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Weltkirche

Welt­bi­schofs­syn­ode: Erste Etappe abgeschlossen

Einig­keit über die wei­tere Ein­bin­dung der Frauen in den Lea­dership der Kir­che – Frage des Dia­ko­nats der Frauen soll in umfas­sende Refle­xion über das Dia­ko­nat ein­ge­bun­den werden.

Nach vier intensiven Wochen an den «Runden Tischen» in der Generalaudienzhalle neben dem Petersdom und in Heiligen Messen und Gebetsandachten ist gestern Samstag der Tagungsteil der ersten Etappe der Weltbischofssynode zur Synodalität mit einem gemeinsamen Gebet zu Ende gegangen.

Zuvor hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das mit Spannung erwartete Synthesedokument verabschiedet. Über die insgesamt 273 Zusammenfassungen der im Verlauf der Synode vorgetragenen 1200 Voten wurde einzeln abgestimmt. Gemäss dem Synodenstatut brauchte es eine Zweidrittelmehrheit für die Genehmigung. Dieses Quorum erreichten alle Zusammenfassungen, die meisten mit wenigen Gegenstimmen. Bei 32 Synthesen waren mehr als 20 Nein-Stimmen zu verzeichnen, am meisten mit 69 Nein-Stimmen zum Diakonat für Frauen. Am Abstimmungsmarathon, der mit elektronischen Geräten bewältigt wurde, stimmten zu Beginn 344 Synodenteilnehmer, am Ende waren es 346 Synodenteilnehmer. Stimmberechtigt waren 365 Teilnehmer, Bischöfe, Ordensleute und Laien, Männer und Frauen.

Das 42 Seiten umfassende Synthesedokument stellt einen Überblick über die Beiträge der Teilnehmenden zu den vier Themen «Die Ausgestaltung der synodalen Kirche», «Alle sind Jünger, alle sind Missionare», «Bindungen knüpfen, Gemeinschaften aufbauen» und «Den Weg fortsetzen» dar. Einzelne Voten enthält das Dokument nicht. Auch Beschlüsse enthält das Synthesedokument keine, solche sind frühestens nach der zweiten Synode im Oktober 2024 zu erwarten.

An der samstagabendlichen Pressekonferenz zeigten sich der Generalrelator der Synode, Kardinal Hollerich, und der Generalsekretär Kardinal Grech erfreut über den Verlauf der Weltbischofssynode. Das Eis sei geschmolzen, meinte Kardinal Grech. Es gehe jetzt darum, dass die Synodenteilnehmer den Enthusiasmus in die Ortskirchen mitbringen und dort den eingeschlagenen Weg fortsetzen.

Zu den bei uns teils vehement vorgetragenen Forderungen an die Kirche – auch im Zuge der Missbrauchsfälle – sind im Synthesedokument verschiedene Aussagen enthalten. Zu diesen nehmen die folgenden Auszüge Bezug. Sie werden auch im Kontext des gesamten Synodenberichts zu analysieren sein.[1]

Zur weiteren Einbindung der Frauen in den Leadership der Kirche und zum Frauendiakonat allgemein
«Kirchen auf der ganzen Welt haben die Forderung nach grösserer Anerkennung und Wertschätzung des Beitrags von Frauen und nach einer Ausweitung der ihnen übertragenen pastoralen Verantwortung in allen Bereichen des Lebens und der Mission der Kirche klar formuliert. Wie kann die Kirche mehr Frauen in bestehende Rollen und Ämter einbeziehen, um das Charisma einer jeden besser zum Ausdruck zu bringen und besser auf pastorale Bedürfnisse einzugehen? Wenn neue Dienste erforderlich sind, wer ist auf welcher Ebene und in welcher Weise für die Unterscheidung verantwortlich?» (Kapitel 9, i).

«Zum Zugang von Frauen zum diakonischen Dienst wurden unterschiedliche Positionen geäussert. Einige halten diesen Schritt für inakzeptabel, da er im Widerspruch zur Tradition steht. Für andere hingegen würde die Gewährung des Zugangs zum Diakonat für Frauen eine Praxis der frühen Kirche wiederaufleben lassen. Wieder andere sehen in diesem Abschnitt eine angemessene und notwendige Antwort auf die Zeichen der Zeit, die der Tradition treu bleibt und in den Herzen vieler Menschen Widerhall finden kann, die in der Kirche neue Lebenskraft und Energie suchen. Einige äussern die Befürchtung, dass diese Bitte Ausdruck einer gefährlichen anthropologischen Verwirrung ist, mit deren Annahme sich die Kirche dem Zeitgeist anschliessen würde» (Kapitel 9, j).

«Die diesbezügliche Debatte steht auch im Zusammenhang mit der umfassenderen Reflexion über die Theologie des Diakonats» (Kapitel 9, k).

«Die Unsicherheiten rund um die Theologie des diakonischen Amtes sind auch darauf zurückzuführen, dass das Diakonat in der lateinischen Kirche erst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wieder als eigenständige und dauerhafte Hierarchieebene eingeführt wurde. Eine vertiefte Betrachtung hierzu wird auch Aufschluss über die Frage des Zugangs von Frauen zum Diakonat geben» (Kapitel 11, i).

Zur Frage der sexuellen Orientierung
«Manche Themen, etwa die Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung, das Lebensende, schwierige Ehesituationen oder ethische Probleme im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz, sind nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche umstritten, weil sie neue Fragen aufwerfen. Manchmal reichen die von uns entwickelten anthropologischen Kategorien nicht aus, um die Komplexität der Elemente zu erfassen, die sich aus Erfahrung oder wissenschaftlichem Wissen ergeben und eine Verfeinerung und weitere Untersuchung erfordern. Es ist wichtig, sich für diese Reflexion die nötige Zeit zu nehmen und die beste Energie darin zu investieren, ohne vereinfachenden Urteilen nachzugeben, die den Menschen und der Gestalt der Kirche schaden. Viele Hinweise werden bereits vom Lehramt gegeben und warten darauf, in entsprechende pastorale Initiativen umgesetzt zu werden.

Wo weitere Klarstellungen notwendig sind, zeigt uns das Verhalten Jesu, das im Gebet und in der Bekehrung des Herzens verkörpert wird, den Weg, dem wir folgen müssen» (Kapitel 15, g).

Zum Zölibat der Priester
«Zum Zölibat der Priester wurden unterschiedliche Einschätzungen geäussert. Jeder schätzt seinen Wert voller Prophezeiungen und des Zeugnisses der Gleichförmigkeit mit Christus; einige fragen sich, ob seine theologische Vereinbarkeit mit dem Priesteramt unbedingt zu einer disziplinarischen Pflicht in der lateinischen Kirche führen muss, insbesondere dort, wo der kirchliche und kulturelle Kontext dies schwierig macht. Dies ist kein neues Thema. Es bedarf einer weiteren Betrachtung» (Kapitel 11, f).

Zum Einsatz ehemaliger Priester
«Zu überlegen ist von Fall zu Fall und je nach Kontext die Möglichkeit, Priester, die das Amt verlassen haben, in einen Seelsorgedienst einzubeziehen, wo ihre Ausbildung und Erfahrung wertgeschätzt wird» (Kapitel 11, l).

Kommentar
Die Weltbischofssynode wird als Versammlung der «Runden Tische» in die Annalen der Katholischen Kirche eingehen. Zum ersten Mal nahmen auch Nichtbischöfe, Männer und Frauen, mit gleichem Stimmrecht teil. Gespannt kann man sein, wie die Ortskirchen bei uns und in Deutschland mit den Ergebnissen dieser Synode umgehen werden. Der Forderungen waren viele, die Erwartungen waren hoch. Eines hat die Weltbischofssynode gezeigt: Die Ortskirche und die Weltkirche bilden zusammen die eine Katholische Kirche, in kultureller Vielfalt, aber mit einem unveränderbaren Glauben.

 


[1] Die Auszüge sind nicht-offizielle Übersetzungen aus der bislang erst in Italienisch vorliegenden Originalversion.


Franz Xaver von Weber


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Bemerkungen :

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    Stefan Fleischer 29.10.2023 um 15:52
    So wie ich diese Synode verfolgen konnte, endete dieser erste Teil in einer Auslegeordnung dessen, was die Welt von der Kirche erwartet. Was die Kirche von uns, jedem einzelnen Gläubigen, erwartet, erwarten darf, ja erwarten muss, wurde kaum gestreift. Und was Gott von seiner Kirche als Ganzen wie auch von jedem einzelnen «Jünger des Herrn» erwartet, ging - immer soweit ich es beobachten konnte – im ganzen Palaver unter.
  • user
    Claudio Tessari 29.10.2023 um 11:17
    Kardinal Müller hat betont: die Synode hat keine Verbindlichkeit, es ist und war nicht mehr als ein Austausch. Heute besteht die Verwirrung, dass man glaubt, jedes Dokument sei verbindlich. Kardinal Müller hat auch hier klar gezeigt was man gut ignorieren kann