(Bild: Wil Stewart/Unsplash)

Mit spitzer Feder

Alice Schwar­zer: Ein Hoch auf die katho­li­sche Lebensfreude

Alice Schwar­zer, nerv­tö­tende Dau­er­ket­ten­säge, die mit ihrem schril­len femi­nis­ti­schen Kreuz­zug wider das Patri­ar­chat keine Gefan­ge­nen zurück­lässt, son­dern nur Tote und Schwer­ver­wun­dete, kann einem schon ganz gehö­rig auf den Geist gehen.

Aber nun dies: Von Johannes C. Bockenheimer in der NZZ vom 13. Januar 2024 zu einem opulenten Mahl in einem Berliner Szenelokal der Mächtigen und Reichen eingeladen, gibt Alice Schwarzer Erstaunliches preis: Eigentlich komme sie aus einer atheistischen Familie mit protestantischen Wurzeln. Doch evangelische Sittlichkeit und calvinistische Lustfeindlichkeit seien ihr fern: «Ich werde häufiger gar für eine Katholikin gehalten. Das schmeichelt mir.» Beide, Schwarzer und Bockenheimer, prosten auf ihr exquisites Gastmahl an: «Auf die katholische Lebensfreude.»

Im ersten Moment reibt man sich erstaunt die Augen: Mitten in einer Zeit, in der Nestbeschmutzer in der Katholischen Kirche Hochkonjunktur haben, masochistische Selbstverzwergung bis hin zur Selbstdemontage geradezu epidemisch um sich greift, stimmt ausgerechnet die bekannteste Radikalfeministin im deutschsprachigen Raum das Hohe Lied der katholischen Lebensfreude an.

Tatsächlich kann unsereiner eine verhaltene Sympathie für Alice Schwarzer nicht verhehlen, hebt sie sich doch in mancherlei Hinsicht von den eindimensionalen Fundi-Fundamentalistinnen wohltuend ab, selbstredend im Hinterkopf stets das publicitiyträchtige Klickzahlen-Kalkül.

Da ist zunächst einmal ihr Kampf gegen den auf Mädchen und junge Frauen ausgeübte Druck zu Geschlechtsumwandlungen mit ihren verheerenden Folgen zu nennen. Der deutschen Bundesregierung wirft Schwarzer zu Recht vor, mit dem geplanten Selbstbestimmungsgesetz diesem «Irrsinn» noch rechtlich Vorschub zu leisten.

Vorbehaltlos Zustimmung verdient Schwarzers Kampf gegen den politischen Islam. Als eine der ersten hat sie nach einem Augenschein vor Ort die frauenfeindlichen Implikationen der Machtübernahme der Mullahs im Iran erkannt. Für sie ist offensichtlich, dass der Hass auf Juden und Frauen zur DNA des politischen Islams gehört, hatten doch bereits in den 1930er-Jahren die ägyptischen Muslimbrüder mit Hitler paktiert. Mehr noch: «Das Kopftuch ist für die Islamisten das Banner ihrer totalitären Ideologie – ganz so, wie das Hakenkreuz das Symbol des nationalsozialistischen Terrors war.» Der politische Islam wolle den weiblichen Körper kolonisieren, ihn unterwerfen. «Und das Kopftuch steht dafür als Symbol.» Das dürfen sich die Pseudo-Feministinnen vom Katholischen Frauenbund, die sich hierzulande im Namen der sogenannten «Freiheit hinter dem Schleier» vehement, aber vergeblich gegen das Kopftuchverbot engagiert hatten, hinter ihre schwerhörigen Ohren schreiben.

Klar, trotz ihrer unbestreitbaren Meriten bleibt, wie Autor Bockenheimer zutreffend schreibt, Schwarzers politisch-feministisches Engagement ambivalent. Dies gilt insbesondere hinsichtlich ihres ebenso inkonsequenten wie lebensfeindlichen Kampfes für die Abtreibung.

Bockenheimer macht in seiner journalistischen Trouvaille ausgiebig Werbung für das Berliner Szenelokal «Cassambalis». Ob er die Rechnung für das lukullische «Gastmahl zu zweit» selbst bezahlt hat, bleibt offen. Uneingeschränkt beizupflichten ist ihm und Alice Schwarzer aber ihrem Toast: «Auf die katholische Lebensfreude!»


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

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Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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    Marie S. 19.02.2024 um 21:48
    Die Katholiken verehren doch Maria, die Mutter von Jesus. Maria wird oft mit Kopftuch dargestellt.
    Der Inhalt dieses insgesamt ja interessanten Beitrags geht darauf leider erstaunlich wenig ein.
    Andere katholische Quellen tun dies aber. Auch die Bibel geht aufs Kopftuch ein wenig ein. Also wer will kann zusätzlich recherchieren :-)
  • user
    stadler karl 20.01.2024 um 09:02
    Ein sehr schöner Beitrag, dem in der Beurteilung von Frau Schwarzer weitestgehend zuzustimmen ist. Ja, auch als vom Katholizismus Aussenstehender war ich immer der Auffassung, dass dieser bei weitem nicht die sinnenfeindlichste Konfession im Christetum ist, trotz der vielen Gebote und Verbote. Wie käme es sonst, dass barocke Kunst und Architektur, eine Phänomen aufblühender Sinnlichkdeit, vor allem in katholischen Landen in Erscheinung treten konnte?