Die Klöster im Kanton Thurgau kamen im 19. Jahrhundert nach den napoleonischen Kriegen und vor allem durch die zunehmend kirchenfeindliche Säkularisierungswelle immer mehr unter Druck: Sie wurden finanziell unter staatliche Aufsicht gestellt und duften keine neuen Kandidaten mehr aufnehmen. 1848 beschloss der Grosse Rat des Kantons Thurgau – auch wegen des chronischen Geldmangels des Kantons – die Aufhebung aller Klöster.[1] Treibende Kraft hinter der klosterfeindlichen Politik war der protestantische Pfarrer Thomas Bornhauser, der im Kantonsparlament bereits 1835 den Klöstern jegliche Existenzberechtigung abgesprochen hatte.
Unter diesen Klöstern waren auch drei Zisterzienserinnenklöster aus dem 13. Jahrhundert.
Das Zisterzienserinnenkloster Mariazell zu Kalchrain (Hüttwilen) wurde zwischen 1324 und 1331 gegründet. Als Erbauer und Stifter des Klosters wird Bischof Konrad von Freising genannt. Nach einem teilweisen Verfall im Gefolge der Reformation – 1556 wohnten nur noch fünf Konventualinnen und drei «alte Frauen» in Kalchrain – erlebte der Konvent im 17. und 18. Jahrhundert eine religiöse, personelle und finanzielle Blüte. Der barocke Neubau des Klosters entstand nach Plänen des berühmten Caspar Moosbrugger. Das Kloster Kalchrain, das mehrere Brandkatastrophen, die Reformation und selbst ein Erdbeben überstanden hatte, wurde 1848 durch die thurgauische Regierung aufgehoben. Die Nonnen kamen vorübergehend im bereits 1836 aufgehobenen Klarissenkloster Paradies unter.
Heute ist in den ehemaligen Klostergebäuden das «Massnahmenzentrum Kalchrain» untergebracht, das der Ausbildung von straffälligen jungen männlichen Erwachsenen dient.
Das Kloster Feldbach (bei Steckborn) wurde 1253/1254 gegründet. Ursprünglich eine Beginengemeinschaft, lebten die Schwestern ab 1253 nach der Ordensregel der Zisterzienser, 1260/1262 wurden sie als Nonnen in den Orden inkorporiert. Dank fähiger Äbtissinnen und der Gunst des Adels erlangte die Abtei Feldbach bald ansehnlichen und weitläufigen Besitz sowie einen eigenen geschlossenen Gerichtskreis. Die blühende Abtei[2] wurde ebenfalls 1848 aufgehoben, das Klostervermögen zugunsten des Kantons enteignet. Die Nonnen kamen zunächst im Zisterzienserinnenkloster Tänikon unter.
Die Klostergebäude brannten 1895 fast vollständig ab. Erhalten blieb nur das Altkloster, das heute als Teil eines Hotels dient.
Das Zisterzienserinnenkloster Tänikon (Aadorf) wurde um 1249 gegründet. Aus der Zeit vor der Reformation ist nicht viel bekannt. Es muss sich aber um eine grössere Klosteranlage gehandelt haben. Der Dachstuhl der Klosterkirche stammt aus dem Jahr 1363 und macht sie zu einem der ältesten noch erhaltenen Gebäude im Thurgau. Während der Reformation (1525–1550) erlosch das klösterliche Leben vorübergehend. Das wiederbelebte Kloster erfuhr im 17. Jahrhundert eine grosse Blüte; zahlreiche Gebäude wurden erbaut und die Äbtissinnen übten in den umgebenden Ortschaften die niedere Gerichtsbarkeit aus. Von 1829 bis 1831 – kurz vor der Klosteraufhebung 1848 – wurde die Klosterkirche im klassizistischen Stil umgebaut.
Heute ist in den ehemaligen Klostergebäuden die Forschungsanstalt «Agroscope Reckenholz-Tänikon» (ART) untergebracht.
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