Der Priester vom Passionistenorden und Gründer von Radio Horeb ist eine charismatische Persönlichkeit und ein begnadeter Prediger mit einer beeindruckenden Lebensgeschichte. Bevor Pater Anton seine Berufung entdeckte und in den Dienst der Kirche trat, absolvierte er ein Wirtschaftsstudium und arbeitete in der Unternehmensberatung. Mit seiner langjährigen Erfahrung als Priester, Regens des Priesterseminars Leopoldinum im österreichischen Heiligenkreuz und seiner Arbeit bei «Kirche in Not (ACN)» ist er prädestiniert, die Situation bedrängter Christen weltweit zu schildern. Durch seine journalistische Tätigkeit und die zahlreichen Begegnungen mit Priestern und Ordensleuten, die aus den verschiedensten Ländern die internationale Zentrale des Hilfswerks in Deutschland besuchen, hat er tiefen Einblick in die oft lebensgefährliche Lage dieser Menschen gewonnen, denen die Hilfsorganisation durch konkrete Hilfsprojekte beisteht.
«Swiss-cath.ch bat Pater Anton Lässer anlässlich des Gedenkgottesdienstes um ein Interview.
Wie blicken Sie auf Ihre Zeit als Unternehmensberater zurück?
In Dankbarkeit. Es war eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich in meiner späteren Tätigkeit als Priester sehr gut verwenden konnte. Insbesondere das strukturierte und strategische Arbeiten, die Berücksichtigung von «der Weisheit» der Welt, liess sich in meine Arbeit als Geistlicher integrieren.
Was bewog bzw. motivierte Sie zum «Stellungswechsel» vom Unternehmensberater zum Priester?
Der Auslöser war ein sehr starkes Christus-Erlebnis, in dem in sehr kurzer Zeit der Umstand feststand, dass Jesus mich einlud, Priester zu werden. Im Rückblick konnte ich einen gewissen roten Faden in meinem Leben erkennen, der in dieser Berufung mündete, der sich mir aber bis zu diesem Zeitpunkt nicht erschlossen hatte.
Sie waren Regens des Priesterseminars Leopoldinum in Heiligenkreuz. Wie haben Sie diese Zeit und die damaligen Seminaristen erlebt? Gibt es im Vergleich zu damals und heute Unterschiede?
Zwischen 2011 und 2016 amtete ich als Regens des Seminars. Heiligenkreuz ist ein sehr spezieller Ort. Das Kloster wurde 1133 gegründet, hatte aber noch nie so viele Mönche wie in der neueren Zeit. In der dortigen Hochschule studierten vor 40 Jahren 60 Studenten, heute sind es 340, davon 170 Priesteramtskandidaten. Man findet dort einen lebendigen Campus, wo viele junge Menschen ernsthaft nach Gott suchen und nicht wenige ihre Berufung finden. Während meiner Zeit in Heiligenkreuz gab es einen grossen Aufbruch. Die Hochschule wurde ausgebaut, der Mediencampus entstand, das Seminar wurde komplett renoviert und ein neues Gebäude errichtet. Vieles musste neu organisiert und strukturiert werden, um der wachsenden Zahl Studenten zu entsprechen. Freilich hat sich auch für die Priesterausbildung viel verändert. Die Kandidaten kommen aus der heutigen Gesellschaft, die sich insbesondere durch die sozialen Medien, das Internet, stark geändert hat. Die Studenten und Seminaristen kommen aus sehr unterschiedlichen Milieus und bringen sehr verschiedene Voraussetzungen mit. Die Hochschule muss differenziert auf sie eingehen.
Wie erklären Sie sich das «Phänomen Heiligenkreuz» bzw. dessen ausserordentlichen «Erfolg»?
Dem Erfolg liegen mehrere Faktoren zugrunde: Es herrscht eine ausgesprochene Atmosphäre des Gebets, eine grosse Treue zum Gebet, zur Lehre und zum Glauben zur Kirche. Es ist ein lebendiger Campus und es liegt sicherlich auch an den persönlichen Charismen von ausserordentlichen Menschen, die dort wirken. In Heiligenkreuz arbeiten alle Professoren ehrenamtlich – viele sind Mönche, andere arbeiten an anderen Universitäten, wo sie ein Einkommen haben. Die Ehrenamtlichkeit setzt sehr viel Idealismus voraus. Die Universität lebt insbesondere von Spenden. Die Mönche beginnen ihren Alltag um 5.15 Uhr – jeden Tag. Ziel der Hochschule ist es, die Priester für das 21. Jahrhundert fit zu machen. Der Erfolg der Hochschule ist kein Selbstläufer, es ist die Gnade Gottes, die zu diesem Erfolg beiträgt.
Sie sind (Mit-)Gründer von «Radio Horeb». Weshalb war es Ihnen wichtig, ein Radio zu gründen?
Wir wollten im Ursprung eine Plattform gründen, über die das Gute, das es in der katholischen Kirche gibt, in die Welt transportiert und einem grösseren Umfeld zugänglich gemacht werden kann. «Radio Maria» galt als Vorbild. Heute ist «Radio Horeb» Teil der Weltfamilie von «Radio Maria». Im Radioprogramm geht es um Katechese, Gebet mit den Hörern und um Hilfe bei Fragen aus dem Alltag. Persönlich war mir auch ein Anliegen, dass der Schatz der Kirche und die Schönheit unseres Glaubens Menschen zugänglich gemacht wird.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Weiss jemand, warum die Bistümer St. Gallen und Basel keine gute Beziehung zum Priesterseminar Heiligenkreuz haben? Der Dompfarrer von St. Gallen hat gesagt, von dort wollen sie keine Priester haben.