Alfred Delp. (Bild: Graf Foto, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Vor 80 Jah­ren von den Nazis ermor­det: Alfred Delp SJ

Es fehl­ten nur wenige Wochen bis zum Zusam­men­bruch des natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ter­ror­re­gimes, doch der Volks­ge­richts­hof machte mit Alfred Delp kur­zen Pro­zess: Dass sich der Jesuit am Krei­sauer Kreis betei­ligt hatte, der Gruppe um Hel­muth James Graf von Moltke, die für einen deut­schen Neu­an­fang nach Hit­ler plante, machte den 37-​Jährigen für die Natio­nal­so­zia­lis­ten zum Hoch­ver­rä­ter. Am 2. Februar 1945, vor 80 Jah­ren, wurde Alfred Delp in Berlin-​Plötzensee hingerichtet.

In Vergessenheit geraten ist Alfred Delp nie. Auch zum Jahrestag sind jetzt mehrere Gedenkveranstaltungen geplant. In Mainz diskutieren Historikerinnen und Bischof Peter Kohlgraf über Delps politisches und spirituelles Vermächtnis. Ausgangspunkt ist eine Lesung aus Delps Predigten und Meditationen.

In den beiden Gedenkkirchen am Ort der damaligen NS-Hinrichtungsstätte Plötzensee gibt es eine kleine Veranstaltungsreihe zu Graf von Moltke und Alfred Delp. Den Auftakt macht am 23. Januar der Vortrag von Helmuth Caspar von Moltke: «Die Freundschaft meines Vaters Helmuth James von Moltke mit Pater Alfred Delp»..

Alfred Delp wurde als Sohn eines protestantischen Kaufmanns und einer katholischen Mutter 1907 in Mannheim geboren. Im südhessischen Lampertheim, wo die Familie ab 1914 wohnte, engagierte er sich in der katholischen Jugendarbeit. Sein Gemeindepfarrer förderte die intellektuelle Begabung des Jugendlichen. Direkt nach dem Abitur trat Alfred Delp entgegen den Wünschen seiner Eltern in den Jesuitenorden ein.

Während seiner Studienzeit war Karl Rahner, der spätere Konzilstheologe, sein Lateinlehrer. Es folgten Studien im In- und Ausland, für einige Zeit war er in der Schwarzwald-Jesuitenschule in Sankt Blasien tätig.

Vision eines solidarischen Christentums
Nachdem ihm die Nationalsozialisten ein Promotionsstudium an der Universität München verweigerten, kam Alfred Delp zur NS-kritischen Jesuitenzeitschrift «Stimmen der Zeit». Gleichzeitig entwarf er in Predigten in Abgrenzung zum nationalsozialistischen Staat seine Vision eines solidarischen Christentums und einer humanen Gesellschaft.

Alfred Delp war zugleich ein scharfer Kritiker einer selbstzufriedenen, verbürgerlichten Kirche. Er forderte einen «drängenden missionarischen Dialog mit dieser Zeit». Die Kirche dürfe nicht «Misstrauen gegen die schöpferischen Kräfte der Menschen» hegen. Der Jesuit war überzeugt: «Es wird kein Mensch an die Botschaft vom Heil und vom Heiland glauben, solange wir uns nicht blutig geschunden haben im Dienst des physisch, psychisch, sozial, wirtschaftlich, sittlich oder sonst wie kranken Menschen.»

Kein politisches Programm
Vermittelt durch den Münchner Jesuitenprovinzial Augustin Rösch, kam Alfred Delp in Kontakt mit dem Kreisauer Kreis. Wie gross sein Einfluss dort war und wie oft er an Treffen teilnahm, bleibt unter Historikern umstritten. Sicher ist, dass er kein realpolitisches Programm für die Zeit nach Hitler entwarf, sondern eher Gedanken für die sozialphilosophischen Fundamente eines neuen Deutschlands beisteuerte. Alfred Delp hoffte auf einen «Humanismus im Namen Gottes», auf ein Erwachen des Menschen zu seinen Werten.

Nach der Verhaftung Graf von Moltkes und vor allem nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 geriet auch Alfred Delp ins Visier der Gestapo. Weil sich in Stauffenbergs Notizbuch Delps Name fand, wurde er verdächtigt, an der Verschwörung beteiligt gewesen zu sein. Was aktuellen Forschungen zufolge indes nicht der Fall war.

Am 9. und 10. Januar 1945 machte ihm der oberste NS-Richter Roland Freisler wegen Hoch- und Landesverrats den Prozess. Delp selbst spürte, wie er es nach der Verurteilung formulierte, schon «bei den ersten Fragen die Vernichtungsabsicht. Es war alles fertig, als es anfing.» Am 11. Januar 1945 verkündete Freisler Delps Todesurteil.

Mit gefesselten Händen
Mit gefesselten Händen verfasste der Pater in den ihm verbleibenden Wochen zwischen Verhaftung und Hinrichtung Briefe, Meditationen und Abhandlungen – sein geistliches Testament. Sein Glaube und sein tiefes Gottvertrauen blieben bis zuletzt ungebrochen. Als er am 2. Februar 1945 zum Galgen geführt wurde, soll er dem Gefängnisseelsorger zugeflüstert haben: «In einer halben Stunde weiss ich mehr als Sie.»


KNA/Redaktion


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