Ueli Maurer am Festumzug des Eidgenössischen Turnfests in Aarau 2019: Rechts Alex Hürzeler. (Bild: ETF/Rolf Hunziker)

Mit spitzer Feder

Darf’s auch ein «Es» sein?

«Ob meine Nach­folge eine Frau oder ein Mann ist, ist mir eigent­lich egal, solange es kein ‘Es’ ist, geht es ja noch», sagte Bun­des­rat Ueli Mau­rer bei sei­ner Rück­tritts­an­kün­di­gung vom 30. September.

Empörte Reaktionen, vorab aus dem Kreis der LGBT-Lobby, liessen nicht lange auf sich warten. «Ueli Maurer ist ein transphobes Ar*****», pöbelte Jonas Kampus, Sekretär der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSOA). «Mutmasslich justiziable (sprich strafbare) Worte», taxierte die Aargauer Zeitung die verbalen Entgleisungen des GSOA-Mannes. Vergleichsweise milde fiel die Reaktion des Transgender Netzwerkes aus: Es verurteilte seinerseits die Äusserung Maurers «aufs Schärfste» und forderte eine Entschuldigung.

Im Grunde genommen war jedoch das Statement Maurers eine Steilvorlage für die SP, denn nach der wenig später ebenfalls erfolgten Rücktrittserklärung von Bundesrätin Sommaruga und damit ermöglichten Doppelvakanz könnte diese Partei mit einer non-binären Kandidatur ihre zum Dogma erhobene Gender-Konformität glaubwürdig untermauern. Doch davon ist weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen ist unter Freund und Feind ein erbitterter Streit entstanden, ob die SP-Parteileitung, die ihrer Fraktion nur ein exklusives Frauen-Ticket präsentieren will, nicht ihrerseits gegen das sozialdemokratische Gleichstellungs-Credo verstossen habe. Möchtegern-Bundesrat Daniel Jositsch jedenfalls fühlt sich ob dieser Geschlechter-Gulliotine schwer diskriminiert, stösst aber mit seiner Kandidatur, die bei der Parteileitung als schiere Ketzerei empfunden wird, auf breite Ablehnung.

Fazit: Es wird also nichts mit dem «Es». Ueli Maurer hat auf der ganzen Linie gesiegt. Es sei denn, Jacqueline Straub, gemäss Selbstdeklaration demnächst erste Priesterin der Römisch-katholischen Kirche weltweit, zaubert nicht doch noch ein non-binäres «Es» aus dem Hut. Denn als «Dea ex macchina» säuselte sie der SonntagsZeitung vertraulich ins Ohr: «Unser Gottesbild ist auch für nicht binäre Personen oder jene aus der LGBT-Community toll.» Denn, so Jacqueline Straub weiter: «Gott wird in der Bibel nicht ausschliesslich männlich dargestellt. Gott hat weibliche, männliche und auch diverse Züge.» Dieser unerwartete Support von allerhöchster Stelle muss der ansonsten forciert agnostisch operierenden SP, so sie glaubwürdig sein will, wie ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk vorkommen. Und ist zugleich ein Fingerzeig an die Wahlbehörde namens Vereinigte Bundesversammlung.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

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Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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Bemerkungen :

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    Hansjörg 16.11.2022 um 13:31
    Bei der kath. Kirche wären wir schon glücklich, wenn die Frauen gleichberechtigt und gleichwertig behandelt würden.
  • user
    Ferdinand 15.11.2022 um 11:56
    Difficile est satiram non scribere. Der Autor schreibt ja auch ernsthaft in der Webstube . Sapienti sat.
  • user
    stadler karl 15.11.2022 um 11:28
    Von mir aus kann die Nachfolge von Ueli Maurer in den BR ein/eine Hetero, ein Schwuler oder eine Lesbe, eine Transgender-Person oder eine Person die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlt oder sich in einer gänzlich fluiden Befindlichkeit sieht, antreten. Das sind gewiss nicht die entscheidenden Kriterien für ein solches Amt und bewegt in diesem Zusammenhang eigentlich überhaupt nicht. Aber was mit der Zeit wirklich ausserordentlich nervt, das sind die ewigen, nicht enden wollenden Diskussionen um Geschlechtsidentitäten, sexuelle Präferenzen etc., die in manchen gesellschaftlichen Gruppierungen, nicht zuletzt aber auch in kirchlichen Kreisen, mit Inbrunst geführt werden, zumeist mit einer missionarischen, belehrenden, manchmal auch bekehrenden Stossrichtung. Die einen glauben, die Leute von der Strasse mit diesen Phänomenen, die so neu ja wirklich nicht sind, auf aufdringlichste Weise bekannt machen zu müssen, am liebsten gar bereits im Kindergarten die Kinder damit "pädagogisch" indoktrinieren würden, z.B. mittels Drag Queen-Veranstaltungen. Andere Kreise wiederum wollen einen von solchen "dekadenten" Erscheinungen bewahren, unter Umständen, falls man selber bereits von solchen "Abartigkeiten" befallen ist, gar therapieren oder uns "naturrechtliche" Normen in Erinnerung rufen und den Glauben auslegend hinführen zu Lebensformen, die allein das Prädikat "christlich" verdienen.
    Es ist zum Davonlaufen! Man kommt sich vor, als wäre man sein Leben lang kindlicher Naivität verhaftet und hätte nicht im Ansatz eine Ahnung, um was es bei der Lebensbewältigung letztlich gehen könnte.