(© Weltgebetstag e.V.)

Weltkirche

«Wun­der­bar geschaffen»

Das Wort aus Psalm 139 ist das Motto des dies­jäh­ri­gen Welt­ge­bets­ta­ges vom 7. März 2025. Die Lit­ur­gie wurde von Frauen aus den Coo­k­in­seln gestal­tet, einer Insel­kette im Süd­pa­zi­fik. Sie laden ein, die Wun­der der Schöp­fung zu sehen und die Freude dar­über zu teilen.

Jedes Jahr am ersten Freitag im März feiern Menschen aus über 150 Ländern den Weltgebetstag. Seine Ursprünge liegen in den USA, als sich Anfang des 19. Jahrhunderts Frauen zusammenschlossen, um die Missionsarbeit durch Gebet, Briefe an Missionsfrauen und Geldspenden zu unterstützen. 1887 rief Mary Ellen James aus Brooklyn zu einem Weltgebetstag für die «innere» Mission auf, 1890 initiierten Lucy Peabody und Helen Montgomery einen Weltgebetstag für die «äussere» Mission. Nach den Grauen des Ersten Weltkrieges wurden die beiden Gebetstage zusammengelegt. 1926 erfolgte ein weltweiter Aufruf, über die Konfessionen hinweg einen Weltgebetstag vorzubereiten – am 4. März 1927 wurde der erste Weltgebetstag gefeiert. 1936 kam der Weltgebetstag über Missionsvereine der Methodistenkirche auch in die Schweiz. Seit 1968 feiern die römisch-katholischen Frauen offiziell mit.
«Durch den Weltgebetstag werden Frauen ermutigt, sich durch die Glaubenserfahrung von Christinnen und Christen aus anderen Ländern und Kulturen bereichern zu lassen, die Sorgen und Nöte anderer Menschen wahrzunehmen und mit ihnen und für sie zu beten» («Erklärung von Sambia» 1978).

Inselparadies mit Schattenseiten
Dieses Jahr wurde der Weltgebetstag von Christinnen von den Cookinseln vorbereitet. Diese liegen im südpazifischen Ozean. Die 15 Inseln mit einer Gesamtfläche von 240 km² verteilen sich über eine Meeresfläche von über 1,9 Millionen km². Sie sind nach dem britischen Seefahrer James Cook benannt, der die südlichen Inseln mehrmals besuchte.

Im Jahr 1900 annektierte Grossbritannien die Cookinseln und unterstellte sie administrativ Neuseeland. Am 4. August 1965 erhielten die Inseln ihre Selbständigkeit, die Bewohner behielten aber die neuseeländische Staatsangehörigkeit bei.
 


Wichtigster Wirtschaftszweig bildet der Tourismus (ca. 70 %), gefolgt von der Zucht der berühmten schwarzen Perlen und der Landwirtschaft. In bis zu 6000 Metern Tiefe gibt es Manganknollen mit wertvollen Erzen, die die Industrie etwa für Batterien benötigt. Umweltschützer warnen vor der Ausbeutung, aber auch vor der Zerstörung der Umwelt durch einen exzessiven Abbau. Die Inseln gelten zudem als Steueroase.

Das Christentum kam 1823 auf die Cookinseln. Heute sind 43,1 % der Einwohner Mitglied der protestantischen «Cook Islands Christian Church» an, 16,7 % der Katholischen Kirche und 8,3 % der Adventisten. 16,3 % gehören weiteren Konfessionen an und 15,6 % sind entweder konfessionslos oder machten keine Angaben (Stand 2021).

Der erste Weltgebetstag fand 1971 auf der Insel Rarotonga, der grössten Insel, statt. Seit 1992 beteiligen sich alle Konfessionen an der Vorbereitung, wobei der Gottesdienst jedes Jahr abwechselnd in einer anderen Kirche gefeiert wird.

Jeder Mensch ist wunderbar geschaffen
«Kia orana» – ein langes und erfülltes Leben –, so begrüssen sich die Menschen auf den Cookinseln. Die Christinnen, die den diesjährigen Weltgebetstag vorbereitet haben, haben sich entschieden, die Errungenschaften und Kämpfe der Frauen in ihrer Gesellschaft hervorzuheben. So ist z. B. häusliche Gewalt ein Thema, über das bis heute nicht offen gesprochen wird, obwohl eine Studie zeigte, dass «Gewalt gegen Frauen und Kinder in unserer Gesellschaft tief verwurzelt ist», wie es im Vorwort der Studie heisst.
Frauen tragen auf den Cookinseln durch die Bewahrung von Traditionen und kulturellem Erbe wesentlich zum gesellschaftlichen Gefüge bei.

«Der Ozean, Quelle der Nahrung, verbindet Menschen und Gemeinschaften. Das Wort Gottes verbindet uns mit», schreiben die Frauen im Vorwort für die Liturgie, in der sie das Wunder der Schöpfung bestaunen, das sie in ihrer Heimat jeden Tag erleben.
Die Vorbereitungsgruppe hat sich mit Psalm 139 auseinandergesetzt und sich für das Thema «Wunderbar geschaffen» entschieden. Die Frauen laden ein, die Wunder der Schöpfung zu sehen und die Freude darüber zu teilen. Sie möchten uns zur Erkenntnis führen, dass jeder von uns mit Liebe von Gott erschaffen wurde. Wenn wir diese tiefe Wahrheit annehmen, verändert sich alles in unserem Leben und auch unsere Beziehung zu unseren Mitmenschen. Dieses Wissen hilft auch in dunkeln Stunden. «Gott geht mit uns in die Finsternis am Grund des Ozeans, wo es kein Licht gibt.»

Der Psalm 139 (Verse 1–18) wird in drei Teilen vorgetragen. Dazwischen werden die Erfahrungen von drei Frauen gelesen, die ihre Angst, Diskriminierung und Freude mit dem Psalm in Verbindung setzen. Ihre Zeugnisse beweisen: «Was wir glauben, verwandelt unsere Wirklichkeit. Wenn wir anders denken, leben wir anders. Wenn wir unsere Denkweise ändern, ändert sich auch unser Handeln.»
 


Das Titelbild wurde von den Künstlerinnen Tarani Napa und Tevairangi Napa – Mutter und Tochter – geschaffen. In ihrer Bildbeschreibung bestaunen die beiden das Wunder der Schöpfung: «Die Lagunen und Ozeane sind reich an Meerestieren, Fischen und Edelsteinen – wie die schwarzen Perlen –, die uns mit der Welt verbinden», schreiben die Künstlerinnen. Auf jeder Insel steht die mächtige Kokospalme als ein Symbol für Stärke und Güte. Sie ist wichtig für die Bewohner, da sie Essen, Trinken, Medizin oder auch Sonnenschutz spendet. Die drei Frauen im Vordergrund des Bildes stellen die wichtige Rolle von Frauen bei der Bewahrung von Traditionen und kulturellem Erbe dar. Sie üben Handwerkstechniken der Inseln aus: Das Mädchen in der Mitte stellt Blumenketten her, die Frau am linken Bildrand webt und die dritte Frau arbeitet an einer Quiltdecke, Tivaevae genannt. Eine der Frauen trägt einen Hut aus Kokosnussblättern. Diese Hüte setzen sich die Frauen im Gottesdienst auf und ehren damit Gottes Liebe und Barmherzigkeit. Der Haarschmuck der beiden anderen Frauen ist aus Tiare-Blumen hergestellt. Blumen sind für die Bewohnerinnen der Cook-Inseln ein Ausdruck des Lebens und der Lebensfreude. Der Kranz soll den unzerbrechlichen Kreis der Liebe darstellen. Das Boot weist gemäss den beiden Künstlerinnen auf die Ankunft des Christentums vor 200 Jahre hin. «Das Christentum brachte uns Hoffnung, Frieden und Licht und das Verständnis für das Evangelium von Jesus Christus.»

Die Frauen der Cookinseln fordern uns auf: «Kia mau te serenga! Kia mau te napena! Kia mau!» – «Haltet fest an dem, was ihr seid, in allen Aspekten eurer Existenz, denn all diese Aspekte sind von Gott wunderbar geschaffen!»


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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Bemerkungen :

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    Stefan Fleischer 07.03.2025 um 19:07
    Woher haben Sie diesen Text? Keine der 5 Übersetzungen meiner Quadrobibel kennt den Begriff «Lebendige» und, wenn ich mich richtig erinnere, auch die Vulgata keinen Begriff, der so übersetzt werden könnte. Und im Übrigen, was oder wer ist mit diesem Wort gemeint?
    • user
      Roland Graf 08.03.2025 um 11:59

      Ich habe aus dem Heft zitiert, das der Verein Weltgebetstag Schweiz jeweils für die "Liturgie" am Weltgebetstag der Frauen herausgibt. Mit "Lebendige" ist HERR, bzw. Jahwe, Gott gemeint. Ich selber besitze keine "Bibel in gerechter Sprache" und werde sicher nicht diese idiologisch feministisch geprägte Bibelübersetzung besorgen. Wie im Heft angegeben, wurde Psalm 139 aus der "Bibel in gerechter Sprache" entnommen.

      • user
        Stefan Fleischer 08.03.2025 um 13:07
        Enschuldigen Sie bitte. Da habe ich Ihren Ext nicht richtig gelesen.
  • user
    Roland Graf 07.03.2025 um 10:38
    Die Frauen von den Cookinseln können sicher nichts dafür, dass Psalm 139 in der deutschsprachigen Vorlage in der "Bibel in gerechter Sprache" daherkommt. In diesem verunstalteten Text heisst es u.a.:
    Vers 1 "Lebendige, du hast mich erforscht und kennst mich" statt "HERR, du hast mich erforscht und kennst mich". Wobei HERR für Jahwe steht.
    Vers 4 "Kein Wort ist auf meiner Zunge - Lebendige du kennst sie alle" statt "Ja, noch nicht ist das Wort auf meiner Zunge, siehe HERR, da hast du es schon völlig erkannt."
    Psalm 139, 1-18 passt ausgezeichnet zum Thema "Wunderbar erschaffen". Trotzdem hätte auf 21 Seiten "Liturgie" ein Evangeliumsausschnitt Platz finden müssen.
  • user
    Stefan Fleischer 06.03.2025 um 11:18
    Ja, das alles hat Gott wunderbar geschaffen - und noch wunderbarer erlöst. Auch für Letzteres dürfen wir danken und uns freuen.