(Bild: © rosenkranzprozession.ch)

Kirche Schweiz

«Der Rosen­kranz ist der grosse Friedensbringer»

Am Sams­tag, 7. Okto­ber 2023, fin­det zum drit­ten Mal die Rosen­kranz­pro­zes­sion in Ein­sie­deln statt. «swiss​-cath​.ch» sprach im Vor­feld mit den Ver­an­stal­tern über die Ent­ste­hung der Pro­zes­sion und warum das Rosen­kranz­ge­bet gerade in der heu­ti­gen Zeit so wich­tig ist.

Wie kam es zur Idee der Rosenkranzprozession? Und warum in Einsiedeln?
Im Vorfeld des 450. Jahrestages des Sieges in der Seeschlacht von Lepanto, der dem Rosenkranzgebet zu verdanken ist, haben wir im Vorstand überlegt, wie wir dieses Jubiläum begehen können. Dabei entstand die Idee einer Rosenkranzprozession, um der Gottesmutter für den Schutz zu danken, den sie damals der Christenheit in Europa gewährt hat, und um sie weiterhin um die Bewahrung des Glaubens in der Schweiz zu bitten. Da Einsiedeln das grösste Marienheiligtum der Schweiz ist, bot es sich als Ziel an. So wurde die Prozession zum ersten Mal am Samstag, 9. Oktober 2021 durchgeführt; an ihr nahmen rund 800 Personen teil. Wie uns erst später bewusst wurde, knüpfen wir mit dieser Prozession an eine sehr alte Tradition in Einsiedeln an: Jahrhundertelang war es üblich, am Rosenkranzfest Anfang Oktober zum Gedenken an den Sieg von Lepanto eine feierliche Rosenkranzprozession durch Einsiedeln durchzuführen.

Wie gestaltet sich die Prozession?
Die Prozession wird angeführt vom Kreuz und den Ministranten, gefolgt von einem grossen Banner mit der Schwarzen Madonna von Einsiedeln. Es folgen verschiedene Fahnen, Priester und Ordensleute. In der Mitte des Zuges wird eine grosse, mit Blumen geschmückte Statue «Unserer Lieben Frau von Fatima» getragen, begleitet von vier Schweizer Gardisten. Die Menschen singen Marienlieder, begleitet von Blasmusik, und beten gemeinsam den Rosenkranz. Die Prozession führt durch Einsiedeln. Am Ende der Prozession betet Bischof Vitus Huonder die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens und erteilt den bischöflichen Segen.

Auf Fotos der beiden bisherigen Rosenkranzprozessionen sind verschiedenste Gruppierungen zu sehen. Wer macht alles mit?
In den vergangenen Jahren waren verschiedene Gruppierungen mit dabei, Pfadfinder, die katholische Jugendbewegung, die Marienritter, Beter von «die Schweiz betet» und vom «Fatima Weltapostolat». Wir hoffen, dass auch in diesem Jahr möglichst viele dem Aufruf folgen und an der Prozession teilnehmen werden. Einige Gruppierungen haben bereits wieder zugesagt.

Auch Schweizergardisten nehmen an der Prozession teil. Wie kam es dazu?
Einige unserer aktiven Mitglieder der «Militia Immaculatae» waren früher Schweizergardisten. Für einen solchen Anlass ist es natürlich sehr schön und auch symbolisch ausdrucksstark, wenn die Muttergottes von vier Schweizer Gardisten flankiert wird. Wir haben deshalb bei der «Vereinigung der ehemaligen päpstlichen Schweizergardisten» angefragt, ob dies möglich sei, und sie haben diesem Vorhaben zugestimmt.

Organisiert wird die Rosenkranzprozession von der «Militia Immaculatae». Können Sie diese Bewegung kurz vorstellen?
Die «Militia Immaculatae» (abgekürzt MI), auf Deutsch übersetzt «Miliz der Unbefleckten», ist eine katholische Bewegung, gegründet 1917 vom später heiliggesprochenen Pater Maximilian Kolbe, welche die Verehrung der Muttergottes fördert, insbesondere durch die Verbreitung der Wundertätigen Medaille und des Rosenkranzes. Pater Maximilian Kolbe ist vielerorts bekannt, weil er im KZ in Auschwitz vor über 80 Jahren freiwillig für einen mitgefangenen Familienvater im Hungerbunker sein Leben hingab. Die MI der traditionellen Observanz hat mehrere Tausend Mitglieder im deutschsprachigen Raum und über 100 000 Mitglieder weltweit.

Warum ist das Rosenkranzgebet wichtig?
Das Rosenkranzgebet ist eines der ältesten christlichen Gebete, das in seinem Kern auf die Heilige Schrift zurückgeht und es uns ermöglicht, im Gebet die wichtigsten Geheimnisse des christlichen Glaubens zu betrachten und uns so geistig mit dem Leben Jesu zu vereinen. Das hilft uns, Jesus und seine Mutter immer mehr zu lieben. Mit dem Rosenkranzgebet sind verschiedene Verheissungen und Ablässe verbunden. Unzählige Heilige haben ihn vor uns gebetet und die Katholische Kirche hat ihn immer wieder empfohlen. Papst Leo XIII. rief Ende des 19. Jahrhunderts besonders eindringlich zum Rosenkranzgebet auf. Er schenkte der Kirche neun Enzykliken und ein Apostolisches Schreiben über den Rosenkranz. Eine gute Zusammenfassung hat Pater Lukas Weber in einem Gespräch mit «Radio Gloria» gegeben, das auch auf der Website rosenkranzprozessison.ch zu hören ist.

Das Rosenkranzgebet ist nicht nur etwas für Ordensleute. Es ist für alle Menschen geeignet und eignet sich auch hervorragend als Familiengebet. Pater Patrick Peyton (1909–1992) war als «Rosenkranzpriester» bekannt und von ihm stammt der Satz: «Die Familie, die zusammen betet, bleibt zusammen.» Und so ist sicher gerade in der heutigen Zeit, in der Streit und Zwietracht oft auch Familien spalten, das tägliche gemeinsame Rosenkranzgebet eine gute Möglichkeit, um die nötigen Gnaden zu erbitten, um die Einheit in der Familie zu bewahren. Wenn es möglich ist, täglich, z. B. am Abend, in der Familie gemeinsam den Rosenkranz zu beten, so ist dies sicher mit vielen Gnaden verbunden.

Das diesjährige Motto lautet: «Für den Frieden der Herzen, der Familien, der Nationen; zur Ehre Gottes – für eine christliche Zukunft unseres Landes.»
Die heutige Gesellschaft ist geprägt von Stress, Konflikten und der Zunahme psychischer Erkrankungen. Es fehlt an Frieden in den Herzen und in den Familien. Nach Angaben des «Internationalen Roten Kreuzes» gibt es derzeit mehr als 100 bewaffnete Konflikte in der Welt, ganz zu schweigen vom Krieg in der Ukraine, der sicherlich eine Bedrohung für Europa darstellt. Die Muttergottes sagte am 13. Juli 1917 in Fatima: «Ich wünsche, dass ihr am dreizehnten des nächsten Monats wieder hierherkommt, dass ihr weiter täglich den Rosenkranz betet zur Ehre Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz, um den Frieden für die ganze Welt und das Ende des Krieges zu erbitten, denn sie allein kann dieses erlangen.» Sie sagte «sie allein» kann dieses erlangen. Unsere Liebe Frau von Fatima offenbarte, dass sie das einzige Heilmittel ist, um den Frieden zu erhalten, und sie will, dass wir diesen Frieden durch den Rosenkranz erhalten. Mit anderen Worten: Der Rosenkranz ist der grosse Friedensbringer in unserem Leben. Diese Botschaft sollte weit verbreitet werden, dies wird auch zu einer christlichen Zukunft unseres Landes führen.
Wir hoffen, dass die Rosenkranzprozession auch zur Verbreitung dieser Botschaft beiträgt. Entsprechend laden wir alle herzlich ein, sich der Rosenkranzprozession anzuschliessen.
 

Die Rosenkranzprozession beginnt am 7. Oktober um 16 Uhr auf dem Klosterplatz. Weitere Informationen zur Rosenkranzprozession auf rosenkranzprozession.ch


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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