(Bild: dimitrisvetsikas1969/Pixaby)

Neuevangelisierung

Christi Him­mel­fahrt – krö­nen­der Abschluss des Erlö­sungs­wer­kes Christi

Die Him­mel­fahrts­ka­pelle in Jeru­sa­lem befin­det sich auf der höchs­ten Stelle des Ölbergs. Von hier soll Jesus Chris­tus in den Him­mel auf­ge­fah­ren sein. Doch wie muss man sich diese Him­mel­fahrt vor­stel­len, über die Jesus wäh­rend sei­nes Wir­kens immer wie­der Andeu­tun­gen machte?

«Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel? Der Herr wird wiederkommen, wie er jetzt aufgefahren ist. Halleluja.» Mit diesem Eröffnungsvers beginnt der Gottesdienst am Hochfest «Christi Himmelfahrt». Damit wird bereits deutlich, dass die in der Bibel beschriebene «Himmelfahrt» Christi und sein Wiederkommen zusammengehören, dass sie in einem grösseren Zusammenhang steht.

Der Glaube an die Himmelfahrt wird bereits in frühchristlichen Texten und Glaubensbekenntnissen bezeugt, so z. B. bei Polykarp von Smyrna (um 69 bis um 155) oder im «Romanum», dem Vorläufer des Apostolischen Glaubensbekenntnisses:

«Ich glaube an [...] Jesus Christus, der [...]
am dritten Tag von den Toten auferstand,
aufstieg in den Himmel und
zur Rechten des Vaters sitzt,
von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.»

Der Mensch ist miterhöht
Auch wenn die Apostelgeschichte die Himmelfahrt Christi als reales Ereignis beschreibt – «Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken» (Apg 1,9, vgl. Lk 24,51) – ist sie doch bildlich zu verstehen. «Die letzte Erscheinung Christi endet mit dem endgültigen Eintritt seiner menschlichen Natur in die göttliche Herrlichkeit, die durch die Wolke und durch den Himmel versinnbildlicht wird. Dort thront Jesus nun zur Rechten Gottes» (KKK 659).

Jesus hat seine Himmelfahrt während seines dreijährigen Wirkens immer wieder angedeutet. So erklärte er seinen Jüngern in seiner ersten Abschiedsrede: «Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?» (Joh 14,2). Und vor dem Hohen Rat bekannte er: «Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen» (Mt 26,64).

Im Hinblick auf seinen Tod am Kreuz sagte Jesus: «Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen» (Joh 12,32). Dieses Erhöhtwerden setzt sich in seiner Himmelfahrt fort. Soteriologisch gesehen ist die Himmelfahrt Christi der krönende Abschluss seines Erlösungswerkes. Aus diesem Grund kannten die ersten Generationen der Christen kein eigenes Fest für die Himmelfahrt Christi, sondern feierten sie als einen Aspekt von Ostern. Erst im vierten Jahrhundert entstand daraus ein eigenes Fest. Dass wir heute «Christi Himmelfahrt» 40 Tage nach Ostern feiern, geht auf die Apostelgeschichte zurück: «Vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen» (Apg 1,3).

Mit seiner Himmelfahrt hat Christus uns nicht verlassen, sondern auch uns erhöht. So heisst es in der ersten Präfation von Christi Himmelfahrt:
«In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken durch unseren Herrn Jesus Christus, den König der Herrlichkeit. Denn er ist (heute) als Sieger über Sünde und Tod aufgefahren in den Himmel. Die Engel schauen den Mittler zwischen Gott und den Menschen, den Richter der Welt, den Herrn der ganzen Schöpfung. Er kehrt zu dir heim, nicht um uns Menschen zu verlassen, er gibt den Gliedern seines Leibes die Hoffnung, ihm dorthin zu folgen, wohin er als Erster vorausging.»

«Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel? Der Herr wird wiederkommen, wie er jetzt aufgefahren ist. Halleluja.» Seit der Himmelfahrt Christi warten wir auf die Wiederkunft Christi, doch uns «steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat» (Apg 1,7). Auch wenn wir als Christen in der Welt leben, so sollen wir doch unseren Blick immer wieder zum Himmel richten, von wo wir unser Heil erwarten. Nur mit dem Blick in die kommende Ewigkeit können wir hier auf Erden die richtigen Entscheidungen fällen.

Die Pfingstnovene verbindet Christi Himmelfahrt und Pfingsten
Seit dem 12. Jahrhundert besteht die Tradition der Pfingstnovene. Diese wird an den neun Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten um das Kommen des Heiligen Geistes und seiner sieben Gnadengaben gebetet. Bereits die Apostelgeschichte berichtet darüber, dass die Apostel nach der Himmelfahrt Christi nach Jerusalem zurückkehrten und sich mit den Frauen, Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern ständig im Obergemach aufhielten. «Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet» (vgl. Apg 1,13–14).

1897 ordnete Papst Leo XIII. mit seiner Enzyklika «Divinum illud munus»an, dass dem Pfingstfest eine neuntägige Gebetszeit vorausgehen soll. Seit der Neuordnung des Kirchenjahres im Zweiten Vatikanischen Konzil wurde die Pfingstnovene Teil der offiziellen Liturgie der Kirche. Die «Grundordnung des Kirchenjahres und des Neuen Römischen Generalkalenders» legt fest: «Die Wochentage nach Christi Himmelfahrt bis zum Samstag vor Pfingsten einschliesslich bereiten auf die Herabkunft des Heiligen Geistes vor» (GOK 26). Die Wochentage dieser Zeit besitzen deshalb auch eigene Messtexte.

Link zur Pfingstnovene

«Obwohl Christus dort ist, ist er bei uns, und obwohl wir noch hier sind, sind wir auch bei ihm. Das gilt bei ihm für seine Gottheit, seine Macht und seine Liebe. Wir vermögen es nicht wie er durch die Gottheit, aber wir vermögen es mit der Liebe, mit der Liebe zu ihm» (Augustinus, Predigt auf Christi Himmelfahrt)


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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    Makoto Weinknecht 08.05.2024 um 20:35
    Mit der folgenden Passage habe ich Mühe: "Auch wenn die Apostelgeschichte die Himmelfahrt Christi als reales Ereignis beschreibt – «Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken» (Apg 1,9, vgl. Lk 24,51) – ist sie doch bildlich zu verstehen." Gerhard Schneider schrieb in Herders Theologischem Kommentar zum Neuen Testament über Apg 1,9 S. 204: "Der Vers berichtet die Wegnahme Jesu vor den Jüngern. Ein zweifacher Aspekt tritt hervor: Apg 1,7 f waren die letzten Worte, die Jesus gesprochen hat, und die Himmelfahrt Jesu geschah vor den Augen der Jünger. Die Wegnahme Jesu und die Augenzeugenschaft werden zweifach erwähnt." Von einem bildlichen Verständnis ist bei Gerhard Schneider keine Rede. Weshalb sonst sollten wir sonst im Credo beten: "... aufgefahren in den Himmel."
    • user
      Rosmarie Schärer 09.05.2024 um 08:06
      Vielen Dank für diesen Hinweis. Wenn ich hier von einem bildlichen Ereignis spreche, wollte ich den Aspekt betonen, dass das Festgeheimnis von Christi Himmelfahr nicht darin besteht, dass Christus in den «geografischen Himmel» aufgenommen wurde, sondern in die göttliche Herrlichkeit, wo er zur Rechten Gottes sitzt, bis er wiederkommt in Herrlichkeit.
      Vergleiche auch Katechismus 659
      «Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes» (Mk 16,19). Der Leib Christi wurde schon im Augenblick der Auferstehung verherrlicht, wie das die neuen, übernatürlichen Eigenschaften beweisen, die sein Leib nun dauernd besitzt. Doch während der vierzig Tage, in denen er mit seinen Jüngern vertraut isst und trinkt und sie über das Reich Gottes unterrichtet, bleibt seine Herrlichkeit noch unter der Gestalt einer gewöhnlichen Menschennatur verhüllt. Die letzte Erscheinung Christi endet mit dem endgültigen Eintritt seiner menschlichen Natur in die göttliche Herrlichkeit, die durch die Wolke und durch den Himmel versinnbildlicht wird. Dort thront Jesus nun zur Rechten Gottes.
  • user
    Meier Pirmin 08.05.2024 um 18:37
    Die Aussage aus dem Credo verkündet die absolute Transzendenz von Jesus als Christus als göttlichem Weltenrichter. In dieser Eigenschaft ist er definitiv über seine gemäss altrussischem Glauben mit zwei Fingern (wahrer Gott und wahrer Mensch ) bekannte unbestrittene Menschlichkeit nicht unser Bruder. Christus als der "ganz andere in der Mystik und bei Kierkegaard. Aus der brauchtümlichen religiösen Volkskunde incl. dem Brauchtum von Beromünster ist bekannt, wie eine Christusstatue in der Tradition des barocken Christentums an möglichst wenig sichtbaren Aufzieheinrichtungen in Richtung Kuppel zum "Himmel" aufgezogen wurde bzw. wird, was nun mal ein religionsdidaktisch bedingtes, für die Massen bestimmtes Spektakel ist. Demgegenüber finde ich das in Beromünster aus dem zur Reformationszeit in Basel verbotenen Stadtbasler Umritt übernommene, von ehemaligen und gleichzeitigen Basler Chorherren schon 1509 eingeführte Brauchtum des Auffahrtsumrittes und auch der Baselbieter mehr männerbündischen Banntagsumgänge tiefsinniger: Es geht darum, der Bürgerschaft, zumal auch den Jüngeren, die "Grenzen" zu zeigen, was mithin noch vor der Flursegnung eine Funktion der frommen Bannritte an Auffahrt war. die noch in weiteren LU Gemeinden stattfinden, u.a. Hitzkirch u. Altishofen. Dass Grenzen gezeigt werden, auf Erden, ist das Gegenteil des grenzüberschreitenden Geschehens von Christi Himmelfahrt. E schöni Uffert!, wünscht man einander in Beromünster. Die wichtigste Voraussetzung für den Festprediger dort ist übrigens die Reitkunst!

    PS. Noch interessant bei Calvins Kritik an Luther ist, dass er diesem eine "zu gemütliche" Vorstellung von Gott vorwarf. Seine eigene Sicht war da vielleicht eine Spur "zu ungemütlich". Das richtig verstandene katholische Brauchtum steht da wohl in der Mitte.