Programmleiter Martin Rohrer im Studio. (Bild: zVg)

Interview

Auf­bruch­stim­mung bei «Radio Maria»

Im Novem­ber 2023 über­nahm der ehe­ma­lige Regens des Pries­ter­se­mi­nars St. Luzi in Chur, Mar­tin Roh­rer, die Pro­gramm­lei­tung von «Radio Maria». «swiss​-cath​.ch» fragte nach 100 Tagen nach, wie es ihm in der neuen Auf­gabe ergeht.

Sie sind seit November 2023 Programmleiter von «Radio Maria». Wie haben Sie die ersten Monate in dieser neuen Funktion erlebt?
Es war eine wirklich intensive Zeit. Ich musste den Betrieb, die Technik und natürlich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenlernen und in die Aufgabe hineinwachsen. Dazu kamen einige Programmänderungen, die es einzuführen galt. Doch es wird mit jedem Monat, der vergeht, besser. Ich kann jetzt sagen, dass ich jetzt angekommen bin.

Gab es Dinge, die Sie – im Positiven wie im Negativen – überrascht haben?
Ich bin ganz bewusst «ohne Erwartungen» in die Aufgabe eingestiegen. Ich wollte zunächst alles kennenlernen und mir ein Bild davon machen. Doch es gab daneben Positives und Negatives. Mich überrascht, wie oft ich von fremden Menschen angesprochen werde, die mich erkennen oder mir sagen: «Jetzt habe ich endlich ein Gesicht zu Ihrer Stimme.» Ich treffe auch immer wieder auf Menschen, die sich für die schönen Sendungen bedanken.

Was mich überraschte, waren die negativen Reaktionen auf in meinen Augen kleinere Programmänderungen. So senden wir z. B. am Sonntagmorgen nicht mehr die Bibelauslegung durch Kardinal Schönborn, sondern Gedanken von Papst Franziskus (aus den Angelus-Gebeten). Es gab Hörer, die sehr enttäuscht darüber waren und meinten, dass genau diese Sendung für sie wichtig war. Mir ist erst durch diese Rückmeldungen bewusst geworden, wie wichtig bestimmte Sendegefässe für einige Menschen sind.

Im Interview mit «swiss-cath.ch» erklärten Sie, Sie möchten die Schönheit des Glaubens und die Freude am Glauben verkünden. Können Sie diese Vision umsetzen? Wenn ja, wie?
Für mich gibt es einfach nichts Schöneres, als eben die Schönheit des Glaubens zu verbreiten. Das können Gedanken oder Lebensgeschichten von Heiligen sein, Erlebnisse von Menschen, die eine Gotteserfahrung machen durften, aber auch einfach schöne Texte aus dem reichen Schatz der Kirche. Es ist nicht unsere Aufgabe als Radio, Kritik zu üben oder andere zu beurteilen. Wir sind da, um das Positive zu senden, die Freude am Glauben zu verkünden. Selbstverständlich ist das nicht immer möglich, z. B. wenn ein Referent in seinem Vortrag die eigenen Ansichten vertritt.

Was sind die Vorteile des Mediums «Radio» in der Evangelisierung gegenüber anderen Medien?
Das Medium Radio ist cool, da man es überall hören kann: beim Arbeiten, beim Autofahren oder bei den Hausarbeiten. Fernsehen während der Arbeit oder beim Autofahren geht ja nicht. Auch ist die Ablenkung beim Radio kleiner, da man sich auf die Stimme fokussiert und nicht von Bildern abgelenkt wird. Selbstverständlich erfährt man das Wort noch direkter beim Lesen, doch in unserem hektischen Alltag haben leider viele Menschen keine Zeit mehr, ein Buch zu lesen. Alles geschieht so nebenbei.
In diesem Zusammenhang gibt es noch einen weiteren Pluspunkt für das Medium Radio: Wir kommen zu den Menschen nach Hause. Sie müssen also das Haus nicht verlassen, keinen zeitlichen oder finanziellen Aufwand erbringen, um uns zu hören.

Einen weiteren Vorteil sehe ich in der familiären Dynamik: Die Hörerinnen und Hörer erkennen die Stimmen der Moderatoren und fühlen sich mit ihnen verbunden. Oder es werden zum Beispiel Gebetsanliegen von unseren Moderatorinnen und Moderatoren entgegengenommen und zum Teil in den Sendungen erwähnt. Wir strahlen auch immer wieder (Lebens-)Geschichten von Menschen aus. So lernt man diese übers Radio etwas kennen. All das verbindet untereinander.

«Radio Maria» hat personell und finanziell turbulente Jahre hinter sich. Sie sahen Ihre Aufgabe darin, Stabilität zu schaffen und Ruhe zu vermitteln.
Es ist schwierig, sich selbst einzuschätzen. Die Rückmeldungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aber positiv. Sie erleben die Arbeit als ruhiger und das gegenseitige Vertrauen ist wieder gewachsen. Wir haben das Programm etwas geändert. So strahlen wir kürzere Sendungen aus und haben weniger Livesendungen im Tagesprogramm. Das wirkt entschleunigend, nicht nur für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch bei unseren Hörern. Worte sollen ja auch Zeit haben, sich zu setzen. Ein Vorteil ist sicher auch, dass ich «von aussen» gekommen bin. So habe ich einen offenen Blick für die verschiedenen Charismen der Mitarbeiter und kann sie entsprechend fördern.

Auf welche nächsten Projekte oder Aufgaben freuen Sie sich bereits?
Ganz klar auf den Weltjugendtag in Chur vom 3. bis 5. Mai. Die Jugend war mir schon immer ein Anliegen und ich möchte gerne auch vermehrt die Stimme von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ins Radio bringen.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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