Jean-Marie Vianney wurde 1785 in eine Bauernfamilie aus Dardilly in der Region Lyon hineingeboren. Als Kind erlebte er die Auswirkungen der Französischen Revolution; so empfing er 13-jährig die Erstkommunion in einer Scheune, wo ein Priester heimlich die Messe feierte. Während den bürgerkriegsähnlichen Wirren gab es keine Lehrer im Dorf, erst 1803 wurde der Unterricht wieder aufgenommen. Diese fehlende Bildung beeinträchtigte seine spätere Ausbildung im Priesterseminar, wo Jean-Marie Vianney sich besonders mit dem Latein schwertat.
1809 wurde er in den Militärdienst eingezogen, doch er desertierte bald. Dazu gibt es zwei Versionen: Nach der einen hatte Jean-Marie Vianney, der krank gewesen war, Schwierigkeiten, zu seinem Regiment zu gelangen, verirrte sich und nahm, um nicht als Deserteur bestraft zu werden, den Vorschlag eines Bauern an, ihn unter falschem Namen als Lehrer in seinem Dorf zu verstecken. Nach der anderen Version desertierte er vorsätzlich. Jedenfalls konnte er nach einer Amnestie für Befehlsverweigerer ans Priesterseminar zurückkehren. Da seine Fähigkeiten als unzureichend galten, wurde er zu seinem Pfarrer zurückgeschickt. Dieser konnte den Generalvikar jedoch davon überzeugen, dass Vianneys Frömmigkeit gross genug war, um seine fehlenden Kenntnisse auszugleichen.
Ein einfacher Priester für die einfachen Menschen
1818 wurde er zum Kaplan von Ars ernannt, einem kleinen Dorf mit etwa zweihundert Einwohnern. Die Menschen schätzten seine Fröhlichkeit, seine Güte und seine Nächstenliebe. Anerkennung verschaffte er sich auch durch die Gründung einer Mädchenschule sowie ein Haus für Voll- und Halbwaisen. Sie kannten aber auch eine andere Seite: Ihr «Pfarrer» führte ein asketisches Leben, fastete und verbrachte viel Zeit im Gebet in der Kirche. Sie schlossen daraus, dass er ein Heiliger ist. Sein Ruf verbreitete sich sehr schnell in den umliegenden Dörfern. Auch die Wunder, die ihm zugeschrieben wurden, zogen schon sehr früh eine immer grössere Zahl von Menschen nach Ars, die bei diesem besonderen Priester beichten wollten. Es wird berichtet, dass er täglich vierzehn bis achtzehn Stunden im Beichtstuhl sass. Allein in seinem letzten Lebensjahr sollen rund 100 000 Menschen die Kirche in Ars besucht haben. Er hatte ein gutes Gespür für die Menschen und erfasste schnell, was ihnen auf dem Herzen lag. Seine Predigten waren einfach, aber auch sie sprachen die Menschen an.
Um die Verehrung der Pilger von seiner Person abzulenken, richtete Abbé Vianney in seiner Kirche eine Kapelle der heiligen Philomena ein und schrieb von nun an die Gnaden, die den Gläubigen zuteilwurden, dieser Heiligen zu.
Während seines ganzen Priesterlebens wurde der Pfarrer von Ars von der Angst geplagt, seines Amtes unwürdig zu sein, insbesondere aufgrund seiner Unwissenheit. Auch befürchtete er, durch seine Unwissenheit die Gemeinde in die Irre zu führen. Er hätte sich gerne in die Einsamkeit zurückgezogen, um zu beten. Bereits 1827 zeichnete sich sein Wunsch, Ars zu verlassen, ab, 1843 und 1853 versuchte er zu fliehen. Im ersten Fall brach der Pilgerstrom in Ars ab, was die von ihm gegründete Schule in finanzielle Schwierigkeiten brachte, das zweite Mal verhinderte die Gemeinde seinen Fluchtversuch. Als 1857 ein neuer Bischof kam, ersuchte er wieder um seine Absetzung als Pfarrer: «Monseigneur, ich werde immer verkrüppelter, ich muss einen Teil der Nacht auf einem Stuhl verbringen oder in einer Stunde drei- oder viermal aufstehen. Ich bekomme Schwindelanfälle in meinem Beichtstuhl, wo ich mich zwei oder drei Minuten lang verliere. Die Ärzte sehen kein anderes Heilmittel als Ruhe. […] Angesichts meiner Gebrechen und meines Alters möchte ich mich für immer von Ars verabschieden.» Doch auch der neue Bischof erlaubte Jean-Marie Vianney nicht, sich zurückzuziehen. Der Pfarrer von Ars starb am 4. August 1859. Bereits 1862 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet. Die Seligsprechung erfolgte am 8. Januar 1905, die Heiligsprechung am 31. Mai 1925. Jean-Marie Vianney ist seit 1929 Schutzpatron der Pfarrer. Aus Anlass seines 150. Todestages rief Papst Benedikt XVI. 2009 ein Priesterjahr aus.
Die Welt sieht nur das diesseitige Leben, der Christ aber sieht die Tiefe der Ewigkeit.
Jean-Marie Vianney
Jean Eudes – ein Leben im Dienste der Barmherzigkeit
Jean Eudes lebte fast 200 Jahre vor Jean-Marie Vianney. Er wurde 1601 in Ri (Normandie) geboren. Er war der älteste Sohn eines Chirurgen und sehr begabt. Seine Eltern hatten lange zur Jungfrau Maria um ein Kind gebetet und Johannes nach seiner Geburt ihr geweiht.
1622 lernte er in Caen die von Kardinal Pierre de Bérulle gegründete Weltpriestergemeinschaft der Oratorianer kennen und trat dort ein. Am 20. Dezember 1625 wurde er zum Priester geweiht. Zwei Jahres später wütete die Pest in Argentan in der Normandie. Sein Vater, der selbst seine Familie durch die Pest verloren hatte, schrieb ihm, dass viele Menschen ohne Sakramente sterben. Jean Eudes widmete sich daraufhin der Pflege und Seelsorge unter den Pestkranken.
Auf Anregung seines Ordensoberen hielt Jean Eudes viele Volksmissionen und schrieb Bücher. Dabei stellte er immer die Barmherzigkeit Gottes in die Mitte seiner Verkündigung.
Er erkannte die materielle und geistige Armut, in der das Land lebte. Für ihn war klar: Um die Gesellschaft wieder zu christianisieren, war es notwendig, Priester auszubilden, die in der Lage waren, eine ländliche Pfarrei zu leiten oder Volksmissionen zu predigen. Die Oratorianer lehnten diese Idee ab, da sie der Meinung waren, dass sie nicht zum Charisma der Gemeinschaft passte. Nach langem Gebet verliess Jean Eudes am 19. März 1643 die Gemeinschaft des Oratoriums von Caen und eröffnete in der Stadt ein Priesterseminar.
Zu diesem Zweck versammelte er sieben erfahrene Priester und gründete am 25. März desselben Jahres mit Zustimmung des Bischofs von Bayeux eine Priesterbruderschaft, die sich sowohl der Ausbildung der Seminaristen und des Klerus als auch der Volkspredigt in den Pfarreien widmete: die Kongregation Jesu und Mariens CJM, die heute auch Eudisten genannt wird.
Ein grosses Anliegen war Jean Eudes die Verehrung der Herzen Mariens und Jesu. Am 8. Februar 1647 feiert seine Gemeinschaft in Autun das erste liturgische Fest des Herzens Mariens. Die Mutter Jesu war für Jean Eudes «der vollendete Typus» des christlichen Lebens: In ihrem Herzen lebt und herrscht Christus vollkommen.
1672 feierten die Eudisten das erste liturgische Fest des heiligsten Herzens Jesu, das später auf die Weltkirche ausgedehnt wurde. Papst Pius X. bezeichnete ihn 1909 als «Vater, Arzt und Apostel der liturgischen Kulte der Herzen Jesu und Mariens».
1641 hatte Jean Eudes ein Haus gegründet, in dem sich fromme Frauen um ehemalige Prostituierte kümmerten. Daraus entwickelte sich die Ordensgemeinschaft «Unsere Frau von der Liebe», aus der später die «Schwestern vom Guten Hirten» hervorgingen. Dieser Gemeinschaft gehörte z. B. die selige Maria Droste zu Vischering an.
Jean Eudes starb am 19. August 1680 im Alter von 79 Jahren. Er wurde 1909 selig- und 1925 heiliggesprochen.
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