Josafat Kuncewytsch (Iwan Gawrilowitsch Kuncewytsch) wurde um 1580 in Wolodymyr (heute Ukraine) geboren und wuchs in einer russisch-orthodoxen Familie auf. Schon als Kind zeigte er eine tiefe Frömmigkeit. 1604 zog er nach Vilnius (heute Litauen), das damals zum katholischen Königreich Polen-Litauen gehörte, um den Beruf des Kaufmanns zu lernen. Dort konvertierte er zu der mit Rom unierten «griechisch-katholische Kirche»[1] und trat dem Basilianerorden bei. Er lebte im Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit und nahm den Namen Josafat an. Fünf Jahre nach seinem Eintritt wurde er zum Priester geweiht.
Josafats Spiritualität war tief geprägt von der byzantinischen Liturgie und dem für die Orthodoxie kennzeichnenden Jesusgebet («Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner»). Es zeigte sich schnell, dass er eine ausserordentliche Begabung zum Predigen hatte, durch die er viele Menschen für den Katholizismus begeistern konnte, was ihm den Übernamen «Seelenfänger» einbrachte.
1617 gründete er zusammen mit seinem Freund Joseph Rutski, dem griechisch-katholischen Metropoliten von Kiew, den griechisch-katholischen Orden der Basilianer, der sich nach dem Vorbild der Jesuiten vor allem in der Seelsorge und den Missionen betätigte.
Traum einer vereinten Kirche
Auf Betreiben seines Freundes Joseph Rutski wurde Josafat 1618 Erzbischof von Polazk (heute Weissrussland). Josafat führte erfolgreich eine Klerusreform durch.
Die Einheit der Ost- und Westkirche mit dem Papst von Rom als Oberhaupt war ihm ein Herzensanliegen. Er setzte sich deshalb auch vehement für die «Union von Brest» ein. Diese war ein im Jahr 1596 geschlossener Vertrag zwischen der ruthenisch-orthodoxen Kirche und der Römisch-katholischen Kirche auf dem Territorium des katholischen Königreiches Polen-Litauen. Sie beinhaltete die Integration der orthodoxen Diözesen in die Katholische Kirche unter Beibehaltung der byzantinisch-slavischen Liturgie und geistlichen Praxis. Daraus entstand die unierte «griechisch-katholische Kirche».
Die Durchsetzung der «Union von Brest» lag im kirchenpolitischen Interesse des katholischen Königreiches Polen-Litauen, doch polnische Geistliche wollten den byzantinischen Ritus der Unierten durch den lateinischen Ritus ersetzt sehen, während die Orthodoxen ihrerseits die «Paptisten» ablehnten. Josafat ging als Sohn seiner Zeit vehement gegen die orthodoxe Kirche vor, was massive Proteste auslöste. In der Folge schaltete sich die katholische staatliche Obrigkeit ein: orthodoxe Kirchen wurden enteignet und orthodoxe Liturgien verboten.
Am 12. November 1623 hielt er sich während einer Visitationsreise in Wizebsk (heute Weissrusland) auf. Seine Diener verprügelten einen orthodoxen Priester, der gegen die Verbote verstossen hatte. In der Folge stürmten aufgebrachte Orthodoxe Josafats Wohnung und erschlugen ihn. Sein Leichnam wurde durch die Stadt geschleift und im Fluss Düna versenkt.
Die Beisetzung erfolgte über ein Jahr später am 28. Januar 1625. Nach Zeugenaussagen blieb der Leib unverwest.
Josafat wurde 1643 selig- und 1867 als erster Vertreter einer unierten Kirche heiliggesprochen. Seine Reliquien ruhen im Petersdom.
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