Wie geht es den Menschen in Syrien?
Es ist schrecklich. Vor dem Krieg, der 2011 begann, war Syrien ein gedeihendes Land. Alles war in Fülle vorhanden: Getreide, Öl, Benzin, Stoffe. Es gab die verschiedensten Wirtschaftszweige und Arbeitsmöglichkeiten. Schon im Römischen Reich war Syrien als Kornspeicher des Imperiums bekannt. Und bis zum Krieg haben wir am meisten Getreide nach Frankreich und Italien exportiert. Ohne uns gab es keine Makkaroni, sozusagen. Aber jetzt, nach dem Krieg, nach Corona, dem Erdbeben und den Sanktionen von Europa und Amerika sind wir zerstört. In Damaskus haben wir am Tag kaum eine Stunde Strom. Im Winter keine Heizmöglichkeit, im Sommer ist es brütend heiss. Man geht zum Brunnen, um Wasser zu holen, und er ist leer. Die Leute hungern. Alles ist stark rationiert. Wegen der Sanktionen ist die Wirtschaft zerstört. Die Sanktionen treffen die einfachen Menschen am stärksten. Es gibt zum Beispiel kaum Baumaterialien und vom Ausland darf nichts geliefert werden. Wie sollen wir die Städte nach dem Krieg und Erdbeben wieder aufbauen? Vor dem Krieg war Syrien ein Land, in dem alles vorhanden war, und nun gehören wir zu den ärmsten Ländern der Welt.
Welche Projekte sind besonders hilfreich? Wie können wir den Menschen in Syrien beistehen?
Es ist wichtig, dass die Schulen unterstützt werden. Katholische Schulen sind wertvolle Orte der Begegnung zwischen Muslimen und Christen. Wir brauchen auch neue Krankenhäuser. Ich baue im Süden des Landes gerade ein Krankenhaus auf. 14 Krankenhäuser wurden in diesem Gebiet im Krieg zerstört! Wichtig ist ebenfalls, die Arbeit der Klöster zu unterstützen. Dort entstehen viele Projekte in Wirtschaft und Gesellschaft. In den Klöstern wachsen und gedeihen solche Projekte. Wenn man den christlichen Institutionen im Nahen Osten hilft, hilft man der ganzen Gesellschaft.
Es wird bereits viel getan von Organisationen wie «Kirche in Not» und durch verschiedene Missionen. Aber das ist alles nur Hilfe für den Moment. Als erstes müssen die Sanktionen aufgehoben werden, und dann brauchen wir Frieden. Die wichtigste und nützlichste Hilfe ist, Frieden zu schaffen. Solange es Krieg gibt, ist es sehr schwer, irgendwie nachhaltig zu helfen. Nach jedem Krieg gibt es wieder eine Welle von Flüchtlingen. Das müssen die anderen Nationen endlich verstehen. Sie unterstützen heute Israel und morgen Palästina. Das bedeutet immer nur Krieg. Die beste Hilfe für den ganzen Nahen Osten ist Frieden. Die Zweistaatenlösung und Schluss! Damit ist den Muslimen und insbesondere auch den Christen geholfen, die es schon jetzt als kleine Minderheit schwer haben. Es ist unbedingt notwendig, dass die Christen nicht aus dem Nahen Osten verschwinden!
Kommentare und Antworten
Sei der Erste, der kommentiert