(Bild: dimitrisvetsikas1969/Pixabay)

Neuevangelisierung

Zum Hochfest von Christi Himmelfahrt

Heute feiert die Kirche das Hochfest Christi Himmelfahrt. Es umfasst die Spannung zwischen dem Heimgang zum Vater und seiner Wiederkunft. Doch gerade durch seine Himmelfahrt ist Christus uns immer nahe.

Nach seiner Auferstehung begegnet Christus Maria von Magdala. Er gibt ihr den Auftrag: «Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott» (Joh 20,17).

Von der Himmelfahrt Christi berichten das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte. Auch Markus schreibt, dass Jesus in den Himmel aufgenommen wurde (Mk 16,19), ohne jedoch diese Aufnahme näher zu beschreiben.

Lukas scheint drei verschiedene Traditionen gekannt und übernommen zu haben. Eine setzt die Himmelfahrt Christi am Tag seiner Auferstehung an (Lk 24,50–53), eine andere setzt eine nicht näher definierte Zeitspanne zwischen Auferstehung und Himmelfahrt voraus («Gott aber hat ihn von den Toten auferweckt und er ist viele Tage hindurch denen erschienen, die mit ihm aus Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren», vgl. Apg 13,31), eine dritte nennt die Dauer von 40 Tagen: «Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen» (Apg 1,3).

In der Beschreibung des Lukasevangeliums führt Jesus seine Jünger in die Nähe von Betanien. Dort segnet er sie wie der Hohepriester am Ende des Gottesdienstes und steigt zum Himmel empor. Die Jünger fallen ehrfürchtig vor Jesus nieder, danach kehren sie «in grosser Freude nach Jerusalem zurück» und warten auf die Geistsendung.

Die Apostelgeschichte hat einen leicht anderen Akzent: Jesus fährt in den Himmel auf, von wo er einst wieder kommen wird (vgl. Apg 1,11). Hier wird also der Blick auf die Wiederkunft Jesu Christi als endzeitlicher Richter auf den Wolken des Himmels gelenkt (vgl. Mk 14,62; Mt 26,64).

Nach Apg 2,33 setzt die Geistsendung die Erhöhung Christi zur Rechten Gottes voraus: «Zur Rechten Gottes erhöht, hat er vom Vater den verheissenen Heiligen Geist empfangen und ihn ausgegossen, wie ihr seht und hört.» Die Erhöhung, die das Ziel der Himmelfahrt ist, bedeutet die Einsetzung «als Sohn Gottes in Macht» (Röm 1,4). Die Bibel macht mehrmals diese Verbindung von Auferstehung und Erhöhung Jesu bzw. seiner Einsetzung in Vollmacht (z. B. Eph 1,20ff. oder Phil 2,9).

Das Bekenntnis zur Himmelfahrt und damit verbunden der Vollmacht zur Rechten des Vaters gehört seit Beginn zum Glauben der Christinnen und Christen – erst mit der Himmelfahrt und der Ausgiessung des Heiligen Geistes wird das Werk Christi zur Erlösung der Menschheit vollendet.

Die Kirche kannte in ihren Anfängen kein eigenes Fest «Christi Himmelfahrt»; sie sahen das Mysterium von Tod, Auferstehung und Erhöhung Christi als Einheit. Erst mit der am Detail interessierten Ausfaltung des Ostergeschehens entstand im Laufe des 4. Jahrhunderts ein eigenes Fest. Die heutigen liturgischen Texte zeugen wieder von einer ganzheitlichen Sicht: Das Tagesgebet spricht von der Erhöhung des Menschen und damit von unserer Hoffnung, dass wir durch das Sterben und Auferstehn Jesu Christi zu Herrlichkeit berufen sind.

«Allmächtiger, ewiger Gott, erfülle uns mit Freude und Dankbarkeit, denn in der Himmelfahrt deines Sohnes hast du den Menschen erhöht. Schenke uns das feste Vertrauen, dass auch wir zu der Herrlichkeit gerufen sind, in die Christus uns vorausgegangen ist.»

Auch die Präfation nimmt diesen Gedanken auf, verbunden mit dem Hinweis auf die Wiederkunft Christi:

«In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken durch unseren Herrn Jesus Christus, den König der Herrlichkeit. Denn er ist (heute) als Sieger über Sünde und Tod aufgefahren in den Himmel. Die Engel schauen den Mittler zwischen Gott und den Menschen, den Richter der Welt, den Herrn der ganzen Schöpfung. Er kehrt zu dir heim, nicht um uns Menschen zu verlassen, er gibt den Gliedern seines Leibes die Hoffnung, ihm dorthin zu folgen, wohin er als Erster vorausging.»

Für uns gilt, was die «Männer in weissen Gewändern» zu den Jüngern sagten: «Ihr Männer [und Frauen] von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel? Der Herr wird wiederkommen, wie er jetzt aufgefahren ist» (Apg 1,11). Wir sollen unsere Augen auf unsere irdische Umgebung richten, denn wir haben den Auftrag, in die Welt hinauszugehen und der Schöpfung das Evangelium zu verkünden (vgl. Mk 16,15). Dabei sind wir durch die Geistsendung nicht allein. Und auch Christus ist uns durch seine Himmelfahrt nicht fern, im Gegenteil: «Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.»
 

Die Tage zwischen dem Hochfest Christi Himmelfahrt und Pfingsten dienen in besonderer Weise der Vorbereitung auf Pfingsten. Die Kirche betet in dieser Zeit die Pfingstnovene.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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  • user
    Meier Pirmin 30.05.2025 um 12:22
    Über die Zeit zwischen Auffahrt und Pfingsten gab es in meiner Gymnasialzeit in Sarnen vor 60 Jahren auch schon mal eine politisch-historische Anekdorte, erzählt von unserem Geschichtslehrer und Bruder-Klaus-Forscher Pater Rupert Amschwand. Er erläuterte uns die Umstrittenheit der Abstimmung betr. Beitritt zum Völkerbund um 1923, wofür sich immerhin der hochangesehene Bundesrat Giuseppe Motta stark gemacht hatte, wohl um Genf als Vermittlungszentrum der neutralen Eidgenossenschaft zu stärken, mit Fernwirkungen bis heute. Der Beitritt, 1938 rückgängig gemacht in Richtung integrale Neutralität, war in der Zentralschweiz jedoch stark umstritten. Die Abstimmung fand am Sonntag zwischen Auffahrt und Pfingsten statt. Vox populi nach dem überraschenden Ja der Volksabstimmung, damals übrigens ohne Ständemehr: "Da war der Herr schon gegangen und der Heilige Geist noch nicht gekommen, darum dieses Resultat."