Könnten Sie unseren Leserinnen und Leser kurz die Idee von «Tradivox» erklären?
Tradivox (ein Kunstwort mit der Bedeutung «Stimme der Tradition») ist ein Unternehmen für Bildungsmittel, das sich der klaren, zuverlässigen und getreuen katholischen Katechese widmet. Das Hauptprojekt ist die Erforschung und Neuveröffentlichung klassischer Katechismen in einer gebundenen Ausgabe und neuem Schriftsatz. Diese Texte werden zugänglich gemacht über eine KI-gestützte Suchmaschine im Internet. Das Team besteht aus einem internationalen Netzwerk von Dutzenden professionellen Forschern, Autoren, Redakteuren und Verlegern, das in den Vereinigten Staaten als gemeinnützige Organisation eingetragen ist.
Wie beurteilen Sie die verschiedenen Katechismen, wie viele sind bereits erfasst und wie viele sollen noch hinzukommen?
Das Tradivox-Projekt wählt Katechismen aus auf der Grundlage folgender vier wesentlicher Kriterien: 1. Historische Bedeutung; 2. Kirchliche Gutheissung; 3. Kontinuität der Lehre mit dem beständigen Lehramt der Kirche; 4. Lizenzfreier Status.
Das Kriterium Nr. 1 konzentriert uns auf Werke, die einen beeindruckenden Einblick in unsere katholische Vergangenheit bieten. Die Geschichte jedes einzelnen Werkes wird dann im Vorwort jedes Bandes erzählt.
Die Kriterien Nr. 2 und Nr. 3 dienen dem Ziel, die historische Kontinuität der katholischen Lehre über Zeit und Raum hinweg aufzuzeigen.
Schliesslich sorgt Kriterium Nr. 4 dafür, dass diese öffentlichen Quelltexte und unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kostenfrei genutzt, geändert und verteilt werden können und somit für weitere Forschung zur Verfügung stehen.
Die gebundene Sammlung wird aus 20 Bänden bestehen, die 36 verschiedene katechetische Manuskripte (einige Bände enthalten mehrere einzigartige Katechismen in einem einzigen Einband) von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts umfassen. Die Bände 1 bis 17 sind derzeit im Druck, der Rest soll vierteljährlich bis Herbst 2025 erscheinen. Alle diese Texte (und mehr) können derzeit über das digitale Tool «Master Catechism» durchsucht werden.
Dieser «Master Catechism» ist beeindruckend. Hier kann man eine beliebige Frage zum Glauben eingeben und erhält Antworten aus den verschiedenen Katechismen.
Der «Master Catechism» ist eine digitale Suchfunktion, die das Tradivox-Team entwickelt hat, um ausschliesslich Antworten aus anerkannten katholischen Katechismen über die Jahrhunderte hinweg zu garantieren. Mithilfe von Softwareprogrammen sogenannter «Künstlicher Intelligenz» (KI) stimmt diese Suchfunktion Begriffe aufeinander ab und zeigt begriffliche Beziehungen zwischen den darin geladenen Dokumenten auf. Dies ermöglicht es, schnell Antworten auf Fragen aus einer Vielzahl von Quellen zu finden, auch wenn darin keine identischen Begriffe verwendet werden. Zum Beispiel fehlt der Ausdruck «Todesstrafe» in Katechismen vor dem 20. Jahrhundert, während der «Master Catechism» die seit der Zeit der Apostel unveränderliche Lehre der Kirche zu diesem Thema widerspiegelt.
Diese digitale Suchfunktion beschränkt sich auf eine Reihe von Basisdokumenten und durchforstet deshalb nicht das gesamte Internet, um Kommentare zu zeitgenössischen Persönlichkeiten, aktuellen Ereignissen usw. zu erstellen. Sie antwortet mit Informationen, die man in den Katechismen selbst finden würde.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Die Katechismen, die zwar auch wieder nicht überschätzt und zumal nicht für das religiöse Wissen monopolisiert werden sollten, sind eine wahre Fundgrube religiösen und auch spirituellen Wissens, geben über die Generationen zu denken, was an Glaubensinhalten zumal auch bei unseren Vorfahren wichtig geworden ist und wir es zum Teil zu unserem Schaden vergessen haben, selbst dann, wenn wir es nicht 1 zu 1 je übernommen haben oder übernehmen wollen, es bleibt immer eine Herausforderung. Gerade auch das, was uns nicht passt. In den letzten Jahren habe ich noch die Schweizer reformierten Katechismen studiert, von denen besonders die aus der Zeit der Helvetik und zumal der Restauration sehr wertvoll sind, wiewohl und erst recht weil sie sich stets noch konkret von ihrem Verständnis des Katholizismus abgrenzen. Galt auch für den durchaus noch katholikenfreundlichen, auch auf Gotthelf über Einfluss verfügenden Berner Pfarrer Jakob Kuhn, zuletzt an der Nydeggkirche, wie später Kurt Marti. Nicht zu vergessen die reformierten Zürcher Katechismus ebenfalls aus jener Zeit, die zwar einereits noch von Bullinger und dem Erbe der Aufklärung geprägt sind, aber im 19. Jahrhundert einen protestantischen Konservativismus begründeten, der beim Züriputsch von 1839 in seine radikale Phase gelangte. Übrigens durchaus mit weitgehender Zustimmung der damaligen Schweizer Kirchenzeitung, sogar vom liberalen katholischen Philosophen Ignaz Paul Vital Troxler.
Unter den katholischen Katechismen des 19. Jahrhunderts verdient trotz Indizierung derjenige des Freiburger (im Breisgau) Theologen Hirscher, der noch vor der schismatischen Radikalisierung der liberalen Katholiken zum Altkatholizismus ein hervorragender, vorbildlicher Religionspädagoge war, auch ein ausgezeichneter Schriftsteller. U.a. noch mitgeprägt von dem von mir hier mehrfach schon genannten Regensburger Bischof Johann Michael Sailer, Exjesuit, dessen Gesamtwerk via Propst Widmer von Beromünster aus ediert wurde. Hirschers Katechismus und Relgionslehrbücher waren im Kanton Luzern im 19. Jahrhundert vom Erziehungsrat genehmigte Lehrmittel, eine Behörde, die stets von einem kath. Geistlichen präsidiert wurde, so vom Horwer Pfarrherrn und späteren Beromünsterer Chorherren Georg Sigrist, auch Biograph von Bruder Klaus.
Lieder stehen im Katechismus Regeln, die eine heutige, normale Katholikin oder ein normaler Katholik nicht mehr einhalten kann. Somit werden viele Gläubige zu Sündern gestempelt.
Eine Normalisierung wäre eine "definitive" (abschliessende) Festlegung,
also eine Anmassung Gott zu spielen.
Christus wurde gezeugt und nicht geschaffen, darum ist er durch Geburt "in die Zeit gekommen" und durch Kreuzestod in die Ewigkeit eingegangen (erstanden).