Beru­fen – aber wozu?

2021 erschien das Buch ««Himmelsstürmer» von Thomas Fässler und Philipp Steiner, beides Patres des Klosters Einsiedeln. Der Untertitel des Buches gibt nähere Auskunft über seinen Inhalt: «Berufungsguide zum Ordensleben». Es richtet sich an Männer, die in sich eine Sehnsucht nach einem geistlichen Leben spüren oder einfach merken, dass da «Mehr» sein muss im Leben, aber unsicher sind über den richtigen Weg.

Die Autoren erklären zunächst, was «Berufung» überhaupt ist und warum die Freundschaft mit Jesus Christus und die Taufe die Grundlage für ein Leben in der Nachfolge Christi bilden. Bei ihren praktischen Hinweisen gehen sie auf die Vorurteile ein, die Menschen gegenüber Klöstern und Gemeinschaften haben, und geben Tipps, was wirklich hilfreich für eine Entscheidung sein kann. Um Interessierten einen Überblick über die verschiedenen Orden und Gemeinschaften zu geben, werden einige von ihnen vorgestellt. Im Anhang des Buches finden sich spirituelle Impulse zu biblischen Berufungsgeschichten und zum Rosenkranz.

Ergänzt wird das Buch durch eine Webseite. Auf dieser stellen sich Orden und Gemeinschaften vor und wird auf Angebote wie «Berufungsjahr» oder «Klosterzeit» hingewiesen. Daneben gibt es die Möglichkeit, direkt Fragen rund um das Ordensleben zu stellen, die dann auf der Webseite beantwortet werden. Wer es etwas spielerisch mag: Mit dem «Berufungsgenerator» kann man herausfinden, welche Gemeinschaften am ehesten für einen geeignet sind. Und unter «Stimmen nach Jahren» erzählen langjährige Ordensmänner von ihrer Berufung.

Obwohl das Buch für Männer geschrieben ist, können gemäss den Autoren auch Frauen von den allgemeinen Hinweisen profitieren.

Die Frauen ziehen nach
2023 erschien nun auch ein Buch für Frauen. Sr. Andrea Fux und Sr. Monika Thumm aus der Zisterzienserinnenabtei Mariazell Wurmsbach gaben «Meinst du mich, Gott? Frauen auf dem Weg ins Ordensleben» heraus. Das Buch orientiert sich an «Himmelsstürmer» und übernimmt auch einige Texte daraus, beginnt aber mit einem Beitrag zur Sinnsuche. Jedem Kapitel geht ein Impuls voraus, der ins Thema einführt. Beim Überblick der verschiedenen Orden und Gemeinschaften stehen hier folgerichtig die Frauenklöster und weiblichen Gemeinschaften im Fokus, die chronologisch nach ihrer Entstehungszeit aufgeführt werden – von den Benediktinisch-monastischen Orden bis zu neuen geistlichen Gemeinschaften so z. B. Klarissen-Kapuzinerinnen oder die «Missionarinnen der Nächstenliebe».

Im sechsten Kapitel kommen acht Frauen unterschiedlichen Alters aus unterschiedlichen Gemeinschaften in der Schweiz und Deutschland zu Wort. Sie erzählen von ihrem Weg ins Ordensleben. Hier zeigt sich, dass es nicht den einen «richtigen» Weg gibt und dass sich Berufung manchmal erst mit der Zeit entwickelt.

Das Kapitel sieben handelt von der Gemeinschaft. Was kennzeichnet eine Gemeinschaft, die sich auf Gott ausrichtet? Wie steht sie zur Kirche? Realistisch wird aufgezeigt, was man in einem Ordensleben nicht findet, z. B. den siebten Himmel oder die Erfüllung aller Bedürfnisse. Auch wird man mit Menschen zusammenleben, die man sich selbst nicht als Freundinnen ausgesucht hätte.

Mit Fragen geht es dann auch gleich weiter. Unter dem Titel «FAQ» beantwortet Sr. Andrea Fux 33 zum Teil sehr persönliche Fragen wie «Wie sprichst du mit Gott?» oder «Warst du schon einmal verliebt?». Aber gerade durch die offenen und direkten Antworten erhalten Interessierte einen guten Einblick in das Alltagsleben einer Gemeinschaft. Der Fragenkatalog wird durch ein Kapitel unterbrochen, das Auskunft über die konkreten Schritte hin zu einem Ordenseintritt gibt. Der zweite Teil der «FAQ» kreist um die Themen Kloster, Glaube und Kirche. Den Abschluss bilden Hinweise auf hilfreiche Webseiten und Bücher. Auch Sr. Andrea Fux und Sr. Monika Thumm haben ergänzend zum Buch eine Webseite aufgeschaltet.

Die beiden Bücher können den Entscheid für oder gegen ein Ordensleben nicht abnehmen, liefern aber hilfreiche Tipps, damit ein solcher Entscheid leichter getroffen werden kann. Die konkreten Aussagen über das Ordensleben helfen, das Leben in einer Gemeinschaft nicht «durch eine rosarote Brille zu betrachten» – eine wichtige Voraussetzung, um die Echtheit der Berufung zu prüfen.