Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) ist der Anteil jener Personen, die sich als religionslos bezeichnen, seit 1970 von 1,2 Prozent auf 35,6 Prozent (2023) gestiegen. Ebenfalls gestiegen ist der Anteil der islamischen Glaubensgemeinschaften von 0,2 Prozent auf 6 Prozent. Gesunken ist hingegen der Anteil der Mitglieder der Evangelisch-reformierten Kirche (von 48,8 auf 19,5 Prozent), der jüdischen Glaubensgemeinschaften (von 0,4 auf 0,2 Prozent) und der Römisch-katholischen Kirche (von 46,7 auf 30,7 Prozent).
Die Katholische Kirche verzeichnet in Frankreich und England seit einigen Jahren einen Anstieg an Erwachsenentaufen («swiss-cath.ch» berichtete). Dies trifft auch auf die Westschweiz zu. So ist zum Beispiel im Kanton Waadt die Zahl der Erwachsenentaufen von rund 20 in den Jahren 2021 und 2022 auf 40 in den Jahren 2023 und 2024 gestiegen und erreichte 2025 60 Taufen. Fabienne Gapany, Verantwortliche für das Katechumenat im Kanton Waadt, freut sich. «Wir haben genauso viele Frauen wie Männer, genauso viele Gymnasiasten oder Studenten wie Lehrlinge. Und es sind übrigens nicht nur junge Leute, denn dieses Jahr reicht das Alter der erwachsenen Katechumenen von 16 Jahren bis fast 60 Jahre!» («Le Temps» vom 19. April 2025).
Steigende Zahlen im Bistum Lausanne, Genf und Freiburg
Diese Entwicklung trifft nicht nur auf den Kanton Waadt, sondern auf das ganze Bistum Lausanne, Genf und Freiburg zu, das seit drei Jahren eine Zunahme der Katechumenen erlebt: Waren es 2022 noch insgesamt 56 Erwachsenentaufen, stieg die Zahl 2023 auf 94 und 2024 auf 100 Taufen. «Nach dem Stand der bisherigen Anmeldungen werden die Zahlen im Jahr 2026 noch höher sein als im Jahr 2025», so die Auskunft des Bistums.[1]
Im Bistum gibt es keinen einheitlichen Weg der Taufvorbereitung Erwachsener; die Begleitung der Katechumenen ist den einzelnen Bistumsregionen überlassen. Die Vorbereitung richtet sich nach dem Wissen und der Situation der Bewerber, dauert aber mindestens ein Jahr. «Die Dauer der Begleitung variiert daher von Person zu Person, damit sie nach und nach den christlichen Glauben und die Veränderungen, die er in ihrem Alltag bewirkt, entdecken können und auch die Veränderungen, die sich in ihnen vollziehen, in ihrem eigenen Tempo ‹dekantieren› können.»
Es gibt verschiedenste Gründe für den Wunsch nach der Taufe. «Alle Nuancen der Palette der Gründe scheinen vertreten zu sein: von einer Entscheidung, die langsam gereift ist, bis zur plötzlichen Entdeckung einer Berufung, von einem glücklichen auslösenden Ereignis bis zu einer schmerzhaften Episode im Leben, die eine Sinnsuche ausgelöst hat, von einer Familientradition, die wieder aufgenommen werden soll, bis zum Bruch mit dem Milieu ...»
Integration in Pfarreien wichtig
Auch im französischsprachigen Teil des Bistums Sitten ist eine Zunahme an Erwachsenentaufen zu beobachten, wie die Verantwortliche, Camille Vianin, schreibt. Von 12 im Jahr 2022 stieg die Zahl der Katechumenen auf 21 im Jahr 2025. Dazu kommen noch 92 Erwachsenenfirmungen von Personen, die bereits getauft waren (2022: 49 Firmungen). Von den genannten 21 Erwachsenentaufen waren 17 Personen jünger als 35 Jahre. Es sind also vor allem jüngere Menschen, die um Aufnahme in die Kirche bitten.
Das Katechumenat beginnt mit individuellen Treffen, um mehr über die Person und ihren Glaubensweg zu erfahren. Während eines Jahres sind sie dann in kleinen Gruppen in der Pfarrei unterwegs. Parallel dazu finden vier Treffen auf Diözesanebene statt. Ein Schwerpunkt liegt darin, die Katechumenen in die Pfarreien zu integrieren, insbesondere durch die Teilnahme an bestehenden Gruppen der Pfarrei (Bibel-, Lobpreis-, Gebets-, Jugendgruppe, ...). Dazu kommen die Rituale der christlichen Initiation: die Feier der Einschreibung, die Taufskrutinien (Stärkungsrituale), die Feier der Sakramente in der Osternacht sowie mystagogische Katechesen.
Die Gründe für die Bitte um Aufnahme in die Katholische Kirche sind ähnlich wie im Bistum Lausanne, Genf und Freiburg: Persönliche Begegnungen oder konkrete Ereignisse wie die Geburt eines Kindes, Begegnung mit einem praktizierenden Partner, Tod eines nahen Menschen, Religionsunterricht des Kindes usw.
Anne-Cécile (32) ist Apothekerin. Die gebürtige Französin spricht von einem «Ruf», den sie nach ihrer Ankunft im Wallis verspürte. Die religiösen Feste, ja sogar die biblischen Botschaften auf den öffentlichen Bussen hatten Einfluss auf ihre Rückkehr in die Kirche. Als sie ihren Sohn auf dem Weg zum Sakrament der Versöhnung begleitete, entschied sie sich, ihren eigenen Weg wieder aufzunehmen und sich firmen zu lassen.
Der Partner von Valentina (40) wollte kirchlich heiraten. Sie setzte sich mit ihrem eigenen Glauben auseinander und merkte, dass sie sich in schwierigen Momenten spontan an Gott wendet. «Von da an begann ich, wieder mit der Kirche in Kontakt zu treten.»
Auf die Frage, ob sich die Gründe für das Katechumenat respektive die Erwachsenenfirmung in den letzten Jahren geändert haben, meint die Verantwortliche des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg: «Vermutlich nicht, aber vielleicht ist der Ruf drängender zu hören ...»
[1] Die Zahlen für 2025 liegen noch nicht vor. Insgesamt ist es aufgrund der Bistumsstruktur schwierig, eine Gesamtübersicht zu geben.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :