Heiliger Wolfgang, (Sch.*1733a), 15. Jh., Metropolitan Museum of Art, New York, CC0, via Wikimedia Commons.

Hintergrundbericht

Der hei­lige Wolf­gang – Leh­rer und Bischof

Unter dem Leit­spruch «ein­fach glau­ben – leben wagen» gedenkt das Bis­tum Regens­burg vom 31. Okto­ber 2023 bis zum 31. Okto­ber 2024 des 1100. Geburts­ta­ges des hei­li­gen Wolf­gang, des 13. Bischofs von Regensburg.

Wolfgang wurde 924 vermutlich in Pfullingen (Baden-Württemberg) geboren und kam zur Erziehung in das Kloster Reichenau, damals einem der wichtigsten Zentren für Liturgie und Bildung im Karolingerreich. Dort lernte er Heinrich kennen, der aus dem Geschlecht der Babenberger stammte. Als dessen Bruder Poppo Bischof von Würzburg wurde, wechselten die beiden Freunde an die dortige Domschule. Diese bot einen neuen Typus von Schule für Kleriker: Er qualifizierte Spitzenkleriker für die Leitungs- und Verwaltungspraxis.

956 wurde Heinrich Erzbischof von Trier. Auch dieses Mal begleitete ihn Wolfgang und übernahm die Leitung der Domschule in Trier. Doch bereits 964 starb Erzbischof Heinrich. Wolfgang trat kurz darauf in das Kloster Einsiedeln ein, das für seine strenge, asketische Lebensweise bekannt war. Wolfgang übernahm schnell den Unterricht und die Aufsicht über die Schule und die Schreibstube. Von nah und fern zog Wolfgangs Ruf als Lehrer zahlreiche Schüler an. Der Mittelalterhistoriker Matthias M. Tischler vermutet, dass Wolfgang massgeblich an den «Einsiedler Jahrbüchern» (Annales Heremi» beteiligt gewesen war. Der Augsburger Bischof Ulrich (923-973), der gute Beziehungen zum Kloster Einsiedeln unterhielt, erteilte Wolfgang bei einem seiner Aufenthalte die Priesterweihe.

Vom Missionar zum Bischof
Ein paar Jahre später begann für Wolfgang, der nach damaligem Verständnis bereits ein relativ alter Mann war, ein neuer Lebensabschnitt: Er entschloss sich auf einen Traum hin, das Kloster zu verlassen, um bei den Ungarn zu missionieren.

Der Bischof von Passau wurde auf Wolfgang aufmerksam und schlug ihn als Bischof von Regensburg vor. Der Kaiser und Teile des Klerus zweifelten an der Eignung des Wanderpredigers als Bischof. Angeblich soll einer dieser Gegner krank geworden sein; Wolfgang konnte ihn heilen und alle Zweifel beseitigen. 972 wurde er Bischof von Regensburg.

An all seinen Wirkungsorten war Wolfgang der Ruf seiner Gelehrsamkeit, aber auch seiner asketischen Strenge vorausgeeilt. Sein Biograf Othloh überliefert von Wolfgang die Aussage: «Wenn wir nur Mönche hätten, alles Übrige würde sich fügen.» Dieses Wort muss man auf dem Hintergrund seiner Zeit verstehen: Zunächst waren Klöster Orte von Bildung und Ausbildung ganz allgemein. Aufgrund ihrer Ausstrahlung erhielten sie oft von Adeligen Stiftungen oder auch Grundbesitz, um für ihr Seelenheil zu beten. So wurden die Klöster selbst zu wichtigen Stützen der Herrschaft. Ohne deren Protektion wiederum wären innerkirchliche Reformen und Missionierung damals nicht möglich gewesen.

In Regensburg fand er das Modell des Kathedralklosters vor, d. h. mit dem Bischofsstuhl war ein Kloster so verbunden, dass der Bischof zugleich Abt der Mönchsgemeinschaft war. Dies hatte den Vorteil, dass der Bischof auch die Einnahmen aus dem Klosterbesitz erhielt – und die Mönche für den Bischof beteten. Wolfgang löste diese Personalunion auf und holte aus Trier seinen Freund, den später seliggesprochenen Ramwold, nach Regensburg und ernannte ihn zum Abt in St. Emmeram. Auch durch den Einfluss von Wolfgang erlangte das Kloster grosse Bedeutung; von St. Emmeram strahlte die Reform bald auf andere süddeutsche Klöster aus.
Durch die Abtrennung östlicher Bistumsgebiete – und den damit verbundenen finanziellen Einbussen – ermöglichte Bischof Wolfgang die Gründung des Bistums Prag.

Wolfgang scheint in Regensburg sehr beliebt gewesen zu sein. Er förderte das geistliche Leben und die Bildung des Klerus und hat trotz eines Sprachfehlers gepredigt und im Glauben unterrichtet. Während der Hungersnot im Jahr 987 öffnete er die bischöflichen Kornvorräte für die Bevölkerung. Auch soll eine Frau auf seine Fürsprache bei Gott von einem unreinen Geist befreit worden sein. Sein Biograf Othloh schreibt, Bischof Wolfgang habe asketisch gelebt und wie ein Mönch die Zeiten des Gebets und der Betrachtung gehalten.
 


Den Teufel überlistet
Zwischen dem bayerischen Herzog Heinrich dem Zänker und Kaiser Otto II. kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Nach der Eroberung der Stadt Regensburg im Jahr 976 durch den Kaiser zog sich Wolfgang in das Benediktinerkloster Mondsee (Österreich) zurück, das damals dem Bistum Regensburg unterstand. Zunächst lebte er der Überlieferung zufolge in einer Einsiedelei am Abersee. Dieser See wurde nach dem Heiligen benannt und ist heute als Wolfgangsee bekannt. Das heiligmässige Leben des Bischofs soll dem Teufel ein Dorn im Auge gewesen sein; er störte Wolfgang immer wieder. Schliesslich hatte Wolfgang genug. Er warf von seiner Höhle aus eine Axt ins Tal. Wo sie zum Liegen käme, wollte er eine Kirche bauen. Der Teufel bot listig seine Hilfe beim Kirchenbau an, sofern das erste lebendige Wesen, das die Kirche betritt, ihm gehöre. Bischof Wolfgang nahm das Angebot des Teufels an. Als die Kirche stand, führte er einen Wolf in die Kirche und trickste so den Satan aus, der natürlich einen Menschen erwartet hatte. Dieser war so erbost, dass er davonfuhr.

Ob die Regensburger ihren vermissten Oberhirten suchten oder dieser aus freien Stücken nach Beendigung der kriegerischen Auseinandersetzungen in seine Diözese heimkehrte, ist unklar.

Wolfgang starb 994 während einer Fahrt donauabwärts, als er vermutlich den Besitz der Regensburger Kirche in der Ostmark visitieren wollte. Als er fühlte, dass er sterben werde, befahl er seinen Begleitern, ihn in Pupping bei Linz an Land zu bringen. Dort befand sich eine Kapelle zu Ehren des heiligen St. Galler Abtes Othmar († 759). Eine Othmar-Kapelle gab es schon in Wolfgangs Jugend auf der Reichenau; es soll auch der heilige Othmar gewesen sei, der ihm in Einsiedeln im Traum die Anweisung gab, das Kloster zu verlassen und in den Osten zu ziehen. Nun wurde der sterbende Bischof in der Kapelle des Heiligen auf den Boden gelegt. Er betete mit den Umstehenden die Bussgebete, die auf den Tod vorbereiten, und empfing die Sterbesakramente; danach starb er. Wolfgang wurde in Regensburg im südlichen Seitenschiff der Klosterkirche St. Emmeram bestattet.

Wolfgang wurde am 7. Oktober 1052 von Papst Leo IX. heiliggesprochen. Sein Gedenktag ist der 31. Oktober. In Regensburg wird zudem am 7. Oktober die Übertragung der Gebeine gefeiert.

Am 31. Oktober 2023 eröffnete Bischof Rudolf Voderholzer das Wolfgangsjahr in der Basilika St. Emmeram mit einem Pontifikalamt zum Hochfest des ersten Bistumspatrons. Er wies auf zwei Aspekte hin, die den heiligen Bischof Wolfgang auch für die heutigen Gläubigen zum Vorbild machen: Bischof Wolfgang strebte nie ein Amt an; als er es dann doch bekam, nutzte er es nicht zur Machtentfaltung, sondern zur Glaubensverbreitung. Ausserdem verband Bischof Wolfgang immer Verkündigung und Leben miteinander. Selbst sein Sterben, das nicht hinter verschlossener Tür stattfand, war ein lebendiges Zeugnis seines tiefen Glaubens.
 

Unterrichtsmaterial zum Wolfgangsjahr Link
Ausführliche Biografie des heiligen Wolfgang Link


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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