Vorstandsmitglieder von Vera Fides zusammen mit Pater Ramm, v.l.n.r.: Pavao Barac (Social Media), Davor Novakovic (Präsident), Pater Martin Ramm, Yvonne Reichlin (Administration). Bild: verafides.ch

Kirche Schweiz

Der Ver­ein Vera Fides orga­ni­siert Tagung zur Liturgie

Am 2. Dezem­ber 2023 lud der Ver­ein «Vera Fides» zum ers­ten, von ihm ins Leben geru­fe­nen, «Forum Schwei­zer Katho­li­ken» ein. In der Krypta der Drei­fal­tig­keits­kir­che in Bern fei­er­ten Mit­glie­der und wei­tere Inter­es­sierte gemein­sam die Messe im aus­ser­or­dent­li­chen Ritus, hör­ten Vor­träge und tra­fen sich zum Aus­tausch und zur Diskussion.

«Vera Fides» hatte im April 2023 eine Reihe von Fragen (Dubia) an den Vatikan gerichtet, worin die Sorge und Verunsicherung bezüglich der gewissenhaften und dem Kirchenrecht entsprechenden Feier der Messe zum Ausdruck gebracht wurde. Die Mitglieder von «Vera Fides» nehmen seit Jahren einen fahrlässigen Umgang mit der Liturgie in vielen Schweizer Gemeinden wahr. Daher war dieses erste Treffen ganz der Pflege der Liturgie gewidmet.

Im Zeichen des unbefleckten Herzens
Der Anlass begann mit einer Votivmesse zur Ehre des unbefleckten Herzens Mariens, um die Adventszeit einzuläuten und daran zu erinnern, dass die Menschwerdung unter dem Herzen der heiligen Muttergottes ihren Anfang nahm. Danach hielt Pater Martin Ramm von der Priesterbruderschaft St. Petrus zwei instruktive Vorträge über die Messe und das Priestertum, die ganz der theologischen Grundlagenbestimmung gewidmet waren. Auf anspruchsvollem theologischem Niveau wurde den rund vierzig Anwesenden die aufsteigende und absteigende Dynamik der heiligen Messe, ihre innere Logik und Herleitung erläutert. Sorgfältig zeichnete Pater Ramm die Theologie des Opfers und der Partizipation der Gläubigen daran nach. Ebenso gründlich erklärte er das Wesen des katholischen Weihepriestertums, wobei er weit in die biblischen Schriften und die Werke der grossen Theologen zurückgriff. Es lag ihm offensichtlich am Herzen, dass die Pfarreien wieder verstärkt die theologische Begründung und innere Logik der Liturgie und des Priestertums verstehen.

Die Krise der Liturgie
Pater Ramm stellt eine höchst problematische Verwässerung der Liturgie in vielen Schweizer Gemeinden fest, die zu Wildwuchs und Willkür in der Messe führt. Die gut gemeinte Betonung der Gemeinschaft gehe auf Kosten der Verbindung mit Gott und der liturgischen Klarheit. Man versuche, den Glauben attraktiver und einfacher zugänglich zu machen und müsse feststellen, dass die Kirchen nicht voller werden – im Gegenteil. Er hingegen plädierte – vielfach aus den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils zitierend – für eine Stärkung der liturgischen Praxis, Rückbesinnung auf das Wesentliche und eine stärkere Verbindlichkeit im Umgang mit liturgischen Vorschriften des Lehramtes. «Die Kirche befindet sich in einer grossen Krise», sagte Pater Ramm, «und die Lösung wird sein, dass wir aus dem reichen Schatz der Tradition schöpfen und zu unseren Wurzeln zurückkehren.» Ein wichtiges Zeugnis dieser Tradition ist für ihn die Pflege des ausserordentlichen Ritus, der im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils von der neuen Messordnung abgelöst wurde und dessen Feier letzthin vom Papst stark eingeschränkt wurde. Mit dieser viel diskutierten Entscheidung löste der Papst unter den der liturgischen Tradition verbundenen Katholiken grosse Besorgnis aus.

Auf die Frage, ob Papst Franziskus den ausserordentlichen Ritus verbieten könne, plädierte Pater Ramm für Vertrauen in die Vorsehung. Er betonte, dass er und seine Mitpriester der Bruderschaft St. Petrus in vollkommener Treue zum Papst und der Tradition stünden und dass er darauf vertraut, dass es auch in Zukunft einen Weg für diejenigen geben wird, die den ausserordentlichen Ritus feiern möchten. Für ihn ist klar, dass die Liebe und Treue zum ausserordentlichen Ritus theologisch begründet sind und dass dieser als apostolisches Gut nicht aus der Kirche verschwinden wird. Er ist überzeugt, dass eine priesterlose Kirche mit willkürlicher Liturgie keine Zukunft haben wird und dass wir vertrauensvoll auf den Schatz zurückgreifen können, der der Kirche anvertraut ist.

Das Plädoyer von Pater Ramm stellte weder Abschottung noch einen Sonderweg in der Kirche dar, wie den Anhängern des ausserordentlichen Ritus immer wieder unterstellt wird. Sein Beitrag zum ersten «Forum Schweizer Katholiken» bestand in einem Appell für eine vernünftige, der katholischen Lehre treue Rückbesinnung auf das Wesen der Liturgie, wie sie uns überliefert ist.


Silvan Beer

Silvan Beer studiert gegenwärtig Theologie und Philosophie in Freiburg i. Ü.


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    Robert Wenger 06.12.2023 um 20:27

    Seit bald 30 Jahren wird in der Kirche St. Peter und Paul, Zürich, jeder 3. Samstag im Monat ein feierliches Hochamt zelebriert. Im erneuerten Ritus, doch immer mit Ministranten, Weihrauch, "Asperges" und mit allen vorgesehenen gregorianischen Gesängen (siehe die Bannerwerbung in der momentanen Ausgabe von swiss-cath!).


    Alle Texte und Gesänge liegen immer übersetzt auf und die Messen können von allen mitgesungen werden, doch das Interesse bleibt leider immer in äusserst überblickbarem Rahmen.


    Klagen bringen nichts - wir singen weiter...

  • user
    Maurus Camartin 05.12.2023 um 18:11

    Guten Abend


    Wo kann man die Vorträge von Hw. Ramm nachlesen?


    Besten Dank.


    M. Camartin

    • user
      Redaktion swiss-cath.ch 05.12.2023 um 20:44
      Hinweis der Redaktion:
      Betr. Vorträge, die an der "Vera Fides"-Tagung zur Liturgie gehalten wurden, wenden Sie sich bitte direkt an Pater Ramm, Ludretikonerstrasse 3, 8800 Thalwil (Tel. 044 772 39 33)
      • user
        Davor Novakovic 06.12.2023 um 23:38
        Demnächst auf der Vereinsseite verafides.ch zu hören.
  • user
    Martin Meier-Schnüriger 05.12.2023 um 12:56

    Dass es mit der Liturgie in der katholischen Kirche in der Schweiz und anderswo nicht zum Besten steht, ist eine altbekannte Tatsache. Als Folge davon haben sich viele treu gläubige Katholiken im "alten" Ritus beheimatet, weil sie dort sicher sein können, einer korrekt gefeierten hl. Messe beizuwohnen. Das ist einerseits verständlich, andererseits aber auch schade, weil diese Gläubigen in den Pfarreien fehlen, wo sie viel Gutes bewirken könnten. So könnten sie die Zelebranten des "neuen" Ritus, die sich nicht an die liturgische Ordnung halten, immer wieder darum bitten, das zu tun. Oder sie könnten sich in die staatskirchlichen Gremien wählen lassen, um dort dafür zu sorgen, dass Priester, die die Messliturgie als Tummelfeld der eigenen Kreativität betrachten, gar nicht erst in den Pfarreidienst gelangen.


    Vor allem möchte ich aber die Anhänger des "alten" Ritus - ganz im Sinn von "Summorum Pontificum" - herzlich darum bitten, den - natürlich korrekt gefeierten - "neuen" Ritus nicht als "minderwertig" oder zweitklassig zu betrachten. Genau weil das hin und wieder gemacht wird, auch von prominenten Vertretern des "alten" Ritus, hat Papst Franziskus mit seinem ziemlich rigiden "Traditionis custodes" geantwortet, wobei er in seinem Begleitschreiben zu dieser Enzyklika auch die Abirrungen und Eigenmächtigkeiten im "neuen" Ritus beklagt. Folgerichtig hätte demnach ein Schreiben "Traditionis contemptores" (Verächter der Tradition) o.ä. erscheinen müssen, das die Einhaltung der liturgischen Vorschriften klar und deutlich anmahnt, doch ist ein solches bis dato ausgeblieben.


    Ein Wort noch zur Klarstellung: Auch die "neue" Messe kann in Latein, am Hochaltar und "versus Dominum" gefeiert werden. Wäre das allenfalls ein gangbarer Weg der Versöhnung der beiden Formen des einen römischen Ritus?

    • user
      Daniel Ric 06.12.2023 um 06:21

      Ich glaube, dass der weltweite Handlungsbedarf in Fragen der Liturgie eher klein ist. In den meisten Ländern wird die Liturgie würdig gefeiert. Auf dem afrikanischen oder asiatischen Kontinent, aber auch in vielen osteuropäischen Staaten stellt sich die Frage nicht, ob man den jetzt gültigen Ritus ändern sollte. Die Menschen sind froh darum, die Liturgie in ihrer Sprache feiern zu dürfen. Schöpfungstheologisch lässt sich die Auffassung, Latein sei sakraler als die anderen Sprachen, nicht aufrechterhalten. Wir haben in den deutschsprachigen Bistümern der Schweiz eine Krise der Liturgie (und des Glaubens). Vera Fides versucht, dabei zu helfen, diese Krise zu überwinden, indem die Schönheit und Tiefe der Liturgie aufgezeigt wird. Das Zentrum jeder Eucharistie ist die Wandlung von Brot und Wein. Jesus gibt sich den Menschen ganz hin. Dieses Mysterium übersteigt die in der Liturgie verwendete Sprache, die Körperhaltung des Priesters und die im Gottesdienst verwendete Musik. Wenn alle Katholiken sich bewusst machen würden, was in der Heiligen Messe geschieht, würden sich die Diskussionen, welche Liturgie minderwertig und welche höherwertig ist, bald verflüchtigen.

  • user
    Daniel Ric 05.12.2023 um 09:59
    Es ist wichtig, dass sich die glaubenstreuen Katholiken vernetzen. Vera Fides ist ein Verein, der dem Lehramt verpflichtet ist und versucht, eine Neuevangelisierung einzuleiten. Interessierte sind herzlich eingeladen, dem Verein beizutreten.
  • user
    Stefan Fleischer 04.12.2023 um 18:15

    Die Entkatholischisierung des Glaubens


    Aus aktuellem Anlass habe ich kürzlich im Internetauftritt unseres Pastoralraumes und unserer Pfarrei geschnuppert. Das, was mir dabei aufgefallen ist, würde ich mit «Entkatholischisierung des Glaubens» umschreiben. Nicht dass ich damit einen Verlust der Universalität, des allumfassend Seins der Kirche als Ganzes behaupten wollte. Im Gegenteil. Im Bereich ihrer Ausbreitung scheint sie sogar Fortschritte zu machen. Auch im Katalog ihrer Sorgen und Tätigkeitsgebiete lässt sich eine immer mehr sich ausbreitende Bandbreite feststellen – mit Ausnahme des Bereichs der Sorge und der Bemühungen um das ewige Heil des Menschen, welches zu Gunsten des materiellen und psychischen Wohlergehens immer mehr an den Rand gedrängt, wenn nicht ganz vergessen wird.


    Wenn unsere Kirche sich katholisch, allumfassend nennt, so tut sie dies – so wenigstens wurde uns im Religionsunterricht noch erklärt – in Bezug auf die ganze Fülle, die ganze Tiefe und den Reichtum der offenbarten und uns durch die Kirche überlieferten Wahrheit. Dann spricht sie von unserem Glauben als jenem grossen Geschenk Gottes an uns Menschen, welcher uns Sinn und Ziel unseres ganzen Lebens, hier und jetzt wie nach unserem irdischen Tod, erschliesst. Erst ein solch ganzer, alltagstauglicher Glaube ermöglicht es uns, sicher und vertrauensvoll mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität unseren Weg hin zur ewigen Heimat zu gehen. Erst dieser katholische Glaube gib uns Halt und Kraft, auch dort, wo nicht mehr verstehen, wo wir zurück geworfen werden auf die Beschränktheit, die Schwäche, ja die Anfälligkeit zur Sünde, unsere eigenen, diejenigen unserer Nächsten und der ganzen Welt. Erst dieser Glaube ermöglicht uns, notfalls auch auf uns eigenes Recht zu verzichten, damit andere nicht, oder wenigstens weniger leiden.


    Schön zeigt sich diese Entkatholischisierung des Glaubens zum Beispiel am Umgang mit Sünde und Schuld. Wie viel Mühe wird nicht heute aufgewendet, wie viele schöne Wort und gelehrte Formulierungen nicht gesucht und gefunden, um diese Realitäten zumindest so weit zu verharmlosen, dass sie unserem Streben nach irdischem Glück und Heil nicht im Wege stehen. Und wenn uns diese trotz allem Bemühen immer und immer wieder einholen, wie krampfhaft, ja irgendwie verzweifelt wird dann versucht, uns einen alles verstehenden und alles verzeihenden Gott aufzuschwatzen, der natürlich nur uns gegenüber so sein darf, seine Gerechtigkeit aber bei allen anderen «grossen Sündern» zeigen soll.


    Der Schlüssel zu einer wirklich alles, unser ganzes Leben mit all seinen Stürmen und schönen Seiten umfassenden Katholizität aber ist und bleibt das Kreuz unseres Herrn, liegt in unserer Erlösung aus Sünde und Schuld. Besonders dort, wo diese Realität verdrängt oder gar geleugnet wird, sollten wir nicht mehr von katholisch sprechen.

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      Daniel Ric 05.12.2023 um 10:07

      Ich teile Ihre Auffassung, dass viele heutige Theologen versuchen, die Frohe Botschaft zu relativieren und zu verweltlichen. Persönlich sehe ich aber keinen Gegensatz zwischen Barmherzigkeit/Gerechtigkeit und irdischem Glück/ewigem Glück, solange die Begriffe richtig verstanden werden und nicht nur kurzfristig gedacht sind. Gott schenkt den Menschen das Leben in Fülle und Jesus betont, dass das Reich Gottes bereits seinen Anfang genommen hat. Die Tatsache, dass heute so viele Menschen, die nicht religiös sind, Depressionen haben und in Trauer versinken, zeigt auf, dass ein Leben ohne Gott kein Glück bringt. Auch gibt es keine Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit. Nur weil wir an einen gerechten Gott glauben, erkennen wir auch seine übergrosse Liebe und Barmherzigkeit zu uns Menschen. Als Katholiken müssen wir das Jetzt und die Ewigkeit als Verbindung denken, die wir auch im Ave Maria immer wieder anrufen. "Bitte für uns Jetzt und in der Stunde unseres Todes". Diese beiden Momente sind die einzig wichtigen. Die Tragödie des Menschen in der Neuzeit ist, sich um alles zu kümmern, ausser um diese beiden Momente. Man macht sich Sorgen um den morgigen Tag, um die kommende Woche, um die kommenden Jahre, aber man vergisst, die Schönheit des Moments zu geniessen und dafür Sorge zu tragen, dass man mit reinem Gewissen in die Ewigkeit übergehen kann. Das macht unsere heutige Zeit so traurig.