Statue des Petrus vor dem Petersdom (Bild: Westerdam, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Warum aus­ge­rech­net Petrus?

Die Attri­bute der Hei­li­gen wei­sen oft auf die Art ihres Todes hin: so wird zum Bei­spiel Pau­lus mit dem Schwert dar­ge­stellt oder Lau­ren­tius mit dem Rost. Doch der hei­lige Petrus trägt ein ande­res Attri­but, das nichts mit sei­nem Mar­ty­rium zu tun hat: einen Schlüssel.

Diese Darstellung geht auf Mt 16,19 zurück: «Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.»

Vermutlich bezog sich Jesus hier auf die Stelle in Jesaja 22,22: «Ich werde ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter legen. Er wird öffnen und niemand ist da, der schliesst; er wird schliessen und niemand ist da, der öffnet.»

Mit diesen Worten überträgt Jesus dem Apostel Petrus eine besondere Vollmacht für die Kirche: Als Hausherr der Kirche übergibt er Petrus die Schlüssel, welche die Tür öffnen und schliessen und macht ihn so zu seinem Stellvertreter.

Doch warum ausgerechnet Petrus? Dieser hatte sich bisher nicht besonders hervorgetan. Er war ein einfacher Fischer und impulsiv. So wollte er auf dem Wasser Jesus entgegengehen, als ihm aber bewusst wurde, dass das eigentlich gar nicht möglich ist, verlor er schnell das Vertrauen und musste von seinem Herrn gerettet werden. Manchmal verlor er die Beherrschung wie bei der Verhaftung Jesu, als er einem der Soldaten das Ohr abhieb. Von einem möglichen Leiden Jesu wollte er nichts hören und wies ihn gar zurecht: «Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen!» (Mt 16,22). Nicht unerwähnt bleiben darf sein vollmundiges Versprechen: «Auch wenn dich alle verlassen, ich verlasse dich nicht!» (Mt 26,33; Lk 22,33; Joh 13,37) und wie er dann kurz darauf Jesus dreimal verleugnete.

Was also ist der Grund, warum ausgerechnet Petrus die Schlüssel erhielt? Es war sein Glaube! Der Glaube, der ihn sagen liess: «Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!» (Mt 16,16). Alle Jünger liebten Christus, aber es war wegen des Glaubens des Petrus, dass Jesus seine Kirche auf ihm baute.

Petrus erhielt die Schlüsselgewalt, das heisst die Vollmacht, die Kirche zu leiten. Damit verbunden ist die Gewalt zu binden und zu lösen: Er kann von Sünden lossprechen und die notwendigen Entscheidungen treffen, um die Einheit der Kirche sicherzustellen.

Der heilige Petrus wird meist mit einem grossen Schlüssel oder zwei Schlüsseln abgebildet. Oft ist einer der beiden Schlüssel golden, der andere silbern. Dazu gibt es mehrere Deutungen:

  • Der goldene Schlüssel öffnet und schliesst die Pforten des Himmels, der silberne die Pforten des irdischen Reiches.
  • Der goldene Schlüssel versinnbildlicht die Bindegewalt und der silberne Schlüssel die Lösegewalt.
  • Der goldene Schlüssel symbolisiert die himmlische Autorität, der silberne Schlüssel weist auf die irdische Autorität hin.

 

Die Schlüssel finden sich in den Papstwappen, dem Wappen des Heiligen Stuhls und der Vatikanstadt sowie in den Wappen verschiedener Städte, Bistümer, Abteien usw., die einen besonderen Bezug zum heiligen Petrus haben.

Der heilige Petrus hat die Schlüssel nicht als Ehrenzeichen oder besondere Auszeichnung erhalten, sondern als Zeichen seines Dienstes. Deshalb sind die Schlüssel in erster Linie zum Öffnen und nicht zum Verschliessen der Tür gedacht. Man kann es natürlich auch anders betrachten: Die Schlüssel weisen darauf hin, dass wir durch die Gnade sicher und fest in der Kirche eingeschlossen sind.
Petrus wusste, wie schnell man sündigen kann und wie wichtig die Vergebung ist. Bei ihm sind die Schlüssel des Himmelreichs in den richtigen Händen (vgl. Mt 16,18).


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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Bemerkungen :

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    Anònymus 04.05.2025 um 17:55
    Passt zum Tagesevangelium Joh 21,1-19. Hat er den Päpsten ein eigenes Charisma hinterlassen, welches sie auf die Seite Jesu stellt? Nein? -> Dann läge das I. Vaticanum falsch, insbesondere das Dokument Pastor aeternus. Ja? -> Dann muss man fragen dürfen, ob ein Pontifikat, das Jesus als einen unter vielen darstellt und darum eine ganze Reihe Irrtümer lehrt, wirklich ein Pontifikat war.
    • user
      ser AD 04.05.2025 um 22:29
      was meint der Namenlose mit diesen suggestiven Fragen ?

      Charisma ist ein moderner Begriff. Die Theologie spricht eher von Sendung, die ist in Joh 21 sehr klar.
      Heute ist ja der Guthirtsonntag, welcher zur Zeit von Schwester Faustina der 2. nach Ostern war (Ostern ist immer, darum die Zeit "nach Ostern" ab Weissem Sonntag), dieser Guthirtsonntag ist mit dem Introitus MISERICORDIA überschrieben und gab dem Weissen Sonntag fälschlicherweise den Übernamen "Barmherzigkeitssonntag".

      Man kann die Sonntag nicht umkrempeln - das zeigen meine Studien zum Liturgischen Jahr.

      Jesus sagte nichts zum neuen Stellvertreter (nicht der jetzige, sondern Linus als erster nach Petrus). Ich sehe seine Sendung in der Rettung des Moses aus dem Nil: der Stellvertreter Christi geht ANONYM aus der Kirche hervor wie Jesus aus der jungfräulichen Mutter Gottes hervorgekommen war.

      Die Fusswaschung am Hohen Donnerstag ist ein weiteres Indiz für das "Charisma" des Petrus: Jesus gab ihm die äussere Sendung für die innere Reinheit, das übernatürliche Verständnis für das Ewige Wort - das die Apostel (ohne Judas) rein machte. Darum sagte Jesus, wenn Petrus sich nicht die Füsse waschen lasse (am Hohen Donnerstag nur einer für die erste Liebe oder direkte Nachfolge Christi, nicht des Petrus), habe er keinen Anteil an Ihm. DAs ist eine Analogie zum Engelsturz, Petrus musste akzeptieren, dass Jesus in der menschlichen Natur Bodenarbeit erledigte. Damit zeigt Jesus auch, dass Er die Erde im Griff hat, und alle Seelsorgearbeit nur mit Seiner Ankunft in der Jungfrau Maria zu erklären und zu begründen ist.

      Soweit meine heutige Predigt, zur Frage, wie Petrus zum Amt kommt.

      Das Erste Vatikanum war nicht falsch, die Frage war damals eine andere.
      • user
        Anònymus 07.05.2025 um 07:14
        Sie stehen vor der Wahl:
        Entweder ist "Pastor aeternus" ein ernstzunehmendes Dokument. Dann gibt es ein päpstliches Charisma, welches den Pontifex vor langanhaltenden und wiederholten schwersten Irrtümern in Fragen des Glaubens und der Sitten bewahrt. Oder es ist nicht ernstzunehmen, dann müssen wir uns zugleich fragen, was überhaupt ernstzunehmen ist an der ganzen Lehre. Das gilt auch dann, wenn Sie nach "anderen Fragen" suchen.
        Das I. Vaticanum ist nur ein Beispiel. Der Hl. Cyprian, der Hl. Robert Bellarmin, mehrere Konzilien etc. etc. sind alle Stuss, wenn das hier ein Pontifikat war. Dies ist keine Schuldzuweisung an einen Verstorbenen. Die Person kann Herrliches geleistet haben, als Mensch und als Christ. Das Amt hat nur, wer den Glauben verkündet, Beispiel: die ersten fünf (!) Wörter des Glaubensbekenntnisses "ich glaube an den einen Gott". Wer sagt, alle Religionen seien Wege zu Gott, ist zu keinem Zeitpunkt der Papst gewesen. Jesus sagt, du sollst deinen Gott lieben "...und Ihm allein dienen". Ebenso das Alte Testament. Da ist kein Spalt offen. Das Problem beisst.