Erstmals meldet sich Christian Maurer, neuer Direktor und Chefredaktor von «kath.ch» persönlich zu Wort («Kath.ch: Wer ist der Neue – und was will er?»). Um es vorwegzunehmen: Wer dieser Mann tatsächlich ist, bleibt auch in dieser Vorstellungsrunde in eigener Sache ungesagt, wird aus welchen Gründen auch immer gleichsam dem Redaktionsgeheimnis unterstellt.
Als «swiss-cath.ch» diesbezüglich den Präsidenten des Trägervereins von «kath.ch», den Kapuziner Adrian Müller, um nähere Angaben gebeten hatte, fiel die hochgradig erklärungsbedürftige Antwort denkbar knapp aus: Christian Maurer habe «gute Bezugspunkte zur Katholischen Kirche» – Amen.
Was es mit dieser verbalen Nebelkerze auf sich hat, mochte auch der Betroffene selbst gegenüber «swiss-cath.ch» nicht preisgeben. Der erste Teil der Frage bleibt also weiterhin ein weisses Blatt Papier, das ansonsten Journalisten so gerne bis zur letzten Zeile auszufüllen belieben.
Erfreulich konkret wird Christian Maurer hingegen, wenn es um den zweiten Teil der Frage geht («Was will der Neue?»). «Transparenz» heisst das Zauberwort: «In allem wird kath.ch auf Transparenz setzen und diese auch anmahnen, wenn nötig einfordern.» Diese Forderung tönt eigenartig hohl und unglaubwürdig, geben sich doch «kath.ch» wie auch die sie subventionierende Römisch-Katholische Zentralkonferenz (RKZ) ausgesprochen zugeknöpft, wenn es um Transparenz in ihren eigenen Angelegenheiten geht. Als «swiss-cath.ch» um die Zustellung der neuesten Jahresrechnung von «kath.ch» bat, reagierte deren bis jüngst amtierender Direktor Charles Martig mit einem schroffen Nein. Auch als «swiss-cath.ch» den Generalsekretär der RKZ, Urs Brosi, um Auskunft über die Höhe seines fürstlichen Salärs ersuchte (geschätzte 200 000 Franken plus x), wollte der Stelleninhaber nichts von Transparenz in eigener Sache wissen, verbat sich vielmehr eine solch ungebührliche Recherche.
Ganz schön grotesk und aus der Zeit gefallen ist dieses Versteckspiel angesichts der Tatsache, dass im öffentlichen staatlichen Sektor flächendeckend seit Jahren eine Transparenz herrscht, welche diesen Namen auch verdient. Wer sich beispielsweise über die Löhne der Mitglieder der Stadtzürcher Regierung oder der Kantonsregierung erkundigen will, braucht nur die einschlägigen Gesetzestexte zu suchen und kann problemlos auf Franken und Rappen eruieren, wie viel beispielsweise die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch auf ihr Lohnkonto überwiesen bekommt.
Die Realität vollends auf den Kopf stellt deshalb Christian Maurer mit seiner Behauptung: «Nur Transparenz schafft das Vertrauen in die katholischen Institutionen, das nirgends (sic) in der katholischen Kirche so hart und direkt auf die Probe gestellt wird, wie in den einzigartigen demokratischen Strukturen der dualen Organisation der katholischen Kirche der Schweiz.»
Sonderfallpsychotiker Maurer
Doch damit nicht genug der Sonderfallpsychose: «Katholikinnen und Katholiken in diesem Land sind auch Demokratinnen und Demokraten. Sie wissen: Nur wer informiert ist, kann – und wird – sich in der katholischen Kirche aufgehoben fühlen, ihr und ihren Exponenten vertrauen und sich für sie entscheiden.» Das ist Realitätsverweigerung pur, denn niemand wird im Ernst behaupten wollen, dass sich kirchliches Leben in der Schweiz durch Vitalität und Dynamik auszeichnet und sich Gläubige in der «Kirche Schweiz» besonders gut aufgehoben fühlen. Den zahlreichen in die Schweiz zugezogenen Katholikinnen und Katholiken muss diese weltfremde Verklärung des dualen Sonderfalls als unabdingbare Voraussetzung authentischen Christseins schrill in den Ohren scheppern.
Item: Ist es schliesslich Sache eines Protestanten wie Christian Maurer, innerhalb der katholischen Kirche in Sachen Bekämpfung sexueller Missbräuche inquisitorischen Eifer einzufordern? Christian Maurer wörtlich: «Die Missbrauchs-Skandale in der katholischen Kirche [...] werden leider ein Thema bleiben – und zwar so lange, bis der letzte Fall (sic) aufgearbeitet ist.» Wohl eher nicht. Es stünde Protestant Maurer weit besser an, die Vertuschung und Verschleppung der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der reformierten Kirche der Schweiz ins Visier zu nehmen.
Ein konkreter Vorschlag sei hier erlaubt: Im Interview mit dem «Blick» vom 28. Januar 2024 wurde Rita Famos, oberste Schweizer Protestantin, gefragt, wie sie mit dem Fall eines reformierten Pfarrers im Kanton Aargau umzugehen gedenke, der die eigenen Enkelkinder missbraucht hatte. Rita Famos musste in Unkenntnis des Sachverhalts passen. Der Fall ist bis heute nicht aufgearbeitet. Die Verlockung, hier Licht ins Dunkel zu bringen, müsste eigentlich für Christian Maurer geradezu unwiderstehlich sein, könnte er doch damit gleich zu Beginn seiner Tätigkeit als Chefredaktor von «kath.ch» mit einem echten Primeur aufwarten!
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Wenn Landeskirchen für „Kommunikationskonzepte“ Millionen* an Kirchensteuergeldern verbrennen, werden keine Werte geschaffen zur Deckung der „Bedürfnisse“ der Steuerzahler; die dürfen gar nicht mitbestimmen.
* Beispiel röm-kath. Landeskirche Bern 2022/2023: 800'000 Fr. für ein Kompetenzzentrum "Kommunikation und digitale Medien". Wieviele Arbeitsstunden für kath. Kindergartentanten liessen sich damit finanzieren?