Symbolbild. (Bruno van der Kraan/Unsplash)

Neuevangelisierung

«Was sucht ihr den Leben­den bei den Toten?»

Chris­tus liegt nicht mehr im Grab – er ist auf­er­stan­den! Diese Frohe Bot­schaft dür­fen wir heute wie­der hören und bezeu­gen. Die­ses Jahr fei­ern Ost– und West­kir­che erst­mals seit 2017 wie­der am glei­chen Datum Ostern: wahr­haft ein «Hei­li­ges Jahr».

«Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?» Mit dieser Frage werden die Frauen konfrontiert, die am ersten Tag der Woche zum Grab gehen, um den Leichnam Jesu zu salben. «Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden», erfahren sie von den unbekannten Männern in leuchtenden Gewändern. Sie gehen in die Stadt und erzählen den Aposteln, was geschehen ist. Diese glauben ihnen nicht, halten es gar für Geschwätz. Nur Petrus eilt zum Grab. Dort sieht er aber lediglich die Leinenbinden. «Dann ging er nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war» (Lk 24,1–12).

Gottes Liebe und die Sünde der Menschen
Nachdem Adam und Eva das Paradies – die Gemeinschaft mit Gott – durch eigene Schuld verlassen mussten, blieb das Paradies den Menschen verschlossen. Doch Gott liebt uns Menschen und hat «uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne und Töchter zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen» (Eph 1,5). Fra Angelico hat diesen Heilsplan Gottes eindrücklich in seinem Bild der Verkündigung dargestellt. Am linken Bildrand werden Adam und Eva aus dem Paradies verwiesen. Doch von der Hand über ihnen geht bereits ein Lichtstrahl aus, der auf die Jungfrau Maria trifft, welcher soeben vom Engel Gabriel verkündet wird, dass sie die Mutter Jesu sein soll. Im Schein ist die Taube als Symbol des Heiligen Geistes zu erkennen. Im Augenblick des tiefsten Falls des Menschen hat Gott bereits seine Erlösung im Sinn.
Gott verlässt die Menschen nicht, lässt sich auch durch unsere Sünden nicht abschrecken, sondern schenkt seinen eigenen Sohn, damit die Menschen den Weg zu Gott zurückfinden.
 


Jesus Christus, der Sohn Gottes, wurde Mensch, um uns zu retten. «Das Geringere nahm er an, um das Bessere zu geben. Er wurde arm, damit wir durch seine Armut reich würden. Er nahm die Gestalt eines Knechtes an, damit wir die Freiheit erhielten. Er stieg auf die Erde herab, damit wir erhöht würden. Er liess sich versuchen, damit wir siegen. Er liess sich entehren, um uns zu ehren. Er starb, um zu retten. Er fuhr zum Himmel, um die, welche von der Sünde zu Boden gestreckt wurden, an sich zu ziehen» (Gregor von Nazianz, Oratio 1: In sanctum Pascha, 5).

Christus hat unsere Sünden getragen, hat für uns gelitten und ist für uns gestorben und hat so den Tod besiegt und uns Menschen mit Gott versöhnt. Dank ihm steht uns das Paradies wieder offen. Den Sieg über das Böse und den Tod feiern wir heute an Ostern. Deshalb rufen sich die Menschen froh zu: «Christus ist auferstanden, Halleluja!» und antworten: «Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja.»

In der Taufe mit Christus sterben und auferstehen
In der Taufe sterben wir gleichsam mit Jesus, um mit ihm aufzuerstehen. Deshalb ist auch die Osternacht der traditionelle Tauftermin. Cyrill von Jerusalem erklärt den Neugetauften in seiner zweiten Mystagogischen Katechese die Beziehung von Ostern und Taufe.[1]

«Gleich nachdem ihr eingetreten wart, habt ihr euch entkleidet. Dadurch war versinnbildet, dass ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen habt. Nachdem ihr die Kleider abgelegt hattet, waret ihr nackt. Auch hierin habt ihr Christus nachgeahmt, der da am Kreuze entblösst worden war und durch seine Entblössung die Herrschaften und Mächte blossgestellt hatte, indem er am Kreuze offen über sie triumphierte. […] Hierauf wurdet ihr zum heiligen Bade der göttlichen Taufe geführt, wie Christus vom Kreuze weg zu dem in der Nähe gelegenen Grabe gebracht wurde. Und jeder einzelne wurde gefragt, ob er an den Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes glaube. Jeder legte das heilsame Bekenntnis ab und tauchte dreimal in das Wasser unter und wieder auf, hierdurch das dreitägige Begräbnis Christi sinnbildlich andeutend. […] Im gleichen Augenblick starbt ihr und wurdet ihr geboren; jenes heilsame Wasser wurde für euch zugleich Grab und Mutter.

[…] Etwas Ungewöhnliches und Wunderbares! Eigentlich sind wir nicht gestorben, eigentlich wurden wir nicht begraben. Wir sind auferstanden, ohne eigentlich gekreuzigt worden zu sein. Es sind (nur) Bilder, Nachahmungen. Doch Tatsache ist die Erlösung. Tatsächlich ist Christus gekreuzigt worden, tatsächlich ist er begraben worden, wahrhaft ist er auferstanden. Alle diese Gnaden hat er uns geschenkt, damit wir, wenn wir durch Nachahmung an seinen Leiden teilhaben, in Wahrheit das Heil gewinnen.»

Wir dürfen heute das Hochfest der Auferstehung unseres Herrn Jesu Christi feiern. Wir dürfen die unendliche und barmherzige Liebe Gottes feiern. Wir dürfen unsere Erlösung feiern.
«Christus ist auferstanden, Halleluja. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja»

 


[1] Cyrill von Jerusalem, 2. Mystagogische Katechese. Über die Taufe, Bibliothek der Kirchenväter


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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