Eingangspforte zur ehemaligen Niederlassung der Marianisten in Fribourg (mit Marienkrone). (Bild: Niklaus Herzog/swiss-cath.ch)

Kirche Schweiz

«Ver­ges­sen von der Welt und von allem, aus­ser Gott» (Blaise Pascal)

Jakob Gapp, Mann aus dem Tirol und spä­te­rer Ordens­pries­ter, war einer der weni­gen, die den ver­bre­che­ri­schen Cha­rak­ter des Natio­nal­so­zia­lis­mus früh­zei­tig erkann­ten und in der Öffent­lich­keit unbe­irrt vor des­sen Gefah­ren warn­ten. Er bezahlte sei­nen Beken­ner­mut mit dem Leben. Der spä­ter selig­ge­spro­chene Jakob Gapp wurde am 13. August 1943 in Berlin-​Plötzensee ent­haup­tet – ein Porträt.

Sommerferien 2022 in Leukerbad – da darf ein Besuch der Dorfkirche Maria Hilf nicht fehlen. Wer eintritt, wird von einem rekordverdächtigen Schriftenstand empfangen: Praktisch die ganze Palette von christlichen Hilfswerken, Bildungsinstitutionen und religiösen Gemeinschaften ist mit einer Zeitschrift oder einem Flyer vertreten. Mitten in dieser Überfülle an Informationsmaterialien sticht sozusagen wie ein Findling ein Buch heraus. Es trägt den Titel «Pater Jakob Gapp SM – Ein Märtyrer des Glaubens» (hrsg. von der Österreichisch-deutschen Ordensprovinz der Marianisten). Gerade weil mir der Name dieses Glaubenszeugen nichts sagt, werfe ich einen flüchtigen Blick in die 96 Seiten des Buches – und bin sogleich fasziniert. Fasziniert von der Vita dieses Mannes, die am 13. August 1943 durch das Fallbeil des NS-Scharfrichters Röttger in Berlin-Plötzensee ein jähes Ende fand. Auf die letzten Lebensjahre des Jakob Gapp treffen die Worte zu, die der französische Philosoph Blaise Pascal 300 Jahre früher von sich selbst gesagt hatte: «Vergessen von der Welt und von allem, ausser Gott.» Dabei liessen Herkunft und Jugendzeit von Jakob Gapp ein ganz anderes Schicksal erwarten.
 


Jakob Gapp wurde am 26. Juli 1897 als jüngstes von sieben Kindern in Wattau imTirol geboren. Es waren ärmliche, entbehrungsreiche Verhältnisse, in denen Jakob Gapp aufwuchs. Da sein Vater eine für einen Freund eingegangene Bürgschaft nicht bezahlen konnte, musste er seinen eigenen Bauernhof versteigern lassen und sich inskünftig als Fabrikarbeiter durchschlagen. Einen prägenden Einfluss auf den Werdegang von Jakob Gapp übte der Ortspfarrer Alois Gfall aus. Er verstand es, durch vielfältige soziale Aktivitäten wie den Bau eines Kolpinghauses und eines Schlaf- und Aufenthaltshauses für Wandergesellen sowie Ferienkolonien eine Entfremdung der Arbeiterschaft nicht nur zu verhindern, sondern sie vielmehr aktiv am Pfarreileben zu beteiligen. So war es kein Zufall, dass Pater Gapps späteres pastorales Wirken vorzugsweise den Randständigen, sozial Schwachen, den vom Leben Gebeutelten gelten sollte. Dank der Fürsprache von Franziskanern konnte Jakob Gapp das Gymnasium in Hall im Tirol besuchen. Ein Mitschüler beschrieb ihn als «ehrlich, unbeugsam, ohne Verstellung».

«Unbeugsam» ist wohl jenes Adjektiv, das – wie sein weiterer Lebensweg bezeugt – sein Charakterprofil wohl am besten trifft.

Sich selbst hat er stets als «Freund des Volkes» bezeichnet. Am 24. Mai 1915 meldete sich Jakob Gapp als knapp 18-Jähriger freiwillig an die Front, ein Entschluss, der auch durch seine schulischen Probleme erleichtert wurde. Im November 1918 geriet er in italienische Gefangenschaft, aus der er neun Monate später heimkehrte. Damit war auch der Kampf für «Gott, Kaiser und Vaterland» zu Ende. Die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie hatte zu existieren aufgehört. Jakob Gapp war heimatlos geworden. Die mit den politischen Umwälzungen verbundene soziale Verelendung breiter Bevölkerungskreise stürzte ihn in eine tiefe Krise, liessen ihn an der Existenz eines gütigen Gottes zweifeln. Dennoch stellte der tief im katholischen Glauben verwurzelte Mann 1920 ein Gesuch um Aufnahme in den Orden der Marianisten. Sein Novizenmeister Hippolyt Hamm stellt ein Jahr später leicht ironisch fest: «Gapp, unser ‹Sozi›, ist ein ausgezeichneter Bursche; er ist, wie wir nachträglich erfahren haben, auf einem anderen Weg zu uns gekommen, mit der gut verborgenen Absicht, von der Leichtigkeit zu profitieren, ohne Geld studieren zu können.» Eine Einschätzung, die der solcherart Apostrophierte wenig später selbst bestätigte: «Rein von Eigennutz und weltlichen Rücksichten waren die Beweggründe des Eintritts nicht.» Beweggründe, die angesichts der höchst prekären wirtschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit nur allzu verständlich sind, sich aber, wie sein weiterer Lebensweg zeigt, nur als akzessorisch erweisen sollten.

«Verrat am Deutschtum»
Jakob Gapp wurde von seinen Ordensoberen nach Abschluss des Noviziates gleich ins kalte Wasser geworfen. Ins Marieninstitut in Graz berufen, wurde er Präfekt von 41 Schülern, die er 60 Stunden pro Woche zu beaufsichtigen hatte. So «nebenbei» hatte er noch kriegsbedingt Latein und Philosophie nachzuholen und im Hinblick auf sein bevorstehendes Theologiestudium im schweizerischen Fribourg die französische Sprache zu lernen. Dort befand sich zu jener Zeit auch das Priesterseminar des Marianistenordens. Es war mehr als Zufall, dass Jakob Gapp 1925 nach Fribourg zog, just in jenem Jahr, als Papst Pius XI. den in dieser Stadt begrabenen Petrus Canisius heiligsprach und zum Kirchenlehrer erhob. Fünf Jahre verbrachte Jakob Gapp in der Saanestadt, um sich durch Studien an der Universität und ordenseigene Kurse auf das Priestertum vorzubereiten.
 


Jakob Gapp fasste seine Fribourger-Zeit wie folgt zusammen: «Ich habe meine Seminarzeit vom Jahre 1925 – 1930 sehr gut benützt, habe mit Freimut meinen geistlichen Vorgesetzten gegenüber Lehren zurückgewiesen, die mir als nicht genug begründet oder sonstwie als übertrieben oder gefühlsduselig erschienen. Ich galt als das ‹enfant terrible› des Seminarrektors. Gewiss haben mich die theologischen Studien, die ich während und nach der Seminarzeit gemacht habe, immer mehr mit Begeisterung für Christus und die katholische Kirche erfüllt. Ich war aber nicht einseitig, sondern stets beflissen, auch akatholische und antikatholische Werke zu studieren, besonders in Geschichte. Ich habe mich jedoch gerade auch aus dem Studium solcher Werke mehr und mehr zu der Überzeugung von der Richtigkeit des katholischen Glaubens durchgerungen.»

Der Volksgerichtshof-Präsident Roland Freisler sollte ihm später den «todeswürdigen» Vorwurf machen, er habe durch sein Fribourger Studium «das Deutschtum verraten», insbesondere deshalb, weil er eben dieses Studium auf Französisch absolviert hatte.

Am 5. April 1930 empfing Jakob Gapp von Marius Besson, Bischof der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg, die Priesterweihe. Zuvor hatte der als impulsiv geltende Seminarist Gapp im Priesterseminar die Erfahrung machen müssen, dass ein grosser Unterschied bestand zwischen dem, was seine Ordensgemeinschaft war, und dem, was sie nach dem Willen ihres Gründers wirklich sein sollte.

Auch nach seiner Rückkehr in die ordenseigene Schule in Graz stiess Jakob Gapp, für den die Soziallehre der Kirche nicht toter Buchstabe bleiben durfte, bei seinen Vorgesetzten nicht eben auf Begeisterung. In einem Brief an den Superior schreibt er: «Sie werden schon wissen, dass ich nicht gern hier bin [...] Ich kann mich mit den konventionellen Gepflogenheiten, Ansehenshascherei, mit Speichelleckerei nach oben hin einfach nicht befreunden. Es macht oft den Eindruck, als ob es in erster Linie darauf ankäme, bei geistlichen und weltlichen Grossen gut zu stehen.» Ungeteilte Zustimmung fand Jakob Gapp jedoch bei seinen Schülern. Einer von ihnen, Robert Strodel, erinnert sich: «Wir durften ihn zu den Ärmsten der Armen in der Stadt Graz begleiten und helfen, um dort Brot, Semmeln und Geld zu verteilen. Für uns Schüler war es immer ein Erlebnis, eine Auszeichnung, ihm in die Elendsquartiere folgen zu dürfen, um angewandt Gutes zu tun. Bemerkenswerterweise hielt Jakob Gapp sich immer im Hintergrund und überliess es uns, den Dank dieser Bedürftigen entgegenzunehmen.»

Am 11. März 1938 erfolgte die Annexion Österreichs durch Nazi-Deutschland. Jakob Gapp erlebte diese Annexion als einen furchtbaren Schock. Besonders empörte ihn das Verhalten seines Mitbruders und Direktors des Grazer Marieninstituts, der sich als veritabler Wendehals entpuppte: «Er schrie ‹Heil Hitler› und trug das Hakenkreuz. Aber das war noch nicht genug: Er verlangte von allen, wie er das Hakenkreuz zu tragen, obwohl es von den Behörden nicht vorgeschrieben war.» Der deutsch-jüdische Schriftsteller Carl Zuckmayer, dem es im letzten Moment gelang, aus Österreich in die Schweiz zu fliehen, machte ähnliche Erfahrungen. Im Buch «Als wär's ein Stück von mir» schildert er seine Eindrücke so: «Ich wollte mir Zigarren kaufen, aber die Tabaktrafikantin, die mich jahrelang bedient hatte, rannte hinter ein paar deutschen Soldaten her, um ihnen Zigaretten in die Taschen zu stecken. ‹Daitsche Brieder›, kreischte sie und verdrehte die Augen ekstatisch. Der Schaum schien ihr vorm Mund zu stehn. Sie soll sich, als die erste deutsche Einheit einrückte, auf die Strasse gekniet haben. Vor einigen Wochen hatte ich sie noch beim Aufmarsch der ‹Vaterländischen Front› ‹Treu Österreich› rufen hören.»

Die Ordensleitung versuchte, den unbequemen Mitbruder in die Pfarreiseelsorge abzuschieben, um ihr Grazer Institut vor staatlichen Repressalien zu bewahren. Der in die Pfarrei Breitenwang-Reutte versetzte Pater Gapp machte auch an seinem neuen Wirkungsort aus seinem Herzen keine Mördergrube, setzte vielmehr sein nazi-kritisches Engagement erfolgreich fort. Dies veranlasste die Ortspolizei, seine Schüler über den Inhalt des Religionsunterrichts von Jakob Gapp auszufragen. Diese gaben zu Protokoll, Jakob Gapp habe erklärt, man müsse auch Tschechen, Franzosen, Juden und Kommunisten lieben: «Nicht weil sie Tschechen, Franzosen, Juden und Kommunisten sind, sondern weil sie Menschen sind.» Dies war für die Nazi-Rassenfanatiker so etwas wie eine Kriegserklärung. Beim zuständigen, in Innsbruck residierenden Apostolischen Administrator setzten sie die Abberufung von Jakob Gapp durch.

Flucht nach Frankreich
Vor die Wahl gestellt, entweder die eigenen Grundsätze zu verleugnen oder ins KZ-Dachau eingeliefert zu werden, legten die Ordensoberen ihrem Mitbruder Jakob Gapp dringend nahe, nach Bordeaux, dem Gründungsort des Ordens, zu fliehen. Diese Aufforderung war umso angezeigter, als die Gestapo weiteres, für Jakob Gapp brandgefährliches Material aus seinen Predigten gesammelt hatte («Rosenberg's Buch ‹Der Mythos des 20. Jahrhunderts› ist voller Lügen, ein einziger Schwindel»1). Mit Hilfe eines ehemaligen Schülers der Marianisten gelang es, Jakob Gapp ein Visum für die Ausreise nach Frankreich zu beschaffen. In Bordeaux angekommen, musste er die schmerzliche Erfahrung machen, dass Menschliches, allzu Menschliches selbst im Mutterhaus des Ordens kein Fremdwort war: Sein österreichischer Provinzial hatte Jakob Gapp aufgetragen, in Bordeaux 56 Messen zu lesen, ihm aber die zugesagten Messstipendien nicht überwiesen, was wiederum einer gastfreundlichen Aufnahme durch seine Mitbrüder vor Ort nicht eben förderlich war. Doch selbst hier in Bordeaux, vor Ausbruch des 2. Weltkrieges, schnüffelten ihm die Gestapo-Spürhunde nach. Im späteren Verhör in Berlin wird Jakob Gapp freimütig bekennen: «Ja, in meiner einzigen in Bordeaux gehaltenen Predigt sagte ich sinngemäss, dass die katholische Kirche dem Untergang entgegengeht, wenn der Nationalsozialismus sich weiter am Ruder halten sollte.»

In Spanien mit Hitlergruss willkommen geheissen
Dank der Vermittlung seiner Ordensoberen kann sich Jakob Gapp nach Spanien absetzen, denn die französischen Behörden wollen «diesen Deutschen» so bald als möglich los werden (sie machten zwischen Deutschen und Österreichern keinen Unterschied). Doch auch dort sollte der Kelch des Leidens nicht an ihm vorüber gehen, er sollte ihn vielmehr bis zur bitteren Neige austrinken müssen. Am 24. Mai 1939 traf Jakob Gapp im Kolleg der Marianisten in San Sebastian ein.

Seine Mitbrüder wollten ihm in bester Absicht einen herzlichen Empfang bereiten und begrüssten ihn zu seinem Entsetzen mit «Heil Hitler».

Sie, die spanischen Mitbrüder, verdankten ihre Existenz und Wiederauferstehung nach den Jahren des Bürgerkrieges, in dem Tausende von Priestern und Ordensleuten ermordet und unzählige Klöster niedergebrannt oder geschlossen wurden, dem Sieg von General Francisco Franco über die von Stalins Sowjetunion ferngesteuerte Volksfront und damit auch indirekt der militärischen Unterstützung, die Nazi-Deutschland den Franco-Truppen gewährte.

Die andauernden Spannungen mit seinen Ordensoberen führten schliesslich dazu, dass Jakob Gapp von der vatikanischen Religiosenkongregation für ein Jahr aus dem Orden entlassen wurde (sogenannte Exklaustration). Mit ein Grund für die Zerwürfnisse waren die sozialen Zustände, die Jakob Gapp in dem vom Bürgerkrieg versehrten Spanien vorfand. An seinen Bruder Josef schrieb er am 4. Februar 1942: «Ihr wisst, dass ich immer ein Freund des einfachen Volkes gewesen bin und die Rechte des Proletariats immer kräftig verteidigt habe […] Am Sonntag müssen die Frauen Zimmer und Stiegen waschen und sind fast jedesmal bis 4 Uhr da, bis sie heimgehen können. An Werktagen wird es halb Zwölf Uhr nachts. Einen Dienstboten in Spanien freundlich zu behandeln, scheinen manche für unanständig zu halten […] Sie haben zu einem grossen Teil aus der Revolution nichts gelernt. Die Leute sind gut wie anderswo, aber es herrscht eine viel grössere Kluft zwischen reich und arm als anderswo. Die Reichen bekommen alles zu kaufen, auf ordentlichem Wege oder im Schleichhandel, die Armen leiden ungeheure Not, weil die Löhne fast gar nicht gestiegen sind, während die Lebensmittel dauernd in die Höhe gehen. Jetzt gibt es wieder eine ganze Woche ohne Brot […] Ich kann dieses Pharisäertum und die Verknöcherung nicht immer ertragen. Ich leide ungeheuer unter allen diesen Misständen.»

Anatomie einer Entführung
Eine erneute Predigt, diesmal in Valencia, die von Gestapo-Spitzeln mitgeschrieben wurde, trieb die Nazis endgültig zur Weissglut. Die Gestapo beschloss, Jakob Gapp in eine Falle zu locken, ihn nach Berlin zu entführen und an den Volksgerichtshof zu überstellen. Mehrere sich als Jüdinnen und Juden ausgebende Agenten traten unter dem Vorwand an Jakob Gapp heran, zum Katholizismus konvertieren zu wollen. Eine besonders niederträchtige Rolle spielte dabei ein gewisser Pater Augustin Lange, der nach dem Krieg als Gestapo-Agent entlarvt und an die Alliierten überstellt wurde.

Es gelang diesen Spitzeln, Jakob Gapp an die Grenze zu locken und in das inzwischen von Nazi-Deutschland besetzte Frankreich zu verschleppen.

Die führenden Nazis spürten instinktiv, dass sie es bei diesem einfachen Ordensmann aus der österreichischen Provinz mit einer Ausnahmeerscheinung zu tun hatten.

Deshalb mussten die Vernehmungsprotokolle über den Chef des Reichssicherheitshauptamtes an Himmler weitergeleitet werden. Bezeichnend auch für das ausserordentliche Gefährdungspotenzial, das Jakob Gapp zähneknirschend von höchster Stelle attestiert wurde, ist die Tatsache, dass der Präsident des Volksgerichtshofes, Dr. Roland Freisler, den Vorsitz für die Prozessverhandlungen für sich reklamierte. Nur ein Detail, aber ein bezeichnendes: Jakob Gapp zeichnete alle Vernehmungsprotokolle mit «Jakob Georg Gapp»: Er hatte sich Georg, den Drachentöter, zu seinem Patron erwählt.

Die Begründung für das Todesurteil lautete: «Jakob Gapp hat Jahre lang kurz vor dem Krieg und im Krieg bis Ende 1942 in Frankreich, Spanien und einem englischen Konsul gegenüber planmässig und absichtlich öffentlich und privat bei Freund und Feind gegen das nationalsozialistische Wesen seines eigenen, unseres deutschen Volkes und Reiches gehetzt und unseren Kriegsfeinden dadurch geholfen; getragen von volksverräterischer Gesinnung, der Sieg Deutschlands sei für uns ein grösseres Unglück als der Sieg Englands. Er wird deshalb mit dem Tode bestraft. Er ist für immer ehrlos.»

Am 13. August 1943 wurde das Todesurteil in Berlin-Plötzensee vollstreckt. Mit deutscher Gründlichkeit hielt der zuständige Oberreichsanwalt den Hinrichtungsvorgang fest: «Nach Feststellung der Personengleichheit des Vorgeführten mit dem Verurteilten beauftragte der Vollstreckungsleiter den Scharfrichter mit der Vollstreckung. Der Verurteilte, der ruhig und gefasst war, liess sich ohne Widerstreben auf das Fallbeilgerät legen, worauf der Scharfrichter die Enthauptung mit dem Fallbeil ausführte und sodann meldete, dass das Urteil vollstreckt sei. Die Vollstreckung dauerte von der Vorführung bis zur Vollstreckung 9 Sekunden.»

Karl Ludwig Neuhaus war Vernehmungsbeamter im Hochverratsprozess gegen Jakob Gapp. Im Seligsprechungsprozess Jahrzehnte später trat der gleiche Karl Ludwig Neuhaus als Zeuge auf. Sein Befund: «Jakob Gapp glich einem sprudelnden Brunnen, der aus einem glaubensmässigen Überfluss heraus sagte, was er dachte. Er nahm Rücksicht einzig und allein auf die Wahrheit, wie sie in der kirchlichen Lehre dargestellt wurde […] Das Verhalten von P. Gapp war das Beeindruckendste, was ich je erlebt habe.» Man glaubt es ihm aufs Wort. Der Marianistenpater Jakob Gapp wurde am 24. November 1996 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Sein Gedenktag ist sein Todestag, der 13. August.

 


1 «Der Mythos des 20. Jahrhunderts» von Alfred Rosenberg ist so etwas wie die Bibel des Nationalsozialismus. Auch nur die leiseste Kritik an diesem Buch galt in der Nazi-Zeit als Sakrileg.

 

 

 


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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