Ein junger Mann – von den grossen Sinnfragen bedrängt, als Kind christlich sozialisiert, aber über die Jahre zunehmend entfremdet vom Glauben und enttäuscht von Kirche und Theologen – zieht sich für ein Jahr in eine einsame Berghütte zurück. Dort stellt er sich den grossen Fragen, horcht in sich hinein und durchläuft einen geistlichen Prozess.
Eine literarische Teilhabe am Leben eines Eremiten
Nicht jedem ist es vergönnt, sich ein Jahr in die Stille zurückziehen zu können, aber mit «Das Haus im Himmel» kann man dieser Erfahrung zumindest teilweise nachspüren. Verschiedene Stilmittel sowie die durchgängige Ich-Perspektive unterstützen die Identifikation mit dem namenlosen Protagonisten, sodass man sich die Erfahrungen und Überlegungen des temporären Eremiten beim Lesen automatisch zu eigen macht. Geschickt werden nicht nur theologische und philosophische Hintergründe in die Lektüre eingefügt, sondern auch die Reflexionen des jungen Mannes darüber wiedergegeben. Geistige Erkenntnisse werden sowohl diskursiv als auch mittels einer durchdachten Symbolsprache in Träumen und Naturbeschreibungen dem Leser vermittelt. Obwohl reichhaltig, kann man «Das Haus im Himmel» deswegen ganz unangestrengt lesen, ohne Angst, abgehängt zu werden.
Ein Autor mit konfessionsübergreifender Glaubenserfahrung
Der Autor Stephan Urfer ist reformierter Pfarrer in Kerzers FR und konnte beim Verfassen seines Buches auf viel Erfahrung und eine breite Ausbildung zurückblicken: Er studierte sowohl evangelische als auch katholische Theologie, verbrachte Zeit in Afrika, aber auch mit irischen Mönchen. Er hat Erfahrungen mit geistlichen Strömungen verschiedener Konfessionen und Traditionen. Nur so ist wohl zu erklären, dass dieses Buch ohne Verwässerung als christlich und damit auch im besten Sinne als ökumenisch bezeichnet werden kann.
Das ideale Geschenk für Gottessucher
«Das Haus im Himmel» von Stephan Urfer ist ein zutiefst christliches Buch, ohne erschlagend zu wirken. Es ist einerseits das ideale Geschenk für interessierte Leute, die sich die Gottesfrage stellen, aber noch eine kritisch-vorsichtige Distanz zu einem institutionalisierten Glauben verspüren. Andererseits können es auch bereits fest im Glauben stehende Christen aller Konfessionen mit Gewinn lesen, denn die verhandelten Themen sind zeitlos und dürften sich auch dem überzeugtesten Gläubigen immer wieder einmal stellen. Stephan Urfer ist mit «Das Haus im Himmel» ein in jeder Hinsicht empfehlenswertes Buch für Gottessucher gelungen.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :