Fahne des Federal Bureau of Investigation (FBI).

Hintergrundbericht

Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker FBI

Was im ers­ten Moment nach einer Ver­schwö­rungs­theo­rie klingt, ist harte Rea­li­tät: In den USA wur­den tra­di­tio­nelle Katho­li­kin­nen und Katho­li­ken vom FBI über­wacht, da von ihnen angeb­lich eine Gefahr für die innere Sicher­heit der USA ausgehe.

Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte der ehemalige FBI-Agent Kyle Seraphin einen achtseitigen Bericht, der von einem FBI-Analysten in Richmond, Virginia, verfasst und am 23. Januar nur für den internen Gebrauch der Behörde veröffentlicht wurde. Der Titel lautet: «Interest of Racially or Ethnically Motivated Violent Extremists in Radical-Traditionalist Catholic Ideology Almost Certainly Presents New Mitigation Opportunities».

Daraus geht hervor, dass die Behörde plante, in den nächsten 12 bis 24 Monaten «radikale traditionalistische Katholiken» intensiver zu überwachen, da sie befürchtet, dass «weisse Nationalisten» online zunehmend gemeinsame Sache mit Teilnehmern der lateinischen Messe machen.

Das FBI Richmond geht davon aus, dass rassisch oder ethnisch motivierte gewalttätige Extremisten die sogenannte Ideologie der radikal-traditionalistischen Katholiken attraktiv finden und versuchen werden, mit deren Anhängern in Kontakt zu treten. Das FBI ist besorgt, da diese «radikal-traditionalistische katholische Ideologie» eine «antisemitische, einwandererfeindliche, gegen LGBT gerichtete und die weisse Vorherrschaft betonende» Einstellung habe und dies eine Bedrohung für die innere Sicherheit der USA darstelle.

In diesem Schreiben wird eine Studie des «Southern Poverty Law Center» (SPLC) zum Thema «Radikaler traditioneller Katholizismus» zitiert. Die SPLC ist eine linksextreme Organisation, die Millionen von Dollar vom Finanzier George Schwartz (George Soros) erhalten hat. Obwohl das SPLC normalerweise vom FBI nicht als zuverlässige Quelle angesehen wird, wurde es hier als Hauptquelle zur Rechtfertigung herangezogen. Das Memo verweist auch auf drei antikatholische Hetzartikel, die von linken Websites veröffentlicht wurden, um die Überwachung zu rechtfertigen.

Der Bericht weist überdurchschnittliche Insiderkenntnisse der verschiedenen Gemeinschaften auf, die die lateinische Messe befürworten (z. B. die Priesterbruderschaft Sankt Petrus oder die Priesterbruderschaft St. Pius X.). Er hält fest, dass andere FBI-Untersuchungen, lokale Strafverfolgungsberichte und ungenannte Verbindungspersonen bei der Zusammenstellung der Ergebnisse geholfen haben – ein Hinweis darauf, dass Personen, die diesen Gemeinschaften nahe stehen, in Kontakt mit dem FBI sind.

Die Bischöfe schweigen, die Generalstaatsanwälte nicht
Ein Bericht von LifeSiteNews über dieses Dokument löste heftige Reaktionen aus. Das FBI trat darauf mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit und erklärte, dass es das Schreiben, das nicht den anspruchsvollen Standards des FBI entspreche, zurückziehen werde. Sie würden auch untersuchen, warum dieses anti-katholische Schreiben herausgegeben wurde.

Die amerikanische Bischofskonferenz wollte sich auch auf Nachfrage durch LifeSiteNews nicht zum Dokument äussern. Einzig Bischof Joseph Strickland (Texas) sagte gegenüber dem Nachrichtenportal, dass die geplante Überwachung von traditionellen Katholiken die tiefe Unkenntnis der Gesellschaft darüber zeigt, was es bedeute, ein wahrer Jünger Jesu Christi oder eben ein «radikaler traditioneller Katholik» zu sein.

Inzwischen hat auch der Bischof von Richmond, Bischof Barry Knestout, reagiert. In einem Statement erklärte er, er sei von der Erwähnung der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) im FBI-Schreiben überrascht gewesen. Die FSSP habe viele Jahre lang mit Hingabe den Pfarreien und den Gläubigen der Diözese gedient. «Das Dokument [des FBI] sollte für alle Glaubensgemeinschaften sowie für alle Amerikaner beunruhigend und beleidigend sein.» Wenn es Beweise für Extremismus gäbe, müsse dieser ausgemerzt werden, aber nicht auf Kosten der Religionsfreiheit. «Die Bevorzugung traditioneller Gottesdienstformen und das Festhalten an den Lehren der Kirche zu Ehe, Familie, menschlicher Sexualität und der Würde der menschlichen Person sind nicht mit Extremismus gleichzusetzen.»
Zum Schluss ruft er alle nationalen Vertreter des Commonwealth of Virginia im Repräsentantenhaus und im Senat auf, ihre Aufsichtsfunktion wahrzunehmen, diese Bedrohung der Religionsfreiheit öffentlich zu verurteilen und dafür zu sorgen, dass sich solche Verstösse gegen die verfassungsmässig geschützte freie Religionsausübung nicht wiederholen.

Das Dokument des FBI wurde hingegen von den Generalstaatsanwälten von 20 Staaten verurteilt. Jason Miyares, der Generalstaatsanwalt von Virginia, erklärte, dass die Entfernung des Schreibens und die Überprüfung des Vorfalls durch das FBI uns in keine Weise versichert, «dass dieses Memo kein breiteres Programm der geheimen Überwachung amerikanischer Katholiken oder anderer religiöser Anhänger und der Infiltration ihrer Gotteshäuser widerspiegelt. Es versichert uns nur, dass es dem FBI peinlich ist, dass der Inhalt des Memorandums öffentlich bekannt wurde.»

Die amerikanische Verfassung verbietet es der Regierung, sich in konfessionelle oder religiöse Fragen einzumischen. Dass dies nun gemäss dem veröffentlichten Dokument aber vorgesehen war, lässt befürchten, dass es kein Einzelfall ist. So liess vor ein paar Wochen bereits die Verhaftung des Lebensschützers Mark Houck aufhorchen. Dieser war im Morgengrauen zu Hause vor den Augen seiner Frau und seiner sieben Kindern von Dutzenden schwer bewaffneter FBI-Agenten verhaftet worden. Er hatte zuvor vor einer Abtreibungsklinik einen Mann weggeschubst, der seinem Sohn zu nahe gekommen war. Mark Houck wurde später von allen Vorwürfen freigesprochen.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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