Auf den 1. April 2025 hatte die «Katholische Kirche im Kanton Zürich» zu einer Medienorientierung eingeladen. Ort der Veranstaltung – kein Aprilscherz – war der Innenraum der Pfarrkirche St. Josef im ehemaligen Arbeiterviertel der Stadt Zürich. Man kommt nicht umhin, von einer Art spirituellem Missbrauch zu sprechen, und doch irgendwie logisch: Wer sich mit der Tarnkappe «Katholische Kirche im Kanton Zürich» drapiert (in Tat und Wahrheit handelt es sich dabei um das vom Staat geschaffene Konstrukt «Römisch-katholische Körperschaft des Kantons Zürich») schreckt auch vor einer solch dreisten Zweckentfremdung eines katholischen Sakralraumes nicht zurück (Mt 20,12ff. lässt grüssen). Im Gegenteil: Durch diese «feindliche Übernahme» soll coram publico deklariert werden, wer hier in Sachen Katholische Kirche im Kanton Zürich das Sagen hat.
Worum geht es? Michael Hermann und seine Firma Sotomo wurden beauftragt, eine «Repräsentative Bevölkerungsumfrage zur Reputation der Katholischen Kirche» durchzuführen.
Wie repräsentativ ist diese Umfrage wirklich? Gemäss Medienmitteilung konnten Antworten von 2913 Personen aus der Deutschschweiz ausgewertet werden. Darunter befanden sich 705 Mitglieder der Katholischen Kirche, 517 ausgetretene Mitglieder der Katholischen Kirche, 853 Mitglieder der Reformierten Kirche und 558 ausgetretene Mitglieder der Reformierten Kirche. Mit anderen Worten: Mehr Protestanten als Katholiken haben an dieser Umfrage teilgenommen.
In der Medienmitteilung wird eingeräumt, dass die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ ist für die sogenannte «Grundgesamtheit», da sich die Teilnehmenden selbst rekrutierten («Opt-in» genanntes Verfahren). Den damit verursachten Verzerrungen versuchte man durch Gewichtungsverfahren entgegenzuwirken. Dazu gehören unter anderem Geschlecht, Alter und Bildung. Dieses Vorgehen gewährleiste eine «hohe soziodemografische Repräsentativität der Stichproben». Kritische Rückfragen drängen sich gleichwohl auf. So unter anderem die Frage, ob die sehr hohe Zahl von Ausgetretenen am Total der Befragten (1075 von 2913 = 36,9 Prozent) nicht doch zu einer Verzerrung geführt hat. Die Vermutung liegt auf der Hand, dass sich überdurchschnittlich viele an der Umfrage einfach deshalb beteiligten, um ihren Kirchenfrust loszuwerden. Kommt hinzu, dass der aus dem protestantischen Berner Milieu stammende «Sotomo»-Chef Michael Hermann bezüglich dieses Forschungsgegenstandes mehrfach überfordert war. In seiner Studie ist unisono von «Kirchgemeinden» die Rede, der für die Katholische Kirche essentielle Begriff «Pfarrei» kommt darin kein einziges Mal vor. Item: In extenso wird das Thema «Austritt und Austrittswillige» abgehandelt. Dass das Bundesgericht bereits in seinem Entscheid vom 9. Juli 2012 klarstellte, dass ein Austritt aus einer staatskirchenrechtlichen Organisation, sprich einer Kantonalkirche, jederzeit möglich ist, ohne dabei zugleich aus der Katholischen Kirche als solcher austreten zu müssen, wird gleichwohl nicht thematisiert, dürfte den Studienverantwortlichen aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht bekannt sein.
Widersprüchliche Ergebnisse
Wie sieht das inhaltliche Ergebnis dieser 29 Seiten umfassenden «Opt-in-Umfrage» aus? 15 Prozent der Deutschschweizer Bevölkerung stehen der Katholischen Kirche positiv gegenüber; bei der Reformierten Kirche sind es 37 Prozent; 32 Prozent sind gegenüber der Katholischen Kirche negativ eingestellt, bei der reformierten Kirche sind es 7 Prozent. Da stellt sich die Frage, wie diese Zahlen mit der Tatsache zu vereinbaren sind, dass im Kanton Zürich 2024 11 700 Personen aus der Reformierten Kirche ausgetreten sind, aus der Katholischen Kirche nur 10 000 Personen, dies bei einer annähernd gleichen Gesamtgrösse.
Besonders kritisch gegenüber der Katholischen Kirche eingestellt sind laut dieser Umfrage «Junge, Frauen und Konfessionslose». Die Detailauswertung wirft auch hier Fragen auf, ist doch die negative Einstellung der Männer grösser als bei den Frauen (33 zu 30 Prozent). Item: Als Konfessionslose gelten nur jene, die aus der jeweiligen Kirche ausgetreten sind. Bei den in einem konfessionslosen Milieu aufgewachsenen Personen dürften jedoch die Aversionen gegen die Katholische Kirche infolge mangelnder Binnenerfahrungen tiefer zu veranschlagen sein als bei Ausgetretenen.
Bemerkenswert: Während nur 38 Prozent der Katholiken mit ihrer Kirche ein positives Image verbinden, sehen bei den Reformierten 64 Prozent ihre Kirche positiv. Umgekehrt fühlen sich 40 Prozent der Katholiken mit ihrer Kirche stark verbunden gegenüber 35 Prozent bei den Reformierten. Interessant auch, dass die Zahl der austrittswilligen Zürcher Katholiken höher ist als im deutschschweizerischen Durchschnitt (32 zu 27 Prozent). Ob hier die chronisch betriebene Nestbeschmutzerei der Kommunikationsstelle der Römisch-katholischen Körperschaft des Kantons Zürich eine Rolle spielt (Stichwort «Grüss Gott Zürich»)?
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Can. 1210 — An einem heiligen Ort darf nur das zugelassen werden, was der Ausübung oder Förderung von Gottesdienst, Frömmigkeit und Gottesverehrung dient, und ist das verboten, was mit der Heiligkeit des Ortes unvereinbar ist. Der Ordinarius kann aber im Einzelfall einen anderen, der Heiligkeit des Ortes jedoch nicht entgegenstehenden Gebrauch gestatten.
Dann würde der Priester auch in die richtige Richtung schauen...