Die Wurzeln der Wallfahrt von Paris nach Chartres reichen bis ins Mittelalter zurück. Bereits im 12. Jahrhunderts pilgerten Menschen aus ganz Europa nach Chartres, wo in der Kathedrale eine der ältesten Marienreliquien verehrt wird, das sogenannte Sancta Camisia, ein Schleier, den Maria bei der Geburt Christi getragen haben soll. 1983 wurde diese Pilgertradition wiederbelebt und wird vom Verein «Notre-Dame de Chrétienté» organisiert. Die Wallfahrt findet traditionell am Pfingstwochenende statt und führt von Paris nach Chartres – eine Strecke von rund 100 Kilometern.
War es im Jahr 1983 eine überschaubare Schar von rund 500 Personen, nahmen dieses Jahr rund 20 000 Pilgerinnen und Pilger den Weg auf sich – das Durchschnittsalter lag bei 20 Jahren. Die aktuell grösste Fusswallfahrt in ganz Westeuropa war bereits nach fünf Tagen ausgebucht, 2000 liessen sich auf die Warteliste setzen. Unter den Pilgern waren über 2000 Kinder und 3300 Familienpilger; darüber hinaus begleiteten 6000 Schutzengelpilger – Pilger, die verhindert waren – aus 40 Nationen die Wallfahrt mit ihrem Gebet. Mehr als 1000 Freiwillige und 120 Mitglieder des Vereins «Notre-Dame de Chrétienté» sorgten für den reibungslosen Ablauf, indem sie Essen, Zelte und sanitäre Einrichtungen organisierten, medizinische Hilfe anboten und für die Sicherheit des Pilgerzuges besorgt waren, der sich auf 10 Kilometer erstreckte.
Rund 430 Kleriker machten die Wallfahrt mit, beteten und feierten über 300 heilige Messen im klassischen Ritus mit den Pilgern oder spendeten die Sakramente, darunter Weihbischof Athanasius Schneider (Erzdiözese Astana, Kasachstan) und Bischof Philippe Christory, Bischof von Chartres.
«Hinter jedem Schritt steht ein Gebet. Hinter jeder Fahne ein Herz, das für Christus schlägt.»
Organisatoren auf Instagram
Kurz vor der Wallfahrt wurden die Organisatoren von der Französischen Bischofskonferenz mit Forderungen zur Liturgie konfrontiert. So mussten die Priester bei allen Bischöfen, deren Diözesen sie durchquerten, eine Erlaubnis für die Feier der Liturgie in der klassischen Form beantragen. Für die Priester, die nach dem 16. Juli 2021 geweiht wurden, dem Datum der Veröffentlichung des Motu proprio «Traditionis Custodes», mussten die Bischöfe zusätzlich die Erlaubnis des Heiligen Stuhls einholen. Der Bischof von Chartres bat, den Abschlussgottesdienst in der ordentlichen Form zu feiern. Das lehnten die Verantwortlichen ab, da dies dem Charakter der Wallfahrt widersprochen hätte, ausserdem hatte kein einziger Priester einen entsprechenden Wunsch geäussert; Bischof Christory lenkte ein. Von solchen Unstimmigkeiten war an der Wallfahrt nichts zu spüren – im Gegenteil, wie aus dem beeindruckenden Erlebnisbericht von Johannes M. (Student, 24) hervorgeht:
Ein Weg voller Glauben, Gemeinschaft und körperlicher Herausforderung
Über das Pfingstwochenende nahm ich an der jährlichen Wallfahrt von Paris nach Chartres teil – einer traditionsreichen Fusswallfahrt, die seit Jahrzehnten Tausende Katholiken aus aller Welt anzieht. Drei Tage, rund 100 Kilometer und ein tiefgreifendes spirituelles Erlebnis, das weit über das blosse Marschieren hinausgeht.
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