Das Kloster Einsiedeln ist sich als grösster Wallfahrtsort der Schweiz viel Betrieb gewohnt. Jährlich besuchen etwa 500 000 Pilger aus der ganzen Welt den prächtigen barocken Klosterbau mit der weltbekannten Schwarzen Madonna. So drückten sich auch letzten Samstag die ostkirchlichen Christen, die gerade in der Gnadenkapelle ihre göttliche Liturgie gefeiert hatten, und der Musikverein der Rheintaler Wallfahrt, die mit Pauken und Trompeten auf den Klosterplatz zogen, die Klinke in die Hand. Für Einsiedeln ist das intensive Pilgeraufkommen an einem Samstag nicht weiter ungewöhnlich. Trotzdem gab es an diesem Tag auf der linken Seite der imposanten Klosterfront, beim Eingang zum Studentenhof, etwas Untypisches zu sehen: Eine lange Reihe von Kinderwagen schob sich langsam – im Tempo von Kleinkinderschritten – durch die Pforte in den Innenhof der Einsiedler Schule. Familien aus der ganzen Schweiz versammelten sich in Einsiedeln, um geistliche Impulse zu erhalten, in Hüpfburgen zu turnen, alte und neue Bekanntschaften zu pflegen und bei einer Schnitzeljagd dem verborgenen Schatz von Einsiedeln auf die Spur zu kommen.
Spiel, Schatzsuche und ein Besuch bei der Schwarzen Madonna für die Kleinen
Das Organisationskomitee des fünften Weltfamilientreffens hatte ein breites Programm für jedes Alter auf die Beine gestellt. Am Vormittag und Nachmittag gab es eine in Altersstufen unterteilte Betreuung für die zahlreichen Kinder. Einige machten sich zum Beispiel auf, um den Schatz von Einsiedeln zu finden. Hierfür mussten sie nicht nur die Hinweise entschlüsseln, die in mit Wachs versiegelten Briefen überall auf dem Klostergelände verteilt waren. Auch mussten sie den Weg durch die langen Gänge des Klosters finden und sich mit Türen rumschlagen, die sich nur durch laute Nennung des richtigen Passwortes wie von Zauberhand öffneten. Doch die Mühe lohnte sich: Nebst der auf dem Weg gefundenen Schokolade wurden die Schatzsucher am Ende in der Gnadenkapelle in das Geheimnis der Schwarzen Madonna eingeweiht.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Einsiedeln bedeutete mir schon seit meiner Kindheit eine Aufbaustätte der Gläubigkeit im Sinne der Schönheit des Glaubens, siehe die jeweils prachtvoll gewandete Muttergottes des Gnadenbildes. "Weltfamilientreffen" klingt aufmunternd in einer Zeit, da die Kinder oftmals nur sehr bedingt noch in einer christlichen Gemeinde aufwachsen. Dabei wunderte ich mich etwas über den im Detail sicher unterhaltsam präsentierten Vortrag des Religionspädagogen und siebenfachen Familienvaters Dr. Mamalakis im Zusammenhang mit der angeblichen Eltern-Erwartung von Heiligkeit bei ihren Kindern, was vielleicht gewissen aufgeklärt-rousseauistischen Vorstellungen mal entsprochen hat, aber nicht dem von Augustinus geprägten christlichen Menschenbild mit dessen Satz "Gelb vor Neid blick der Säugling auf seinen Milchbruder". Insofern neigte die ältere christliche Pädagogik eher zu zuviel Strenge, bis hin auch zu den Bräuchen in den Klosterschulen mit der auch biblisch begründeten Rute, immerhin waren nach Jesuitischen Vorstellungen Kopfnüsse, Ohrfeigen, an den Ohren ziehen usw. verpönt, die Tatze war übrigens die "liberale" Nachfolgerin der Rute. Wie auch immer: das Kind wurde nicht schon von Natur aus als "gut" angesehen, sondern blieb "Zögling". Mit aber zur spirituellen Erweckung gehörte die Gesangserziehung und die Schulung zum Ministranten, die so weit ging, dass die Kinder, zumal die Knaben, zu Hause dann "Priesterlis" spielten, die Gesten um nicht zu sagen die Choreographie der Heiligen Messe einübten.
Wunderbar ... ein so erbauender Artikel... merci vielmol, Max Ammann, und auch den Organisatoren des WFT ... das ist Zukunft, seid reich gesegnet alle...