Dormitio-Abtei in Jerusalem. (Bild: Fallaner, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Weihe im Hei­li­gen Land

Eine Abt­weihe im Hei­li­gen Land ist immer ein beson­de­res Ereig­nis. Künf­tig wird der deut­sche Bene­dik­ti­ner Niko­de­mus Schna­bel der Jeru­sa­le­mer Dormitio-​Abtei vor­ste­hen. Auf den neuen Abt war­ten grosse Aufgaben.

Am Pfingsttag, an dem die Kirche an die Herabkunft des Heiligen Geistes im wenige Meter entfernten Abendmahlsaal und an das Sprachenwunder erinnert, weihte der Lateinische Patriarch Pierbattista Pizzaballa Nikodemus Schnabel (44) zum Abt der Dormitio-Abtei; wobei es sich nicht um eine eigentliche Weihe handelt, sondern um eine Benediktion (Segnung). In der frisch renovierten Basilika, die mit ihrem Turm und der Kuppel markant die Kulisse Jerusalems prägt, hatten sich rund 400 Menschen versammelt, darunter auch hochrangige Vertreter aus Ökumene und Diplomatie.

Zu Beginn der Zeremonie stellte der Prior des Klosters dem Patriarchen den neuen Abt als rechtmässig gewählten Oberen der Mönchsgemeinschaft vor. Nikodemus Schnabel versprach, seine Mitbrüder nach der Regel des Heiligen Benedikt zu monastischem Leben anzuhalten, die Güter des Klosters klug und zum Wohl der Mönche sowie der Armen und Hilfesuchenden zu nutzen und der Kirche und dem Papst die Treue zu bewahren.

An das vielsprachige Pfingsterlebnis erinnerte dann auch die musikalische Gestaltung des auf Englisch und Latein gefeierten Gottesdienstes. Der neue Abt hatte sich ausdrücklich eine Mitwirkung aus seinem bisherigen Aufgabenbereich als Patriarchalvikar für Migranten und Asylsuchende gewünscht. Und so erklangen unter der roten Kuppel der Abtei neben dem gregorianischen Heilig-Geist-Hymnus auch Gesänge und Rhythmen von Filipinos und Äthiopiern.

Die Weihe von Abt Nikodemus sei ein wichtiger Moment für die ganze Kirche von Jerusalem, sagte der Patriarch in seiner Predigt. Als Vater der Benediktiner auf dem Zion sei er ein geistlicher Bezugspunkt «für unsere kleine, aber schöne Mutter Kirche von Jerusalem». Die Kirche auf dem Zion solle eine Quelle des Friedens und Ort des Gebetes sein, der auch den Migranten und Asylsuchenden offen stehe, für die sich der neue Abt bislang als Patriarchalvikar eingesetzt hatte, so Pizzaballa.

Am Ende des Gottesdienstes dankte der neue Abt zunächst den Benediktinern der Dormitio-Abtei und des Priorats Tabgha, die ihn gewählt hatten. Er dankte dem Patriarchen für die Weihezeremonie und zugleich für das Vertrauen und die Möglichkeit, in den vergangenen zwei Jahren als Patriarchalvikar die Weite der Weltkirche erfahren haben zu können. Und sichtlich bewegt dankte Nikodemus Schnabel seiner Mutter, die zu der Feier nach Jerusalem angereist war.

Für Brüder und Pilger da sein
Nikodemus Schnabel ist achter Abt der Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Dormitio-Abtei. Der Name der Abtei leitet sich vom Patrozinium «Entschlafung der seligen Jungfrau Maria» ab. (Entschlafung heisst auf Latein «dormitio».) In der Westkirche wird das Fest «Mariä Aufnahme in den Himmel» genannt. Das Kloster und der daran anschliessende Abendmahlssaal zählen zu den meistbesuchten christlichen Stätten im Heiligen Land. Zugleich ist die Abtei eine seelsorgliche Anlaufstelle für deutschsprachige Heilig-Land-Besucher und für im Land lebende deutschsprachige Gläubige.

Auf den neuen Abt kommen grosse Aufgaben zu: Er muss die benediktinische Mönchsgemeinschaft auf dem Jerusalemer Zionsberg und im Priorat Tabgha führen, zusammenhalten, bei der Gottsuche begleiten, auf neue Ziele hin motivieren, ihr Profil schärfen und seinem Kloster neue Attraktivität verschaffen. Das alles in einer Phase, in der die Christinnen und Christen im Heiligen Land wachsendem Druck von aussen ausgesetzt sind, wie Nikodemus Schnabel in diesen Tagen mehrfach betonte.

Nikodemus Schnabel, der 2003 in die Dormitio eintrat, war Anfang Februar von seiner Klostergemeinschaft zum neuen Abt gewählt worden. Er ist Nachfolger von Bernhard Maria Alter (76), der nach fünfjähriger Amtszeit aus Altersgründen zurückgetreten war.
 

Nikodemus Schnabel wurde 1978 in Stuttgart geboren. Er studierte Philosophie und Theologie in Fulda, München, Münster und Jerusalem und promovierte an der Universität Wien. 2003 trat er in die Benediktinergemeinschaft der Dormitio-Abtei ein. Von 2016 bis 2018 stand er der Abtei als Prior-Administrator vor. Nikodemus Schnabel gehört zur Leitung des von der Dormitio-Abtei mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes getragenen «Theologischen Studienjahres Jerusalem». Zudem ist er Leiter des Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft.


KNA/Redaktion


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