Erzbischof Anastas Janullatos. (Bild: Jkasaj, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Wen­de­punkt für die Alba­ni­sche Ortho­doxe Kirche

Mit dem Tod von Erz­bi­schof Ana­stas Janul­la­tos (griech. Αναστάσιος Γιαννουλάτος) am 25. Januar 2025 steht die Alba­ni­sche Ortho­doxe Kir­che vor einer ent­schei­den­den Her­aus­for­de­rung. Nach mehr als 30 Jah­ren der Füh­rung, die von einem Wie­der­auf­bau und einer Erneue­rung der ortho­do­xen Kir­che Alba­ni­ens geprägt waren, muss nun ein neuer Erz­bi­schof von Tirana, Durrës und ganz Alba­nien gefun­den wer­den, der das Erbe des ver­stor­be­nen Erz­bi­schofs wei­ter­trägt. In weni­gen Wochen wird der Ruf zu hören sein: «I dejë! Axios!» für «er ist würdig».

Am 25. Januar 2025 verstarb der Erzbischof von Tirana, Durrës und ganz Albanien, Anastas Janullatos, im Alter von 95 Jahren in Athen. Der Tod des Erzbischofs markiert das Ende einer Ära für die Albanische Orthodoxe Kirche, die unter seiner Führung von 1992 an wiederaufgebaut und zu neuer Blüte geführt wurde.

Erzbischof Anastas übernahm die Leitung der Albanischen Orthodoxen Kirche nach dem Fall des kommunistischen Regimes, als die Kirche fast vollständig zerstört und ihre Strukturen weitgehend ausgelöscht waren. Er widmete sich mit Hingabe dem Wiederaufbau der Kirchen, der Förderung theologischer Bildung und dem interreligiösen Dialog. Unter seiner Führung erlebte die Kirche eine bemerkenswerte Erneuerung und legte damit den Grundstein für die heutige orthodoxe Gemeinschaft Albaniens. Sein Tod stellt nun einen schweren Verlust sowohl für die orthodoxe Kirche als auch für die albanische Gesellschaft dar.

Die Wahl eines neuen Erzbischofs
Mit dem Tod von Erzbischof Anastas stellt sich die Frage, wie die Albanische Orthodoxe Kirche in dieser Übergangsphase geführt wird. Laut der Heiligen Synode der orthodoxen Kirche Albaniens, die am 25. Januar 2025 zu einer ausserordentlichen Sitzung zusammenkam, wurde Metropolit Joani von Korçë zum Administrator der orthodoxen Kirche Albaniens ernannt.[1] Dies bedeutet, dass Metropolit Joani bis zur Wahl eines neuen Erzbischofs die Leitung der albanisch-orthodoxen Kirche ad interim übernehmen wird.

Der Prozess der Wahl eines neuen Erzbischofs für die Albanische Orthodoxe Kirche ist traditionell in der Hand der Heiligen Synode. Diese besteht aus mehreren hochrangigen albanischen Metropoliten aus verschiedenen Regionen Albaniens. Die Wahl des neuen Erzbischofs wird von den Synodalen sorgfältig geprüft, wobei neben theologischen und spirituellen Kriterien auch die nationale Bedeutung des Amtes eine Rolle spielen wird.

Es ist zu erwarten, dass Metropolit Joani (*1956) ein ernsthafter Kandidat für das Amt des neuen Erzbischofs sein wird.[2] Metropolit Joani studierte Theologie in Boston. Nach seiner Rückkehr nach Albanien 1994 wurde er von Erzbischof Anastas in verschiedenen kirchlichen Positionen eingesetzt, unter anderem als Professor am Theologischen Seminar in Durrës. 1994 wurde er zum Diakon und später zum Priester geweiht. Joani ist bekannt für seine sprachlichen Fähigkeiten in Englisch und Italienisch und spielt eine zentrale Rolle in der liturgischen und akademischen Arbeit der albanisch-orthodoxen Kirche. Er ist in der Region Korçë tätig und hat sich als ein erfahrener und anerkannter Führer der orthodoxen Kirche in Albanien erwiesen. Dadurch fungiert er als eine Persönlichkeit, die über die Voraussetzungen verfügt, um das Vertrauen der Gläubigen gewinnen und die orthodoxe Kirche Albaniens in eine stabile Zukunft weitführen zu können.

Der Blick in die Zukunft
Die Wahl eines neuen (albanischen) Erzbischofs für die Albanische Orthodoxe Kirche stellt einen bedeutenden Moment in der Geschichte Albaniens dar. Angesichts der Veränderungen in der Gesellschaft und der anhaltenden Herausforderungen für religiöse Institutionen ist es entscheidend, dass der neue Erzbischof nicht nur als spirituelle Führungskraft fungiert, sondern auch als Repräsentant des Fortbestandes und der Erneuerung der orthodoxen Identität Albaniens.

Die Erwartungen an den neuen Erzbischof sind hoch: Die Kirche muss nicht nur in der Lage sein, den religiösen und kulturellen Bedürfnissen der Albaner gerecht zu werden, sondern auch im internationalen Kontext eine stabile und respektierte Rolle zu spielen. Besonders die Fortführung der theologischen Bildungsarbeit, die Unterstützung der armen und benachteiligten Bevölkerung sowie die Förderung des interreligiösen Dialogs werden zu den zentralen Aufgaben gehören.

Die Gläubigen der Albanischen Orthodoxen Kirche blicken hoffnungsvoll auf die Zukunft und erwarten eine Führung, die sowohl im Einklang mit den Traditionen als auch offen für die Herausforderungen der modernen Welt ist.

 


[1] Vgl. orthodoxalbania.org/2020/2025/01/25/njoftim-kisha-orthodhokse-autoqefale-e-shqiperise-sinodi-i-shenjte/.

[2] Vgl. orthodoxalbania.org/2020/2020/04/04/biografi-e-shkurter-e-hiresise-se-tij-mitropolitit-te-korces-joanit/.


Mike Qerkini


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der Erste, der kommentiert