Lehrer Lämpel aus «Max und Moritz» von Wilhelm Busch (Bild: Wikimedia)

Mit spitzer Feder

Das Teutonen-​Portal

«kath​.ch»: So lau­tet der Name des im Auf­trag der Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz betrie­be­nen Nachrichten-​Portals. Das Kür­zel «ch» steht für «con­fo­ede­ra­tio hel­ve­tica», also für die Schweiz.

Der aus dem grossen Kanton stammende Raphael Rauch interpretiert dies auf seine Weise: Über Ereignisse in der Kirche Schweiz soll die Leserschaft primär aus deutschem Munde aufgeklärt werden. So bat er im Gefolge der Ablehnung des päpstlichen Vorschlags für die Nachfolge von Bischof Vitus Huonder durch das Churer Domkapitel den Generalvikar der Diözese Essen um eine Stellungnahme. «Wo sich Kirche wie im Bistum Chur präsentiert, kann sie keine Zukunft haben», lautete die Ferndiagnose aus Essen, nota bene aus einem Bistum, das zur gleichen Zeit die Staatsanwaltschaft wegen finanzieller Unregelmässigkeiten am Hals hatte. Auch Christian Hermes, Stadtdekan in Stuttgart, durfte auf Rauch's Geheiss seine Weisheit zum gleichen Sachverhalt kund tun. Im kath.ch-Beitrag «Was Chur von Stuttgart lernen kann» (!) gibt er gleich auch noch den Tarif durch, wie sich das Bistum Chur zu organisieren habe. Selbstredend sind in der aktuell von Rauch losgetretenen Hetzkampagne gegen Kardinal Koch auch Deutsche vorne mit dabei.

Raphael Rauch ein Einzelfall? Mitnichten! Die «Germania docet»-Pose ist dem deutschen Gemüt tief eingebrannt. So ersuchte mitten in der Corona-Pandemie Fabienne Kinzelmann, deutsche Redaktorin beim «Blick», den SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach um seine Einschätzung der Pandemielage in der Schweiz. Der inzwischen zum Bundesgesundheitsminister beförderte Lauterbach liess sich nicht zweimal bitten. Seine Ferndiagnose: «Die Schweiz hat vieles falsch gemacht.» Um im Lead des Interviews fortzufahren: «Der Bundesrat hat in der Corona-Krise versagt». Und weiter: «BLICK erklärt er, was Deutschland besser macht – und worauf es ankommt.» Ja, just auf solche penetrante Besserwisserei haben wir sehnlichst gewartet, vor allem aus einem Land, das während der ganzen Corona-Pandemie eine so brillante Figur abgab.

Fabienne Kinzelmann ihrerseits hat ihre Stelle beim «Blick» im Mai 2022 gekündigt; eine Rückkehr nach Deutschland mochte sie nicht a priori ausschliessen. Doch die Hoffnung sollte sich schnell als trügerisch erweisen. Nur einen Monat später durfte die «Schweizerische Handelszeitung» die frohe Kunde vermelden: Wir erhalten Verstärkung – durch Fabienne Kinzelmann. Bleibt die bange Frage: Wie lange bleibt uns Raphael Rauch erhalten?


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Bemerkungen :

  • user
    Chr. Mack 21.11.2022 um 23:07
    Als Deutscher, der oft in der Schweiz zu Gast ist und dieses Land und seine Menschen liebt, kann ich Ihnen, lieber Herr Herzog, nur zustimmen. Raphael Rauch mit seiner schnoddrigen und oberlehrerhaften Art ist einer jener Landsleute, für die ich mich nur schämen kann.

    Welche Ausrichtung kath.ch unter seiner Ägide genommen hat, hat mich Journalismus nur wenig zu tun. Das ist Agitprop vom Feinsten! Seine polemisch-unverschämte Wortwahl ist unterirdisch. Der "Stil" dieses Mann geht einfach gar nicht!

    Und was unser Bundes-Karlchen und seine Belehrungen anbelangt, enthalte ich mich jedes weiteren Kommentars.

    Gut, dass es nun mit swiss-cath.ch eine Alternative auf dem "Markt der Informationen" gibt. Für Ihre Arbeit wünsche ich Ihnen die Kraft des heiligen Geistes und Gottes reichen Segen!
  • user
    Anna 10.11.2022 um 11:20
    Guter Kommentar, ich ärgere mich auch immer wieder über die polemische Berichterstattung durch R.R. Das hat nichts mehr mit seriösem Journalismus zu tun. Er führt seinen eigenen Kampf gegen seine „Feinde“. Und sein Lieblingsthema ist ja eh klar…
  • user
    Claudio 09.11.2022 um 16:28
    Hoffentlich nicht mehr lange.
  • user
    Tobias Maier 09.11.2022 um 13:04
    Die Hetzkampagne gegen Kardinal Kurt Koch war in meinen Augen einfach nur widerlich! Warum sich der Schweizer Episkopat sich das gefallen lässt, ist für mich trotz des dualen Systems ein Rätsel.
  • user
    stadler karl 09.11.2022 um 13:03
    Was die Einschätzung der Pandemielage in der Schweiz betraf, da ist Ihnen völlig beizupflichten, orientiert man sich nicht an einem deutschen Gesundheitspolitiker als vielmehr an den hiesigen Vertretern der Wissenschaft, den Schweizer Virologen und Epidemiologen. Was innerkirchliche Belange betrifft, wird sich Herr Rauch vielleicht an Galater 3,28 gehalten haben: "Es gibt nicht Deutsche und Schweizer, nicht Zürcher und Urner, nicht Migranten und Einheimische, nicht Mann und Frau; denn ihr seid alle einer in Christus". Ich bin nicht Theologe, aber ich könnte mir vorstellen, dass Herr Rauch sich bei seinen Recherchen durch diesen Apostelbrief leiten liess, zumal er selber ja auch Theologe ist. Ob die Einschätzungen deswegen objektiver und zutreffender ausfielen, das bleibt allerdings dahingestellt.
  • user
    Don Michael Gurtner 09.11.2022 um 12:21
    kath.ch... kath.ch... da war doch Mal was... 🤔
    Ach jaaa das war doch dieses peinliche Hetzportal

    Muß man nicht kennen, hat man nicht viel verpaßt denn das journalistische Niveau ist da im Unterirdischen zu suchen...
    Die haben halt ihre persönlichen Feindbilder (Haas, Huonder, etc) die sie pflegen und gegen die sie eine wirklich niveaubefreite Privatkampagne fahren, ohne wirklichen Mehrwert, eine durch Finanzspritzen künstlich am Leben erhaltene Kadaverseite... seltsam daß die Kirche da keine bessere Nachrichtenseite auf die Beine bekam die etwas weniger blamabel ist...

    Auf kath.net gab es da einmal einen guten Artikel dazu...

    https://www.kath.net/news/75679
    • user
      Kirchenkätzchen 09.11.2022 um 14:29
      Nur sollte man das pikante Detail nicht vergessen, dass es sich um ein offizielles und offiziell gefüttertes Medium der Schweizer Bischöfe handelt. Rezept: vor der Entsorgung bitte den Abonnementsvertrag löschen.
    • user
      stadler karl 09.11.2022 um 14:46
      Herr Gurtner, jetzt übertreiben Sie doch ein wenig. Natürlich - das ist für alle nicht direkt involvierten sichtbar - bestehen da zum Teil tiefe Gräben zwischen den verschiedenen kirchlichen Fraktionen. Aber auf kath.ch sind doch immer auch Beiträge zu lesen, die wahrscheinlich in der Denkungsart keineswegs auf der Linie der Redaktion liegen. Ich empfinde die redaktionelle Arbeit manchmal auch ein wenig verzerrt, einseitig und eher linkslastig, gerade auch, was gesellschaftspolitische Themen anbelangt oder dass z.B. das LGBT-Thema manchmal etwas übervertreten ist. Es sind aber auch viele sehr gute Beiträge auf kath.ch zu lesen. In der Kommentarfunktion ist man zugelassen, auch wenn man ein wenig gegen die Redaktion lästert, gegen den dortigen Strom schwimmt, sofern man sich im Rahmen des Anstandes bewegt. Es ist halt nicht zu vermeiden, dass gesellschaftspolitische Prozesse und Entwicklungen in die Kirche hineinwirken. Aber das ist kirchenhistorisch in keiner Weise ein neues Phänomen. Mir passt auch längst nicht immer alles und eigentlich müssten solche Portale Apostaten in der Kommentarfunktion gar nicht zulassen. Aber ein "Hetzportal", wie Sie scheiben, ist kath.ch nicht, auch wenn es sicher ab und zu stark polarisiert. Im Grunde scheint mir als Aussenstehender, dass es wirklich schade ist, dass die Gräben zwischen den Fraktionen so tief sind. Es soll auch in der Kirche keineswegs nur Harmonie herrschen, denn schliesslich sind ja immer Menschen am Werk. Aber ab und zu die Fünf gerade sein lassen, dies sowohl hüben wie drüben, würde wahrscheinlich bei den meisten Menschen auf mehr Anerkennung stossen.
      • user
        Tobias Maier 09.11.2022 um 15:27
        Da muss ich Ihnen doch entschieden widersprechen, Herr Stadler. Natürlich gibt es auch dem Portal auch seriöse und informative Artikel. Nicht alles ist Hetze. Überhaupt keine Frage.

        Aber die Art, wie Persönlichkeiten wie G. Gracia, M. Grichting, M. Eleganti, K. Koch mitgespielt und wie ihnen nachgetreten wurde, KANN man leider nicht anders denn als übelste HETZE bezeichnen. Hierfür gibt es keinerlei, aber wirklich keinerlei RECHTFERTIGUNG.
        • user
          stadler karl 09.11.2022 um 19:22
          Herr Maier, ich will Ihnen da nicht gänzlich widersprechen. Die Art und Weise, wie manchmal über Gegner öffentlich debattiert wird, ist keineswegs immer die feine Art. Aber provoziert wird manchmal auf beiden Seiten. Den Progressiven wird ab und zu auch zu leichtfertig die "Rechtgläubigkeit" abgesprochen, was gewiss auch verletzend wirken kann. Als Aussenstehender beschleicht einen oftmals überhaupt ein wenig das Gefühl, dass die Vertreter der Theologenschaft nicht immer besser in der Lage sind, miteinander ein sokratisches Streitgespräch zu führen als es bei uns an Stammtischen der Fall ist. Ein Beispiel aus jüngster Zeit: Natürlich hat Herr Koch sich ein wenig ungeschickt ausgedrückt und vor allem hätte ihm klar sein müssen, dass wenn er im Kontext kirchenpolitischer Entwicklungen, die konfliktbeladen sind, auf historische Beispiele verweist, die sich zur Zeit des Nationalsozialismus zutrugen, er sich auf Glatteis begibt und Gegnern leicht Angriffsflächen bietet. Dennoch: Mit etwas gutem Willen war es von allem Anfang an ersichtlich, dass es nie seine Absicht war, die Bestrebungen des synodalen Weges in eine Geistesverwandtschaft mit der Bewegung der "Deutschen Christen" zu rücken oder auch nur zu "vergleichen", wie ihm das von manchen Vertretern der Theologenschaft unterstellt wurde. Das ist tatsächlich schlimm! Und ähnliche Beispiele finden sich schon vor Jahren, z.B. in der Folge des Regensburger Vortrages von Ratzinger, ich glaube im Jahre 2006, als dieser in der Folge nicht nur in der islamischen Welt, sondern auch von westlichen Intellektuellen, aber auch von manchen Theologen, der Islamfeindlichkeit beschuldigt wurde. Wer diese Rede liest und über ein wenig Textverständnis verfügt, sieht auf Anhieb, dass diese keine Spitze gegen den Islam enthält als vielmehr eher gegen den Relativismus, aber auch gegen den philosophischen Positivismus gerichtet war und im Übrigen auch ein wenig das Verhältnis von Fides et Ratio berührte. Es gäbe noch andere Beispiele. Die Theologen brauchen ja keineswegs in allen Belangen und Fachfragen untereinander einig zu sein. Das würde ja Theologie und Kirche sogar beleben. Und dass es da eher progressive einerseits und konservative Ausrichtungen anderseits gibt, scheint mir jetzt nicht so schlimm. Aber es sollten einander auch nicht abwegige Intentionen unterstellt oder solche herbeigeredet werden, oder die Bemühungen um den Glauben abgesprochen werden, nur um die Gegnerschaft in ein schlechtes Licht zu rücken.