Symbolbild. (Bild: repentand-seekchristjesus/unsplash)

Mit spitzer Feder

Das Geheim­nis für ein lan­ges Leben

Sie ist, wie der «Blick» am 19. Februar 2024 zu berich­ten wusste, «ein­fach glück­lich», lebt in einem Alters­heim im USA-​Bundesstaat Mary­land und hat soeben ihren 109. Geburts­tag gefei­ert. Wie hat Jen­nie Liber­tini, so ihr Name, das nur geschafft? «Blick» ver­rät uns ihr Erfolgs­ge­heim­nis: Die Jubi­la­rin ver­danke ihr bib­li­sches Alter dem Umstand, dass sie kei­nen Mann an ihrer Seite habe. Sie sei, so eine Mit­be­woh­ne­rin, seit etwa 30 Jah­ren geschie­den und ohne Mann, habe «also kein Stress».

Tatsächlich? Liest man den Text zu Ende, kommen Zweifel auf. Denn da heisst es einigermassen überraschend, ihr Sohn habe sie bis zu ihrem 105. Geburtstag zu Hause betreut, ins Altersheim sei sie erst gezogen, als er mit 83 Jahren vorverstorben war.

Wie heisst es doch so schön: «Warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah.» Am 11. Februar 2024 feierte Dorothea Maag in Winterthur ihren 100. Geburtstag. Die Winterthurer Regionalzeitung «Der Landbote» widmete diesem buchstäblichen Jahrhundertereignis ein ganzseitiges Portrait («Langweilig wird es mir nie»). Darin kommt die Jubilarin ungefiltert zu Wort. Sie lebt immer noch in ihrer eigenen Wohnung. Alle zwei Wochen kommt die Spitex vorbei, die Tochter tätigt jeweils am Montag die notwendigen Einkäufe, alles andere erledigt Dorothea Maag immer noch selbst. Täglich schauen Freundinnen bei ihr vorbei, aber auch Kinder, Enkel und Urenkel. Langweilig wird es ihr nie, selbst wenn sie einmal allein ist, denn «der Herrgott ist immer bei mir».

Damit sind wir dem Erfolgsgeheimnis und zugleich dem zentralen Thema ihrer Biografie auf der Spur: dem Glauben, der sie seit Kindsbeinen an trägt und prägt. Für manche Zeitgenossen mögen ihre Worte wie eine Botschaft aus einer fernen Welt klingen, für Dorothea Maag ist der Glaube das Lebenselixier schlechthin. Er war schon relevant, als sie mit ihrem Mann den Bund fürs Leben schloss: «Mit niemandem konnte ich so über den Glauben reden wie mit ihm.» Der Glaube half ihr auch über schwere Schicksalsschläge hinweg: Ihr Mann verstarb mit 59 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs, im Alter von erst 53 Jahren ereilte ihr Sohn infolge Herzversagens das gleiche Schicksal.

Sie selbst ist mit 100 Jahren geistig hellwach und körperlich fit. Bis vor einem Jahr nahm sie jeden Sonntag an der Messfeier teil. Heute kommt der Pfarrer einmal im Monat, um ihr die Beichte abzunehmen und die geweihte Hostie zu bringen. Dem Abschied von dieser Welt sieht sie mit Gelassenheit und Gottvertrauen entgegen: «Wenn man gläubig ist, braucht man den Tod nicht zu fürchten.»

Zuvor aber gibt Dorothea Maag noch einen überraschenden Tipp für ein langes Leben im Diesseits: «Viel Kaffee trinken und viel Süsses essen.» Ein Ratschlag, den man sich nur allzu gern zu Herzen nimmt.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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Bemerkungen :

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    Crista Schlegel 23.02.2024 um 23:34
    Die mit liebevollem Humor gewürzte Geschichte tut uns gut in der Sintflut von negativen Inputs über Gott und die Welt.

    Solche Aufsteller braucht man im Alltag. Herzlichen Dank.

    Die Glaubenszeugnisse der alten Damen stärken die Überzeugung, dass Gottes Nähe uns Kraft schenkt.

    Auch ein kurzes Leben kann erfüllt sein, wenn der Mensch annehmen kann, dass Gott uns liebt. Aus dieser Liebe wächst die Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.
  • user
    Verein herzlich 22.02.2024 um 13:22
    Ein wunderbarer, ermutigender schöner Bericht. D a n k e! Ähnliches wünschen wir Ihnen, Herr Herzog und vielen anderen Menschen...von Herzen.