Die umgangssprachliche Bezeichnung «Fronleichnam» kommt vom mittelhochdeutschen «vrön» (Herr) und «lichnam» (lebendiger Leib). Dies entspricht dem offiziellen Festtitel bis 1969: «Festum Sanctissimi Corporis Domini nostri Jesu Christi». Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanums erweiterte den Festtitel um das Blut Christi.
Seinen Ursprung hat das Fest in der Eucharistiefrömmigkeit, die als Reaktion auf die eucharistischen Irrlehren zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstand. Die heilige Juliana von Lüttich (1193–1258) sah in mehreren Visionen eine Mondscheibe, die am Rand einen dunklen Fleck aufwies. Christus erklärt ihr, dass der Mond das Kirchenjahr und der dunkle Fleck das Fehlen eines besonderen Sakramentsfestes symbolisiere. Der Lütticher Bischof Robert führte das Fronleichnamsfest 1246 in seinem Bistum ein. Als der Lütticher Archidiakon Jakob Pantaleon 1261 zum Papst gewählt wurde, schrieb er als Urban IV. durch die Bulle «Transiturus de hoc mundo» 1264 das neue Fest für die ganze lateinische Kirche vor. Es wurde zunächst nur an wenigen Orten gefeiert. Anklang fand es jedoch bei den von der Eucharistiefrömmigkeit geprägten Orden wie Prämonstratenser, Zisterzienser oder Dominikaner. Das Konzil von Vienne (1311/12) bekräftigte die Bulle von Urban IV., was zu einer allgemeinen Rezeption des Festes führte – vor allem auch durch die Einführung von Fronleichnamsprozessionen.
Für das Fest wurde in Anlehnung an den Gründonnerstag – Einsetzung der Eucharistie – der gleiche Wochentag gewählt. In der Osterzeit, also von Ostern bis Pfingsten, darf kein Hochfest gefeiert werden (Christi Himmelfahrt gehört zu Ostern und Pfingsten). Das Fronleichnamsfest konnte deshalb erst danach festgesetzt werden. Da Pfingsten früher eine Oktav hatte – der Pfingstmontag ist der kärgliche Rest –, war der Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag der erste freie Termin.
Unfassbares Geheimnis
Anlässlich der Einführung des Hochfestes verfasste Thomas von Aquin auf Wunsch von Papst Urban IV. die Sequenz «Lauda Sion Salvatorem» sowie die Hymnen «Adoro te devote» (Gottheit tief verborgen), «Verbum supernum prodiens» (Das Wort des Vaters, Gottes Sohn, Hymnus zur Laudes) und «Pange lingua» (Preise Zunge, das Geheimnis, Hymnus zur Vesper). Vom Hymnus zur Matutin «Sacris solemniis» sind vor allem die letzten beiden Strophen («Panis angelicus») bekannt.
«Adoro te devote» kreist wie auch die anderen Texte um das Geheimnis der Realpräsenz, das für uns Menschen physisch nicht fassbar ist («Sehen, Tasten, Schmecken täuschen sich in dir»). Während am Kreuz allein die Gottheit verborgen war, ist in der Eucharistie auch die Menschheit Christi verborgen; einzig unser Glaube an die Worte, die Jesus beim Letzten Abendmahl sprach, lässt uns dieses Geheimnis erkennen: «Ich glaube, was immer Gottes Sohn gesagt hat, nichts ist wahrer als dieses Wort der Wahrheit.»
In der Eucharistie feiern wir das Gedächtnis dieses Mahls, setzen es gegenwärtig – Jesus Christus ist jetzt wahrhaft anwesend – und richten unseren Blick in die Zukunft, wenn Jesus Christus uns zur ewigen Speise wird. Eucharistie ist kein punktuelles Ereignis, sondern nimmt uns in das Heilsgeschehen hinein. «Wird nämlich die ganze Beziehung mit dem eucharistischen Jesus allein auf den Augenblick der heiligen Messe konzentriert, läuft man Gefahr, den Rest der Lebenszeit und des Lebensraumes seiner Gegenwart zu entleeren. Und so wird der Sinn der beständigen Gegenwart Jesu mitten unter uns und mit uns weniger wahrgenommen […]. Das Sakrament der Liebe Christi muss das ganze alltägliche Leben durchdringen», mahnte Papst Benedikt XVI. in seiner Predigt an Fronleichnam 2012. Die Eucharistiefeier und die eucharistische Anbetung gehören zusammen: «Die Verehrung des Allerheiligsten Sakraments bildet gleichsam die geistliche ‹Umwelt›, in der die Gemeinschaft gut und wahrhaftig die Eucharistie feiern kann».
Der Glaube an die Realpräsenz Christi ist ein kostbarer Schatz der katholischen Kirche: Jesus Christus ist wahrhaft immer bei uns – in jeder Kirche. Wir dürfen ihn empfangen, wir dürfen aber auch immer in seiner Gegenwart leben.
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