Pankrator. (Bild Roland Graf/swiss-cath.ch)

Kommentar

«Wir brau­chen eine Neuevangelisation»

Nach der Lek­türe des «Brie­fes der Bischöfe von Chur, St. Gal­len und Basel zum neuen Jahr», in dem die Bischöfe um die Ein­hal­tung der lit­ur­gi­schen Vor­schrif­ten bit­ten, schrieb Ste­fan Flei­scher sei­nem Bischof fol­gen­den Brief.

Sehr geehrter Herr Bischof

Ein grosses «Vergelt’s Gott!» für das Schreiben von Ihnen und Ihren Mitbrüdern im Bischofsamt an die Seelsorgenden unserer Bistümer. Wir einfachen Gläubigen, welche nichts anderes wünschen, als an der Hand unserer Mutter, der Heiligen Kirche, unseren Weg zur ewigen Heimat zu gehen, wurde es in letzter Zeit immer schwieriger zu wissen, was vom Glauben unserer Kindheit noch wahr und was überholt sein soll. Öfter schon haben sich Gläubige bei mir beklagt, dass sie nicht mehr wissen, wo sie noch in den Gottesdienst gehen, wo sie ihre Sonntagspflicht erfüllen sollen, wo noch die Lehre unserer Kirche, die ganze ungeschönte und unzensurierte Lehre, verkündet wird, wo noch «Worte des ewigen Lebens» (vgl. Joh 6,68) zu hören sind.

Wir haben genug von den «Vertröstungen auf das Diesseits», wie einmal – ich weiss nicht mehr, wer – die moderne Verkündigung genannt hat. Wir wollen mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität einer Welt stehen, in welcher das Heil hier und jetzt eine Illusion bleibt, solange die Realität des Bösen nicht endgültig besiegt ist, solange wir unter den Folgen der Erbschuld leiden. Wir brauchen keine leeren Befreiungsversprechen aus den Sündern der anderen. Wir brauchen die Erlösung aus unseren eigenen Sünden und Schuld, welche uns Christus, der Herr, am Kreuz erworben hat. Wir wissen, dass das Reich Gottes nur dort zu finden ist, wo Sein Wille geschieht, hier und jetzt, wie einst vollkommen in der ewigen Heimat. Dazu brauchen wir die Gnadenschätze, welche unsere Kirche uns zu vermitteln beauftragt ist. Wir brauchen die Hoffnung, ja das Vertrauen auf jenes ewige Heil, das der Herr in seiner Barmherzigkeit allen versprochen hat, die ihn fürchten. (vgl. Ps 103,13).

Wir brauchen eine Neuevangelisation, welche uns erklärt, dass diese Gottesfurcht nichts mit Angst zu tun hat, höchsten mit der Furcht, Gott zu beleidigen, seine Liebe zu uns nicht genügend zu erwidern, dass wir vielleicht besser von Ehrfurcht sprechen sollten. Ehre, wem Ehre gebührt! Wir müssen dem Menschen von heute wieder klar machen, dass Gott weit mehr ist als einfach eine höhere Macht, dass wir an den dreifaltig einen, personalen, in der Geschichte handelnden, allmächtigen und ewigen Gott glauben, unseren Schöpfer und Herrn, der uns entgegentritt mit dem Anspruch: «Ich bin der Herr, Euer Gott, ihr sollt …» (vgl. Lev 18,2-5)

«Die Gottesfrage klopft an die Türe unserer Kirche!» Gehören wir nicht zu jenen, welche «Gott suchen, aus lauter Angst, ihn zu finden» wie ein Aphoristiker einmal schrieb. Suchen wir voll Glaube Sein Antlitz. (Ps 105,4) Denn «Ohne Glauben ist es unmöglich, (Gott) zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn geben wird.» (Hebr 11,6)

Stefan Fleischer

 

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Stefan Fleischer


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