denn das Bekenntnis zum göttlichen Sohn hat nicht nur die Dogmatik der katholischen Kirche, sondern auch ihre Verkündigung, Frömmigkeit und Liturgie so tief geprägt, dass von all dem wenig übrig bliebe, würde man ihm das christologische Fundament entziehen.»

Nicht Worte, Lehren oder Regeln, sondern die Person Jesus Christus
Im dritten Referat, gehalten von Prof. Manuel Schlögl, ging es um den theologischen Standort Nizäas und seine ökumenische Relevanz.[6]

Die hermeneutische Aufgabe des Konzils von Nizäa lag darin, die Verkündigungs-Sprache des Neuen Testaments (Erzählungen, Briefe) in eine theologisch und philosophisch reflektierte Bekenntnis-Sprache zu übersetzen. Das Christentum unterscheidet sich von anderen Religionen darin, dass es die Sprache seiner Verkündigung als Kommunikationsmedium versteht, in dem nicht einfach Worte, Lehren oder Regeln weitergegeben werden, sondern die Person Jesus Christus.

In diesem Verständnis liegt auch die Universalisierung der christlichen Heilsbotschaft begründet. «Die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus ist auf keine bestimmte Sprache, Zeit oder Kultur begrenzt.» Übersetzungen sind deshalb nicht nur erlaubt, sondern «geradezu geboten, um die Frohe Botschaft des Glaubens bekannt zu machen und präsent zu halten in den unterschiedlichen Sprachfamilien der Welt.»

Prof. Schlögl versteht die Konzilsbeschlüsse von Nizäa ebenso als eine Übersetzung; daraus leiten sich zwei Konsequenzen ab: Erstens bleibt das Neue Testament der unverzichtbare Ausgangs- und Bezugspunkt für die Interpretation der Konzilsaussagen. Und zweitens geschieht diese Übersetzung nicht nur in der Sprache, sondern auch im Fleisch des Zeugen.

«Die Übersetzung betrifft eben nicht nur die Worte Jesu Christi an seine Jünger, sondern bezieht seine und ihre Existenzweise mit ein – die Übersetzung Jesu geschieht, indem wir ihm nachfolgen und seine Jünger werden (Joh 15,8).» Prof. Schlögl leitet daraus ab, dass das Wort Jesu deshalb einer Gemeinschaft bedarf, «in der sein Dasein-für-die-anderen geglaubt und gelebt wird, es bedarf der Kirche und ihres vollmächtigen Zeugnisses».

Als hermeneutisches Ereignis ist das Konzil zugleich eine Selbstvergewisserung der Kirche über ihren von Jesus Christus zugewiesenen Auftrag, sich von seinem Geist in die ganze Wahrheit führen zu lassen, so der Referent. Bereits vor Nizäa gab es Verurteilungen einzelner Bischöfe aus theologischen Gründen und erste bekenntnishafte Texte; diese waren allerdings immer nur lokal und situativ gültig. Die Beschlüsse von Nizäa hingegen sind nun für das ganze Römische Reich verbindlich. «Neben der unverkürzten Weitergabe der apostolischen Lehre gehören fortan auch Klarstellung und Abgrenzung zu den Aufgaben der Bischöfe. Bischof kann nur werden, wer voll und ganz zu den Beschlüssen von Nizäa steht.»

Wie könnte dieses Konzil ökumenisch wirksam werden? Prof. Schlögl sieht hier zwei Wege: Erstens in der Bereicherung durch die anderen und zweitens durch das Stärken des Gemeinsamen: Ein gemeinsamer Ostertermin aller Christen hätte sicher eine positive Wirkung für das christliche Zeugnis in der Welt. Denkbar wäre auch ein liturgisches Gedenken an Nizäa, wie dies in der Orthodoxie bereits der Fall ist. «Unmittelbar umsetzen liesse sich die Anregung, das sogenannte ‹Grosse Glaubensbekenntnis› von Nizäa und Konstantinopel beim Gemeindegottesdienst häufiger zu verwenden und auch katechetisch zu erschliessen, um es aus seinem Schattendasein neben dem Apostolicum herauszuführen.»

 


[1] Eusebius von Cäsarea, Über das Leben Konstantins II,71 (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 9, 88-89).
[2] Ass.-Prof. P. Dr. Martin Mayerhofer FSO ist Dozent für Kirchengeschichte in Heiligenkreuz und Associate Professor an der Katholischen Hochschule ITI in Trumau.
[3] Brief der Synode von Nizäa an die Ägypter, in: Dekrete der ökumenischen Konzilien - Conciliorum Oecumenicorum Decreta, Bd. 1, 16-17.
[4] Einzig Secundus von Ptolemäus und Theonas von Marmarcia verweigerten die Unterschrift und wurden ins Exil geschickt.
[5] Prof. Dr. Dr. Thomas Marschler ist Ordinarius für Dogmatik an der Universität Augsburg.
[6] Prof. Dr. Manuel Schlögl ist Ordinarius für Dogmatik und Ökumenischen Dialog an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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Bemerkungen :

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    Stefan Fleischer 26.08.2025 um 19:20
    Was ich mich in diesem Zusammenhang frage:
    In diesem Jahr wird oft von diesem grossen Glaubenskenntnis geredet und geschrieben. In der Liturgie jedoch wird es – wenigstens bei uns – nie eingesetzt. In meiner Jugend war dieses, sofern ich mich richtig erinnere, noch in jeden Sonntagsgottesdienst vorgeschrieben. Ist diese Definition unserer Glaubenslehre für uns moderne Christen nicht mehr zumutbar oder vielleicht sogar nicht mehr richtig? Oderr sehe ich richtig, wenn ich generell das Gefühl habe, man glaube, die Menschen von heute wären heute nicht mehr in der Lage Dogmen (die wir schon als Kinder fest glaubten) zu begreifen, (begreifen im Sinn von im Glauben annehmen)?
    • user
      Joseph Laurentin 27.08.2025 um 07:05
      Lieber Herr Fleischer, Besuchen Sie die „Messe aller Zeiten“ (ausserordentliche Form nach dem Missale Romanum von 1962). Dort wird das Nicänische Credo immer in seiner ganzen Länge und Schönheit auf Latein gesungen oder gesprochen („Credo in unum Deum…“). Gerade die lateinische Sprache bewahrt die Einheit und Unverfälschtheit des Bekenntnisses. Sie eint die Kirche über Nationen und Jahrhunderte hinweg und verbindet uns mit der Kirche der Väter.
      • user
        Stefan Fleischer 27.08.2025 um 09:23
        Ich habe in meiner Jugend lateinisch ministriert und im Internat die tägiche Heilige Messe in dieser Form erlebt. Auch nach der Umstellung habe ich sie oft besucht und würde sie auch wieder gerne hin und wieder besuchen, wenn sie für mich mit meinen 87 Jahren noch erreichbar wäre.
        Ich habe aber auch den NO kennen und schätzen gelernt. Ich war sogar längere Zeit Kommuionhelfer mit bischöflichem Auftrag. Dass diese heute oft weit von dem entfernt ist, was das Konzil gewollt hat, ist auch mir klar. Ich bin aber dieses unendlichen Ritenstreites müde und wünsche mir einen Frieden, in welchem beide Formen friedlich zusammenleben und sich ergänzen. Im heutigen Klima der gegenseitigen Schuldzuweisungen und des gegenseitigen Häresierens aber kann ich wohl noch lange darauf warten.
        • user
          Stefan Fleischer 27.08.2025 um 11:05
          Was ich noch vergessen habe:
          Einer der wesentlichen Gründe für den Priestermangel von heute ist auch die Tatsache, dass die Ehrfurcht vor dem Auftrag, vor der Sendung, der Berufung des Priesters und anderer geweihter Personen verloren gegangen ist. Dass wir eine solche diesen allen schulden, selbst dort, wo sie uns als Person nicht sympathisch sind, ja selbst, wo sie den Ansprüchen nicht genügen, die wir an sie stellen, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Viele von ihnen wehren sich heute gegen Zeichen dieser Ehrfurcht. Aber wenn schon diese nicht mehr zu unterscheiden wissen zwischen der Würde Ihrer Berufung und ihrer persönlichen Würde, wie können wir das dann von den einfachen Gläubigen erwarten? Und manchmal frage ich mich, ob nicht der Verlust der Ehrfurcht Gott gegenüber, den wir heute beobachten können, die entscheidende Ursache dafür ist. Dabei ist doch die Liebe und Nähe Gottes für uns um so wichtiger und grösser, je grösser und ehrfurchtgebietender wir Gott sehen.
  • user
    Heinz Meier 26.08.2025 um 17:55
    Druckerschwärze ist auch im digitalen Zeitalter geduldig: Die Rede vom „überzeugt christlichen Kaiser“ Konstantin aber sollte man nun definitiv auch einem Professor nicht mehr unbesehen abkaufen. Konstantin war ein Mörder und rücksichtsloser Machtpolitiker. Er liess sich übrigens paradoxerweise nicht vom auf dem Konzil von Nicäa selber durchgeboxten Credo leiten; seine Taufe, in vorgerücktem Alter erst, vollzog ein häretischer Arianer.