Pater Anton Lässer und Direktor Jan Probst vor der Jesuitenkirche in Luzern. (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)

Weltkirche

Vom Unter­neh­mens­be­ra­ter zum Geist­li­chen Assis­ten­ten von «Kir­che in Not»: Pater Dr. Anton Läs­ser im Inter­view mit «swiss​-cath​.ch»

Am heu­ti­gen Sonn­tag, 19. Januar 2025, fand um 10.00 Uhr in der Jesui­ten­kir­che Luzern der jähr­li­che Gedenk­got­tes­dienst für bedrängte und ver­folgte Chris­ten statt. Die­ses Jahr stand Pater Dr. Anton Läs­ser CP, Kirch­li­cher Assis­tent von «Kir­che in Not (ACN)» Inter­na­tio­nal, als Ehren­gast und Pre­di­ger der Hei­li­gen Messe vor.

Der Priester vom Passionistenorden und Gründer von Radio Horeb ist eine charismatische Persönlichkeit und ein begnadeter Prediger mit einer beeindruckenden Lebensgeschichte. Bevor Pater Anton seine Berufung entdeckte und in den Dienst der Kirche trat, absolvierte er ein Wirtschaftsstudium und arbeitete in der Unternehmensberatung. Mit seiner langjährigen Erfahrung als Priester, Regens des Priesterseminars Leopoldinum im österreichischen Heiligenkreuz und seiner Arbeit bei «Kirche in Not (ACN)» ist er prädestiniert, die Situation bedrängter Christen weltweit zu schildern. Durch seine journalistische Tätigkeit und die zahlreichen Begegnungen mit Priestern und Ordensleuten, die aus den verschiedensten Ländern die internationale Zentrale des Hilfswerks in Deutschland besuchen, hat er tiefen Einblick in die oft lebensgefährliche Lage dieser Menschen gewonnen, denen die Hilfsorganisation durch konkrete Hilfsprojekte beisteht.

«Swiss-cath.ch bat Pater Anton Lässer anlässlich des Gedenkgottesdienstes um ein Interview.

Wie blicken Sie auf Ihre Zeit als Unternehmensberater zurück?
In Dankbarkeit. Es war eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich in meiner späteren Tätigkeit als Priester sehr gut verwenden konnte. Insbesondere das strukturierte und strategische Arbeiten, die Berücksichtigung von «der Weisheit» der Welt, liess sich in meine Arbeit als Geistlicher integrieren.

Was bewog bzw. motivierte Sie zum «Stellungswechsel» vom Unternehmensberater zum Priester?
Der Auslöser war ein sehr starkes Christus-Erlebnis, in dem in sehr kurzer Zeit der Umstand feststand, dass Jesus mich einlud, Priester zu werden. Im Rückblick konnte ich einen gewissen roten Faden in meinem Leben erkennen, der in dieser Berufung mündete, der sich mir aber bis zu diesem Zeitpunkt nicht erschlossen hatte.

Sie waren Regens des Priesterseminars Leopoldinum in Heiligenkreuz. Wie haben Sie diese Zeit und die damaligen Seminaristen erlebt? Gibt es im Vergleich zu damals und heute Unterschiede?
Zwischen 2011 und 2016 amtete ich als Regens des Seminars. Heiligenkreuz ist ein sehr spezieller Ort. Das Kloster wurde 1133 gegründet, hatte aber noch nie so viele Mönche wie in der neueren Zeit. In der dortigen Hochschule studierten vor 40 Jahren 60 Studenten, heute sind es 340, davon 170 Priesteramtskandidaten. Man findet dort einen lebendigen Campus, wo viele junge Menschen ernsthaft nach Gott suchen und nicht wenige ihre Berufung finden. Während meiner Zeit in Heiligenkreuz gab es einen grossen Aufbruch. Die Hochschule wurde ausgebaut, der Mediencampus entstand, das Seminar wurde komplett renoviert und ein neues Gebäude errichtet. Vieles musste neu organisiert und strukturiert werden, um der wachsenden Zahl Studenten zu entsprechen. Freilich hat sich auch für die Priesterausbildung viel verändert. Die Kandidaten kommen aus der heutigen Gesellschaft, die sich insbesondere durch die sozialen Medien, das Internet, stark geändert hat. Die Studenten und Seminaristen kommen aus sehr unterschiedlichen Milieus und bringen sehr verschiedene Voraussetzungen mit. Die Hochschule muss differenziert auf sie eingehen.

Wie erklären Sie sich das «Phänomen Heiligenkreuz» bzw. dessen ausserordentlichen «Erfolg»?
Dem Erfolg liegen mehrere Faktoren zugrunde: Es herrscht eine ausgesprochene Atmosphäre des Gebets, eine grosse Treue zum Gebet, zur Lehre und zum Glauben zur Kirche. Es ist ein lebendiger Campus und es liegt sicherlich auch an den persönlichen Charismen von ausserordentlichen Menschen, die dort wirken. In Heiligenkreuz arbeiten alle Professoren ehrenamtlich – viele sind Mönche, andere arbeiten an anderen Universitäten, wo sie ein Einkommen haben. Die Ehrenamtlichkeit setzt sehr viel Idealismus voraus. Die Universität lebt insbesondere von Spenden. Die Mönche beginnen ihren Alltag um 5.15 Uhr – jeden Tag. Ziel der Hochschule ist es, die Priester für das 21. Jahrhundert fit zu machen. Der Erfolg der Hochschule ist kein Selbstläufer, es ist die Gnade Gottes, die zu diesem Erfolg beiträgt.

Sie sind (Mit-)Gründer von «Radio Horeb». Weshalb war es Ihnen wichtig, ein Radio zu gründen?
Wir wollten im Ursprung eine Plattform gründen, über die das Gute, das es in der katholischen Kirche gibt, in die Welt transportiert und einem grösseren Umfeld zugänglich gemacht werden kann. «Radio Maria» galt als Vorbild. Heute ist «Radio Horeb» Teil der Weltfamilie von «Radio Maria». Im Radioprogramm geht es um Katechese, Gebet mit den Hörern und um Hilfe bei Fragen aus dem Alltag. Persönlich war mir auch ein Anliegen, dass der Schatz der Kirche und die Schönheit unseres Glaubens Menschen zugänglich gemacht wird.
 


Wie schätzen Sie die aktuelle Lage der Christen im Nahen Osten mittel- und langfristig ein? Wird Syrien ein zweites Afghanistan? Wenn nicht, warum?
Die Rückmeldungen, die wir aktuell aus Syrien bekommen, legen Zeugnis davon ab, dass die Christen unter Assad geschützt leben konnten. Wir können momentan noch nicht absehen, wie sich das Leben der Christen unter dem jetzigen Regime entwickeln wird. Es gibt positiv anmutende Erklärungen, aber wir werden die Entwicklungen abwarten müssen. Ich halte es für notwendig und wichtig, dass wir unsere Schwestern und Brüder im Glauben in Syrien mit Gebet und konkreter Hilfe unterstützen.

Was könnten mögliche Auswirkungen des «Friedensschlusses» zwischen der Hamas und Israel auf die Lage der palästinensischen Christen sein?
Wir haben einerseits die direkt betroffenen Christen im Gaza. Für sie hoffe ich, dass es in der Zukunft leichter wird. Allerdings ist es so, dass ihre Lebensgrundlage in Gaza praktisch zerstört ist. Die palästinischen Christen erleben durch die Grenzschliessungen schwerwiegende wirtschaftliche Nachteile: Sie können nicht zur Arbeit fahren, Touristen kommen nicht nach Israel und in die palästinensischen Gebiete. Inwieweit sich das in Zukunft «normalisieren» wird, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht abschätzen.

Wie kamen Sie zu «Kirche in Not (ACN)»? Und was ist Ihre primäre Aufgabe beim Hilfswerk als Kirchlicher Assistent?
Ich bin vom Präsidenten des Hilfswerks, Mauro Kardinal Piacenza, angesprochen und gebeten worden, dieses Amt zu übernehmen. Er kam auf mich zu. Nachdem meine Ordensoberen dem zugestimmt haben, trat ich dieses Amt im April 2023 an.
Der Geistliche Assistent von «Kirche in Not (ACN)» International wird von der Kleruskongregation in Rom ernannt. Seine Aufgabe besteht darin, das geistliche Leben im Werk zu nähren und Sorge zu tragen, dass es auf allen Ebenen ein pastorales Werk im eigentlichen Sinn bleibt. Der internationale Geistliche Assistent begleitet und koordiniert die Arbeit der nationalen Geistlichen Assistenten, die jeder der 24 Sektionen (Nationalbüros) zugeordnet sind.
 

Die Kollekte des heutigen Gedenkgottesdienstes kommt den Menschen im Nahen Osten zugute.

Spenden mit dem Vermerk «Christen im Nahen Osten» können gerichtet werden an:


TWINT

 

 

 


Kirche in Not, Cysatstrasse 6, 6004 Luzern, Telefon 041 410 46 70
E-Mail: mail@kirche-in-not.ch; Internet: www.kirche-in-not.ch
Konto PC 60-17200-9; IBAN 55 0900 0000 6001 7200 9
 

Kirche in Not (ACN)» ist ein internationales katholisches Hilfswerk päpstlichen Rechts, das 1947 als «Ostpriesterhilfe» gegründet wurde. Es steht mit Hilfsaktionen, Informationstätigkeit und Gebet für bedrängte und Not leidende Christen in ca. 130 Ländern ein. Seine Projekte sind ausschliesslich privat finanziert. Das Hilfswerk wird von der Schweizer Bischofskonferenz für Spenden empfohlen.


Redaktion


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Bemerkungen :

  • user
    T.L.D 20.01.2025 um 08:44

    Weiss jemand, warum die Bistümer St. Gallen und Basel keine gute Beziehung zum Priesterseminar Heiligenkreuz haben? Der Dompfarrer von St. Gallen hat gesagt, von dort wollen sie keine Priester haben.

    • user
      T.L.D 20.01.2025 um 19:26
      *Chur, nicht Basel. Habs kurz verwechselt.