Erwachsenentaufe. (Bild: Katholische Kirche Vorarlberg/Flickr, CC BY-NC-SA 2.0)

Weltkirche

Zahl der Erwach­se­nen­tau­fen: Frank­reich top – Schweiz flop

In Frank­reich wer­den in der Oster­nacht 10 384 Erwach­sene und mehr als 7400 Jugend­li­che im Alter von 11 bis 17 Jah­ren getauft. Dies ent­spricht bei den Erwach­se­nen einem Anstieg von 45 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jahr, bei den Jugend­li­chen einem Zuwachs von 33 Pro­zent. Par­al­le­len zur Schweiz sind ernüchternd.

Die Zahl der Katechumenen (Taufbewerber) 2025 ist die höchste seit der Einführung dieser Erhebung durch die Französische Bischofskonferenz 2002. Im Jahr 2025 haben 89 der 94 Diözesen Frankreichs bei der Umfrage mitgemacht. Allein innerhalb der letzten zehn Jahren hat die Zahl der Katechumenen um mehr als 160 Prozent zugenommen. In 13 Diözesen hat sich die Zahl der getauften Erwachsenen mehr als verdoppelt.

Zahl der Katechumenen immer jünger
Unter den neu getauften Erwachsenen machen die 18- bis 25-Jährigen inzwischen 42 Prozent aus und haben damit die Gruppe der 26- bis 40-Jährigen überholt, die bislang die historische Kernzielgruppe der erwachsenen Katechumenen darstellte. Die Gruppe der 41- bis 65-Jährigen nimmt seit einigen Jahren ebenfalls zu.

Jedes Jahr bitten mehr Frauen (63 Prozent) als Männer (37 Prozent) um die Taufe; dies in allen Altersgruppen, ausser bei den über 65-Jährigen. Das Bild ist bei den Jugendlichen ähnlich: Mädchen 65 Prozent, Buben 35 Prozent.

Da immer mehr jüngere Menschen um die Aufnahme in die Kirche bitten, steigt konsequenterweise der Anteil der Studierenden (42 Prozent, vor fünf Jahren noch 17 Prozent). Die Mehrheit der Katechumenen sind aber nach wie vor Arbeiter und Angestellte. Bei den Jugendlichen nimmt die Zahl der Oberschüler stetig zu; dieses Jahr herrscht Parität zwischen Oberschülern und Gymnasiasten.

Die Mehrzahl der Katechumenen stammt aus christlichen Familien. In den letzten Jahren ist ein grosser Anstieg von Personen zu verzeichnen, die angeben, keine religiöse Tradition zu haben oder diese nicht zu kennen.
 


Zweijährige Vorbereitung
Die Vorbereitung auf die Initiationssakramente (Taufe, Erstkommunion, Firmung) erfolgt in Frankreich ab dem 12. Lebensjahr nach dem Ritus für Erwachsene. Das Katechumenat dauert etwas zwei Jahre; die Vorbereitung richtet sich nach den Bedürfnissen der Taufbewerber. Im Vor-Katechumenat entdecken die Taufbewerber den christlichen Glauben. Diese Phase dauert so lange, bis sich der Taufbewerber für die Taufe entscheidet. Das eigentliche Katechumenat beginnt mit einer Feier, bei welcher der Taufbewerber mit dem Kreuzzeichen (Stirn, Ohren, Augen, Mund, Herz und Schultern) bezeichnet wird und das Evangelium überreicht erhält. Es folgen Katechese und verschiedene spezielle Feiern. Zu Beginn der Fastenzeit findet die «Feier der Erwählung» statt, bei der manche einen neuen (christlichen) Namen erhalten. Ihre Namen werden in ein Register eingetragen und sie dem Gebet der Kirche anvertraut. Es folgen die Stärkungsriten (Skrutinien), bis die Taufbewerber in der Osternacht Taufe, Erstkommunion und Firmung empfangen. Feierten 2023 in Frankreich erst 28 Diözesen eine «Feier der Erwählung», so sind es dieses Jahr fast 60 Diözesen.

Eine der vielen Katechumenen ist Anaë Delion (20). Sie stammt aus einer atheistischen Familie. «Meinen allerersten Kontakt mit dem christlichen Glauben hatte ich im Januar 2022», erzählt Anaë. «Zu dieser Zeit kam ich nicht mehr aus dem Bett, nichts motivierte mich mehr, ich verbrachte meine Tage mit Grübeln. Dann hörte ich von der Fastenzeit. Ohne zu verstehen warum, spürte ich genau in diesem Moment eine Kraft in meinem Herzen, die mich dazu drängte, herauszufinden, was das ist. Später wurde mir klar, dass mein Herz eigentlich danach strebte, Gott kennenzulernen. Zwei Monate später, am 2. März 2022, begann für mich meine allererste Fastenzeit. Seit jenem Tag habe ich den Herrn nie mehr losgelassen.»

Ghassan(59) stammt aus dem Libanon. Seine Eltern – sunnitische Muslime – schickten ihn auf eine Jesuitenschule. «Ich wuchs in dieser Nähe zu den Christen und mit Respekt vor den anderen Konfessionen auf. Was ich damals empfangen habe, hat mein Leben geleitet und diese Liebe, die Gott für uns will, keimen lassen. Als meine zukünftige Frau mir vorschlug, unsere Tochter zu taufen, sagte ich: Ja, natürlich! Mir wurde klar, dass auch ich den Weg, der mir in dieser Welt und danach noch bevorsteht, mit dem Herrn gehen möchte. Er bietet sich uns an, er ist die Wahrheit … Ich kann es kaum erwarten, die Taufe zu empfangen, von meinen Sünden reingewaschen zu werden und die Kraft zu erhalten, die es mir ermöglicht, zu beten und Zeugnis abzulegen.»

Von Neugetauften zu Jüngern
Die französischen Bischöfe freuen sich über die hohe Zahl an Taufbewerbern, doch sie bleiben nicht stehen. «Die grosse Herausforderung für uns besteht darin, aus den Neugetauften Jünger zu machen», erklärt Olivier de Germay, Erzbischof von Lyon und innerhalb der Französischen Bischofskonferenz Verantwortlicher für das Katechumenat. Dies ist nicht Sache einiger wenigen, sondern Aufgabe der ganzen Pfarrei. Die Neugetauften bringen durch ihren Blickwinkel einen neuen und frischen Wind in die Gemeinschaften und Pfarreien, in denen sie sich engagieren. So können die anderen Gläubigen «die ungeahnten Räume des Glaubens entdecken, durch das Zeugnis der Neuankömmlinge herausgefordert und erneuert werden, während die Neuankömmlinge nach und nach in die verschiedenen Dimensionen des christlichen Lebens eingeführt werden. Auf diese Weise werden alle bereichert.»

Neben diesen vielen Katechumenen verzeichnen die Diözesen seit 2022 einen erheblichen Anstieg von Erwachsenen, welche die Firmung wünschen. Dabei handelt es sich um Personen, die als Kind getauft wurden und sich jetzt im Erwachsenenalter wieder der Kirche zuwenden. An Pfingsten 2024 empfingen mehr als 9000 Erwachsene das Sakrament der Firmung, doppelt so viele wie zwei Jahre zuvor.

Ernüchterndes Bild in der Schweiz
Angesicht dieser Zahlen stellt sich die Frage nach der Anzahl Katechumenen in der Schweiz. Doch entsprechende Zahlen finden sich nirgends. Auch die Suche auf den einzelnen Webseiten der Bistümer bringen keine Ergebnisse.

Das «Schweizerische Pastoralsoziologische Institut SPI» veröffentlicht in seiner Kirchenstatistik eine Fülle von Zahlen und Graphiken – doch ausgerechnet zur Zahl der Erwachsenentaufen finden sich darin keine Angaben.
Die Grafik «Katholische Taufen in den Schweizer Bistümern 2024 nach Taufalter» gibt an, dass zwei Drittel der Kinder vor dem Ende des ersten Lebensjahrs getauft werden, rund 25 Prozent zwischen einem und sechs Jahren und rund sieben Prozent zwischen sieben und siebzehn Jahren. Immerhin lässt sich daraus der Schluss ziehen, dass es sich gerade einmal bei rund zwei Prozent aller Taufen um Erwachsenentaufen handelt. 2024 gab es 13 548 Taufen und somit etwa 271 Erwachsenentaufen. In Frankreich sind ca. 33,5 Millionen katholisch[1], in der Schweiz sind es rund 2,278 Millionen (SPI 2023). Nimmt man dieses Verhältnisses als Grundlage, müsste die Schweiz rund 700 Erwachsenentaufen haben.

Da keine Detailzahlen zu den Erwachsenentaufen vorliegen, können keine Aussagen über deren Entwicklung gemacht werden. Doch die Zahl aller Taufen sind in der Schweiz in den letzten zehn Jahren um 35 Prozent gesunken (20 904 im Jahr 2014, 13 548 im Jahr 2024). Angesichts der Tatsache, dass unsere Bischöfe und Seelsorger lieber über Strukturreformen, Umweltschutz und Konzernverantwortungsinitiativen reden als über Neuevangelisierung, überraschen diese Zahlen nicht.

 

Quellen

https://eglise.catholique.fr/approfondir-sa-foi/la-celebration-de-la-foi/les-sacrements/le-bapteme/baptemes-adultes/

https://kirchenstatistik.spi-sg.ch/taufen/

 


[1] Es gibt keine genaue Zahlen.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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Bemerkungen :

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    John Henry 16.04.2025 um 22:29
    „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ … man erkennt die Frucht von Bischöfen vor allem an drei Dingen: a) den Priestern und Mitarbeitern, die sie befördern; b) der Anzahl Preisteranwärter, und c) dem Kampf für den überlieferten Glauben. 🙏
  • user
    Nadine 16.04.2025 um 20:48
    Ich kenne die Zahlen in der Deutschweiz nicht, aber im Bistum Lausanne-Genf-Freiburg nehmen die Taufen auch zu. In unsere Pfarrei (Umgebung Lausanne) werden an Ostern 13 Kinder/Jugendliche getauft. Und ich weiss, dass es in anderen Pfarreien auch mehrere Taufen gibt. Vielleicht können Sie ja mal beim Bistum anfragen?
  • user
    Daniel Ric 14.04.2025 um 10:50
    Wenn ich in Frankreich bin, erlebe ich immer wieder Heilige Messfeiern mit sehr vielen, vor allem auch jungen Menschen. Die liturgischen Experimente der deutschsprachigen Bistümer in der Schweiz, bei denen Eucharistiefeiern durch Wortgottesdienste ersetzt werden, oder bei denen Laien in der Messfeier die Predigt halten und den Priester ausschliesslich zum Sprecher der Wandlungsworte degradieren, habe ich in Frankreich nie erlebt. Zudem läuft auch sehr viel Gutes in der Katechese und der religiösen Weiterbildung. Das Beispiel Frankreichs zeigt, wie Neuevangelisierung im 21. Jahrhundert aussehen kann. Unsere Bischöfe und die Vertreter der sogenannten Landeskirchen (der Begriff Kirche ist falsch) sollten sich ein Vorbild nehmen. Ganz traurig und bedenklich war kürzlich die Aussage von Bischof Felix an einem Vortrag an der katholischen Universitätsgemeinde Basel, als er behauptete, die Frauenweihe sei für die westeuropäischen Bischöfe ein Thema oberster Priorität. Entweder hat der Basler Bischof wenig Ahnung von Geographie und zählt ausschliesslich die Schweiz und Deutschland zu Westeuropa oder er verstiess explizit gegen das achte Gebot. Denn in Spanien, Frankreich und anderen westeuropäischen Ländern ist es für die meisten Bischöfe (natürlich gibt es auch dort schlechtere und bessere) die oberste Priorität, neue Menschen für den Glauben zu gewinnen.
  • user
    Stefan Fleischer 14.04.2025 um 10:07
    Solche Zahlen bei uns werden ein Wunschtraum bleiben, solange wir nicht die nötige Basis dafür wieder aufbauen. Wir brauchen dringend zuerst einmal kirchliche Mitarbeiter, Kleriker wie Laien, welche in der Lage sind, die Grundlagen zu schaffen, welcher es bedarf, damit die Botschaft glaubwürdig zu den Menschen kommt. Zuerst einmal müssen diese ihren Glauben umfassend und gründlich kennen. Sie müssen auch bereit sein, diesen in Wort und Tat öffentlich zu bekennen und zu verteidigen. Leute, welche in der vordersten Front der Kirchenkritiker stehen, sind dazu wohl kaum geeignet. Und es müssen Menschen sein, welche eine tiefe, persönliche Gottesbeziehung pflegen. Dann würde es möglich sein, auch den einfachen Gläubigen den ganzen Reichtum unseres Glaubens, ungekürzt und ungeschönt, zu verkünden und diese zu einem persönlichen Glaubensleben anzuleiten. sodass auch diese anziehende Beispiele für Aussenstehende werden. Die nötigen strukturellen Voraussetzungen wären dann leicht aufzubauen.