«Im Wunsch nach mehr Partizipation und Gemeinschaft bei der Erfüllung ihres Auftrags will die katholische Kirche in der Schweiz eine «Synodalitätskommission» ins Leben rufen. Das neue Gremium wird für eine auf fünf Jahre befristete Probephase errichtet, in der es Formen der synodalen Entscheidungsfindung auf nationaler Ebene testen soll.» So informierte die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) am 10. April 2024 über die neue «Synodalitätskommission». An ihrer Ordentlichen Vollversammlung im September 2024 bestätigten sie die 31 Mitglieder der Kommission, die zusammen mit dem Geschäftsführer Fredy Bihler «in der Synodalen Erprobungsphase die Rolle eines ‹Werkstatt-Teams›» übernehmen.
Der Papst will es!
Zum Start dieser «Synodalen Erprobungsphase» fand am 3. Dezember der erste «Synodalitätstag» statt. A propos Transparenz, die von diesen Kreisen geradezu gebetsmühlenartig eingefordert wird: Wer zu den Auserwählten dieses «Synodalitätstages» gehörte, wird im Beitrag auf der Webseite der SBK verschwiegen. Gemäss früheren Berichten müsste es sich um die Mitglieder SBK, das Präsidium der Römisch-katholischen Zentralkonferenz (RKZ) und die Synodalitätskommission gehandelt haben.
Da Papst Franziskus den Schlussbericht der Weltsynode zur Synodalität als lehramtlich verbindlich erklärte, werde die Umsetzung der Impulse ausdrücklich erwartet, behauptet der Beitrag. Dies unterstrichen auch die drei Synodenteilnehmender aus der Schweiz: Bischof Felix Gmür, Helena Jeppesen und Claire Jonard. «Mit dem Schlussbericht der Synode liegt ein Auftrag und zugleich ein grosser Gestaltungsraum für dringende Veränderungen in der Kirche vor. Der deutliche Wille des Papstes, konkrete Umsetzungen zu gestalten, muss in der Schweiz zügig aufgenommen werden.»
Das Trio stellte noch weitere Forderungen (im Text wird beschwichtigend von «klaren Perspektiven» gesprochen). Stichworte sind kontinuierliche Weiterbildungen in Synodalität; Vielfalt anerkennen und Subsidiarität der Zuständigkeiten; geteilte Verantwortung; Thema der Rechenschaft und der Transparenz der Abläufe verstärkt bearbeiten, Potenzial der Ökumene besser nutzen.
Was natürlich auch nicht fehlen durfte: «Gerade in der Frage der Weihe von Frauen verhielt sich die Synode in Rom selbstbewusst. Sie forderte eine ernsthafte Bearbeitung des Themas ein und konnte sich durchsetzen und Rechenschaft verlangen. Die Bischofskonferenz der Schweiz ist nun aufgefordert, in der kommenden Zeit darauf hinzuwirken, dass die zuständige Kommission in Rom die offenen Themen ernsthaft und transparent bearbeitet.»
Wer sich bisher der Illusion hingegeben hat, dass an der Weltsynode ein echtes Hören aufeinander und auf den Heiligen Geist stattgefunden hat, ist damit eines Besseren belehrt.
Das Ganze ist auch insofern ziemlich verlogen, als der päpstliche Wille zwar umgesetzt werden soll, allerdings nur selektiv, sprich dann nicht, wenn er dem eigenen Willen nicht in den Kram passt: «Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken, dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben» («Ordinatio Sacerdotalis» 1994).
Weiter forderten die drei Synodenteilnehmer auch noch eine synodale Liturgie, denn diese soll «Spiegel der Kirche sein. Dazu müssen die Feierformen daraufhin überprüft werden, ob sie geeignet sind, den synodalen Charakter der Kirche darzustellen.»
Bisher war die Liturgie auf Jesus Christus ausgerichtet, doch das steht dem synodalen Bestreben anscheinend diametral entgegen.
Neuausrichtung der Kirche ohne Beteiligung des Volkes
«Die Anwesenden am Synodalitätstag nahmen sich Zeit, um die Hauptthemen der Kirche zu benennen, die eine grundlegende Neuausrichtung bzw. Umkehr der Kirche verlangen», heisst es im Beitrag weiter. Woher sie wussten, welches diese Hauptthemen sind, wird nicht gesagt. Vermutlich stützen sie sich auf die Umfrage «wir-sind-ohr.ch» aus dem Jahr 2021, bei der gerade einmal 0,5 Prozent aller Schweizer Katholikinnen und Katholiken mitgemacht haben.
Doch welches sind nun diese Hauptthemen? Glaubwürdigkeit und Relevanz von Kirche und Glaube; strukturelle Reformen, Vereinfachungen und konkrete Lösungen für die Bewältigung rückläufiger Finanzen; das in den letzten Jahren gewachsene Verständnis der gleichen Taufwürde aller in der Kirche muss zu einem grundsätzlichen Verständnis werden. «Avanti: Eine zügige Umsetzung von Veränderung und von Reformen wird mit Nachdruck erwartet.»
Am Nachmittag ergab ein synodales Gespräch, dass die verschiedenen Etappen und Arbeitsschritte differenziert bearbeitet und erprobt werden sollen und dass die Synodalitätskommission zu Beginn ihrer Arbeit zentrale Themen definieren und konkrete prozedurale Bausteine entwickeln müsse, «damit Synodalität gelingt und fruchtbar wird.»
Zum Schluss verstieg man sich gar zur Aussage, dass «Synodalität» zur DNA der Kirche gehöre. Nur seltsam, dass in den nunmehr 2000 Jahren ihres Bestehens das Wort «Synodalität» nicht zum Vokabular der Kirche gehörte.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Solange Er nicht mehr herrschen darf in dieser Welt und besonders in unserer Kirche, kann alles nur noch schlimmer kommen. Nicht umsonst verleitet der Widersacher so viele Geistliche, auf die Formel zu verzichten: "der mit die lebt und HERRSCHT". Ich weiss, das ist meist sehr gut gemeint. Aber mit einer "besseren" Formulierung riskiert man meist, etwas ganz anderes zu sagen.