Die Pfingstwallfahrt von Paris nach Chartres («Pèlerinage de Chrétienté») erfreut sich schon lange grosser Beliebtheit. Im Jahr 2023 wurde die Registrierung Mitte Mai geschlossen, nachdem die Obergrenze von 16 000 Teilnehmern erreicht worden war. Für 2024 wurde die Obergrenze auf 18 000 Teilnehmer angehoben, doch auch hier musste die Registrierung bereits Ende April geschlossen werden. Dieses Jahr meldeten sich in den ersten Tagen so viele Pilgerinnen und Pilger an, dass vorübergehend das System zusammenbrach. Innerhalb von fünf Tagen waren alle Plätze ausverkauft, über 1000 Personen haben sich auf eine Warteliste eingetragen und hoffen kurzfristig auf die Möglichkeit einer Teilnahme. Insgesamt 19 000 Frauen, Männer und Kinder nehmen an der Wallfahrt vom 7. bis 9. Juni 2025 teil.
Doch statt sich über diese Zahlen zu freuen, sind manche Kirchenvertreter nach Kräften bemüht, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Wallfahrt Steine in den Weg zulegen. Der Hauptgrund: die Messe in der traditionellen (überlieferten) Liturgie, dem sogenannten ausserordentlichen Ritus.
Die Organisatoren der Wallfahrt, der Verein «Notre-Dame de Chrétienté», hatten sich darauf gefreut, nach der Wiederöffnung der Kirche «Notre-Dame de Paris» die Wallfahrt wieder in dieser symbolträchtigen Kirche beginnen zu können, wie dies vor dem Brand der Kathedrale der Fall war. Doch das Erzbistum Paris legte sein Veto ein. Der Präsident des Vereins, Philippe Darantiére, erklärte im Interview mit «L’Homme Nouveau», Erzbischof Laurent Ulrich sei gegen die Feier von Gottesdiensten im ausserordentlichen Ritus in Notre-Dame de Paris. Die Erzdiözese hingegen erklärte, dass sie keinen formellen Antrag erhalten hätte.
Papst Franziskus hatte ein Motu proprio mit dem irreführenden Titel «Traditionis Custodes» (2021) erlassen, um die Feier der Messe nach dem Missale Romanum von 1962 à la longue abzuwürgen. Doch für die Wallfahrt Paris-Chartres hatte dies den umgekehrten Effekt: Die Zahl der Pilgerinnen und Pilger stieg weiter an.
Das «Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung» soll gemäss Medienberichten im Dezember 2024 überprüft haben, ob das Pontifikalamt zum Abschluss der Wallfahrt in der Kathedrale von Chartres in den Jahren seit 2021 («Traditionis Custodes») ohne Erlaubnis zelebriert wurde. Gemäss «Katholisches – Magazin für Kirche und Kultur» steckt System dahinter: Die grossen Wallfahrten der Tradition können nicht verboten werden, aber die Zelebrationen im überlieferten Ritus werden untersagt. Zuerst traf der vatikanische Bannstrahl die internationale Wallfahrt «Ad Petri Sedem» in Rom; diese darf seit 2023 die Abschlussmesse nicht mehr im Petersdom feiern. (Im Petersdom darf seit 2021 keine Messe mehr im überlieferten Ritus zelebriert werden.) Im Sommer 2024 traf es den spanischen Zweig der «Paris-Chartres»-Wallfahrt, die Jugendwallfahrt der Tradition «Nuestra Señora de la Cristiandad.
Nun hat Kardinal Arthur Roche, Präfekt des «Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung» in einem Brief an die Französische Bischofskonferenz auf Fragen, die der Bischof von Chartres und einige andere Bischöfe im Zusammenhang mit Wallfahrt Paris-Chartres gestellt haben, geantwortet.
Darin hält er fest, dass nur der Diözesanbischof die Verwendung des Missale Romanum von 1962 in seiner Diözese genehmigen kann, wobei er den Anweisungen des Apostolischen Stuhls («Traditionis Custodes») zu folgen habe. «Eine Organisation, ob weltlich oder kirchlich, kann sicherlich eine Pilgerreise einberufen und organisieren, hat aber keine Autorität in Bezug auf die Liturgie.» Er erinnert daran, dass auch die Priester der «Priesterbruderschaft St. Petrus» FSSP gemäss dem ihnen erteilten besonderen Dekret die Zustimmung des Ortsbischofs für die Feier im überlieferten Ritus einholen müssen.
Die «Paris Chartres»-Wallfahrt führt durch mehrere Diözesen. Somit muss jeder Bischof, durch dessen Diözese die Wallfahrt führt, den Priestern eine entsprechende Erlaubnis zur Feier im ausserordentlichen Ritus erteilen. Dies gilt aber nur für jene Priester, die vor dem 16. Juli 2021, dem Datum der Veröffentlichung des Motu proprio «Traditionis Custodes», geweiht wurden. Für alle zu einem späteren Zeitpunkt geweihten Priestern muss der Bischof zusätzlich die Erlaubnis des Heiligen Stuhls einholen.
Kardinal Roche insistiert, dass allen Priestern die «konkrete Möglichkeit» geboten werden muss, die Messe in der ordentlichen Form zu feiern. Zudem muss das Busssakrament nach dem aktuellen Ritus gespendet werden.
Befremdendes Timing
Es sind nicht nur diese kleinkariert-schikanösen Vorgaben als solche, die befremden (obwohl dazu mehr als genug Anlass besteht, stammen sie doch just von Instanzen, die bis zum Überdruss chronisch das Wort «Diversität» im Munde führen). Nein, ebenso, wenn nicht mehr befremdend ist der augenfällige Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Restriktionen durch die Französische Bischofskonferenz: der 6. Mai 2025 – also just in der Zeitspanne zwischen dem Tod von Papst Franziskus (21. April 2025) und kurz vor der Wahl seines Nachfolgers (8. Mai 2025). Man nützte also die Zeit, während der das Papstamt vakant war (sogenannte Sedisvakanz), unverfroren aus, um Entscheidungen des zukünftigen Papstes vorwegzunehmen bzw. diesen vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Dieses verpönte, wider Treu und Glauben verstossende Agitieren ist beileibe kein Einzelfall. Gerade einmal zwei Tage nach dem Tod von Papst Franziskus – er war noch nicht einmal bestattet worden – veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz auf ihrer Webseite die «Handreichung für Seelsorgerinnen und Seelsorger für die Praxis der Segnung nicht kirchlich verheirateter Paare». Darin wird die Schaffung neuer Riten propagiert, Normalität für eine Praxis simuliert, die im Widerspruch zur Lehre der Katholischen Kirche steht.
In das gleiche Kapitel gehört das Agitieren von Kardinal Mario Grech, des Sekretärs der Weltsynode, der Papst Leo XIV. auf die von seinem Vorgänger dekretierte «Kirchliche Versammlung» vom Herbst 2028 (!) festnageln will.
Papst Leo XIV. ist gut beraten, solchen Machenschaften einen Riegel zu schieben – mit der gelben, gegebenenfalls mit der roten Karte.
Die 43. Ausgabe der «Pèlerinage de Chrétienté» steht unter dem Motto «Pour qu’Il règne, sur la terre comme au ciel» (Damit er regiert auf Erden wie im Himmel). Das Motto bezieht sich einerseits auf die Erscheinungen des Heiligsten Herzens in Paray-le-Monial, dessen 350. Jahrestag die Kirche dieses Jahr feiern kann, sowie andererseits auf das Christkönigsfest, das vor 100 Jahren eingeführt wurde. Neben dem Heiligen Jahr 2025 und 1700 Jahr Konzil von Nizäa werden auch 1000 Jahre Krypta der Kathedrale von Chartres gefeiert.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Die Redaktion beendet die Diskussion betreffend «altem» und «neuem» Ritus. Wir danken für Ihr Verständnis.
Redaktion
Vatikan News vom 23.5.2025 steht unter dem Titel "Papst an die EU-Bischäfe: Stellt Christus ins Zentrum und begleitet die Jugend". In seiner ersten Audienz mit der Kommission der Bischoskonferenz (COMECE) hat der Papst Leo XIV. an diesem Freitag im Vatikan zentrale Anliegen seines Pontifikats unterstrichen: Eine Kirche, die Christus ins Zentrum stellt, die Jugend begleitet und sich entschieden für den Frieden einsetzt.
Besonders eindrücklich schilderte der Vorsitzende der Nordischen Bischofskonferenz, Bischof Czeslaw Kozon. im Interview mit den vatikanischen Medien, was er aus den Gesprächen mit Papst Leo XIV. mitgenommen habe. Der Heilige Vater hat gesagt, es geht darum, die Jugendlichen u. Kinder zu begleiten und statt so formell eine Doktrin zu vermitteln, eher eine Begegnung mit Jesus zu ermöglichen. Die Botschaft des Papstes sei klar: Europa müsse Christus wieder ins Zentrum stellen - nicht nur für die Jugend, sondern "überhaupt".
Gerade in einer pluralistischen Gesellschaft gelte es, die eigentlichen Wurzeln nicht zu verlieren: "Natürlich mit Respekt für andere Ansichten. Aber nie aufgeben". Für Papst Leo XIV. sei das eine Frage der Identiät - und der Zukunftsfähigkeit Europas.
Die Pfingstwallfahrt von Paris nach Chartres und die Ordnung der heiligen Messe nach dem traditionellen römischen Ritus entspricht genau dem, was Papst Leo XIV. in seiner ersten Audienz zu den EU-Bischöfen gesagt habe. Es ist nicht gerechtfertigt, die Pfingstwallfahrt von Paris einzuschränken. Ich hoffe, dass die Bischöfe die Botschaft vom Papst Leo XIV. umsetzen. Danken und beten wir für Papst Leo XIV., dass der Heilige Vater seine Aufgabe treu nach der Lehre der katholischen Kirche erfülle.
Das Ideal wäre doch, dass sich beide Formen gegenseitig anerkennen, ergänzen und befruchten, damit schliesslich in allen Gemeinden beide geschätzt und gepflegt werden. Ich glaube, wir würden uns einerseits schnell daran gewöhnen, dass einmal diese, dann wieder die andere Form verwendet wird. Und andererseits würde uns dies herausfordern, uns wieder intensiver mit dem ganzen Reichtum unserer Liturgie und unseres Glaubens auseinander zu setzen, was sich dann in unserem Leben, in unserer alltäglichen Gottesbeziehung positiv auswirken würde.
Wenn man sich auch damit beschäftigt, wer die neue Messe "mitkonzipiert" hat und mit welchen Überlegungen (Ökumene mit Protestanten) Einfluss genommen haben, ist verständlich, dass da wesentliche Elemente wie beispielsweise die heilige Kommunion, der Sühnopfer-Charakter plötzlich einen anderen Stellenwert erhalten.
Wenn Sie die anderen Riten ansehen - in welchen gibt es die Handkommunion? Ist es nicht so, dass sich der NOM (neue Messe) deutlich von den anderen Riten unterscheidet? Je mehr man sich mit dem Thema auseinandersetzt, desto mehr wird klar, dass der NOM in sich problematisch ist. Schauen Sie sich das Video an.
Den das Konzil von Trient lernt:
"Si quis dixerit, caeremonias, vestes et externa signa, quorum Ecclesia in Missarum celebratione utitur, irritabula impietatis esse potius quam officia pietatis: anathema sit."
„Wenn jemand sagt, die Zeremonien, Gewänder und äußeren Zeichen, deren sich die Kirche bei der Feier der Messe bedient, seien eher Reizmittel zur Gottlosigkeit als fromme Handlungen: der sei mit dem Anathema belegt.“
Kanon 7 der 22. Sitzung
NEIN, es handelt sich hier um dogmatische Vollkommenheit (alte Messe) und nicht darum, ob ich ein schönes oder hässliches Gewand anhabe oder ob vier oder sechs Kerzen auf dem Altar stehen.
Was Sie CT schreiben, hat mit obiger Handkommunion nichts zu tun.
Die neue Messe verwirft die Vorsehung in der alten - darüber könnte man Bücher füllen - und ist daher dogmatisch unhaltbar. Schon Pius VI. hat 1794 einige der heutigen Gewohnheiten - vor allem Konzelebration - verworfen.
Der Kanon vom 17.9.1562 hat damit auch nichts zu tun. Es muss zudem heissen "signa QUIBUS ecclesia utitur" (nicht quorum).
https://www.kathnews.de/die-ueberlieferte-liturgie-nur-fruchtbar-im-geist-des-konzils-und-andernfalls-leblos-und-ohne-zukunft