Die biblische Grundlage für die Herz-Jesu-Verehrung bildet Joh 19,33–34: «Als sie [die Soldaten] aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stiess mit der Lanze in seine Seite und sogleich floss Blut und Wasser heraus.»
Das Herz bedeutet in der Sprache der Bibel die Mitte des Menschen, den Sitz der Gefühle und des Willens. Schon die Kirchenväter sahen in der Seitenwunde Christi die Quelle des Heils, aus der der Kirche alle Ströme der Gnade zufliessen. «Christus wird nach seinem Tode die Seite mit einer Lanze durchbohrt, damit die Sakramente hervorfliessen, durch welche die Kirche gebildet werden soll» (Augustinus, Tractatus in Joannem IX,10). Die Väterzeit besass bereits eine Herz-Jesu-Theologie, ob es hingegen schon eine Herz-Jesu-Frömmigkeit gab, ist nicht bekannt. Da Jesus aus Liebe zu uns Menschen am Kreuz gestorben ist, wurde sein Herz als Symbol dieser unendlichen Liebe immer stärker verehrt.
«In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, Allmächtiger Vater zu danken und Dich mit der ganzen Schöpfung zu loben durch unsern Herrn Jesus Christus. Am Kreuz erhöht, hat er sich für uns dahingegeben aus unendlicher Liebe und alle an sich gezogen. Aus seiner geöffneten Seite strömen Blut und Wasser, aus seinem durchbohrten Herzen entspringen die Sakramente der Kirche. Das Herz des Erlösers steht weit offen für alle, damit sie freudig daraus schöpfen aus den Quellen des Heiles. Durch ihn rühmen Dich Deine Erlösten und singen mit den Chören der Engel das Lob Deiner Herrlichkeit. Heilig, heilig, heilig …» (Präfation vom Hochfest)
Von der privaten Frömmigkeit zur kirchlichen Verehrung
Im Mittelalter förderten die Franziskaner die Herz-Jesu-Verehrung im deutschsprachigen Raum – vor allem in Süddeutschland. Dann wurde das Zisterzienserinnenkloster Helfta zum Zentrum der mystischen Herz-Jesu-Verehrung, besonders durch die Visionen von Mechtild von Magdeburg (1207–1282), Mechtild von Hackeborn (1241–1299) und Gertrud von Helfta (1256–1301/2). «Wenn Du mich deshalb um etwas bitten willst, so weise mich hin auf mein Herz, das ich aus Liebe zu den Menschen in der Menschwerdung angenommen habe, damit ich dir daraus jene Gnaden schenke, um die du mich bittest» (Gertrud von Helfta, Gesandter der göttlichen Liebe, IV, 25). Die Kartäuser und Jesuiten trugen die Herz-Jesu-Verehrung weiter.
Der heilige Johannes Eudes feierte am 20. Oktober 1672 mit Erlaubnis seines Bischofs zum ersten Mal eine Votivmesse zur Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu.
Ein entscheidendes Ereignis für die Herz-Jesu-Verehrung waren die Visionen von Margareta Maria Alacoque (1647–1690) in Paray-le-Monial, die dem Orden der Heimsuchung angehörte. Am 19. Juni 1675 kniete sie vor dem Tabernakel, als Christus ihr sein Herz zeigte und sprach: «Sieh hier das Herz, das die Menschen so sehr liebt, dass es nichts gespart hat, um sich zu opfern, und zu erschöpfen in Liebesbeweisen; und als Dank empfange ich von den meisten Menschen nur Kälte, Unehrerbietigkeit, Verachtung und Sakrilegien in diesem Sakrament der Liebe. Was mich aber am meisten schmerzt, ist, dass Herzen, die mir besonders geweiht sind, mir auf diese Weise begegnen. Darum verlange ich von dir, dass der erste Freitag nach der Fronleichnamsoktav ein besonderer Festtag zur Verehrung meines Herzens werde; dass man an dem Tage sich dem heiligen Tische nahe, und einen Ehrenersatz leiste, zur Sühnung all der Beleidigungen, welche meinem Herzen, seit es auf den Altären weilt, zugefügt wurden, und ich verspreche dir, dass mein Herz diejenigen im reichsten Masse den Einfluss seiner Liebe fühlen lassen wird, die es verehren, und die sorgen, dass es auch von andern verehrt werde.»
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