Weltkirche

Deutsch­land: Synoden-​Turbos ausgebremst

Vier mutige Bischöfe haben dem «Syn­oda­len Weg» in Deutsch­land vor­erst einen Marsch­halt ver­ord­net. Die Bischöfe Gre­gor Maria Hanke (Eich­stätt), Ste­fan Oster (Pas­sau), Rudolf Voder­hol­zer (Regens­burg) und Kar­di­nal Rai­ner Maria Woelki (Köln) stimm­ten gegen die geplante Finan­zie­rung des soge­nann­ten «Syn­oda­len Aus­schus­ses» über den Ver­band der Diö­ze­sen Deutschlands.

Der «Synodale Weg» in Deutschland war ursprünglich als Konsequenz aus der sogenannten MHG-Studie («Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz») gestartet worden. Schnell entwickelte er jedoch eine Eigendynamik. So wurden Grund- und Handlungstexte verabschiedet, die das Priesteramt und den Dienst der Laien nivellieren, ja gar die Kirchenstruktur von Grund auf ändern wollen. Andere Forderungen sind etwa die Anerkennung von LQBTQ+ (inkl. Segensfeiern für «Paare, die sich lieben»), Laienpredigten (Homilien) und Taufen durch Laien.

Der «Synodale Weg» soll über einen Zwischenschritt in Gestalt eines «Synodalen Ausschusses» 2026 in einen dauerhaften «Synodalen Rat» münden. In diesem neuen Gremium wollen Bischöfe und katholische Laien nicht nur beraten, sondern auch gemeinsam über mögliche Reformen in der Kirche entscheiden können. Damit wollen sie den im März 2023 beendeten «Synodalen Weg» fortsetzen. Die Mittelvergabe über den «Verband der Diözesen Deutschlands» hätte einstimmig erfolgen müssen, was nun aber nicht geschehen ist. Es werde nun nach alternativen Finanzierungsmodellen gesucht, erklärte die Deutsche Bischofskonferenz nach einer Sitzung des Ständigen Rates der Bischöfe in Berlin. Die erste Sitzung des «Synodalen Ausschusses» solle aber wie vorgesehen am 10. und 11. November stattfinden.

Bei der Abstimmung ging es nicht wirklich um die Finanzen – angesichts eines Haushaltes von derzeit rund 130 Millionen Euro stellt die mutmasslich sechsstellige Summe für den «Synodalen Ausschuss» keine unüberwindbare Hürde dar. Die vier Bischöfe, die gegen die Finanzierung stimmten, erklärten dann auch, sie wollten zunächst die Ergebnisse der Weltsynode im Oktober 2023 und Oktober 2024 im Vatikan abwarten. Die bereits beschlossenen Texte des deutschen «Synodalen Weges» sollten ins Gespräch mit Rom und in den vom Papst initiierten Synodalen Prozess der Weltkirche eingebracht werden. So sei es auch beim Ad-limina-Besuch der Bischöfe in Rom im November vergangenen Jahres vereinbart worden. Die Einrichtung eines neuen Gremiums sei dabei zu keiner Zeit zur Debatte gestanden.

Das Fazit der vier Bischöfe: «Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt mit viel Geld und Aufwand ein weiteres Gremium einrichten würden, dessen Kompetenzen alles andere als klar sind – um am Ende festzustellen, dass wir es so nicht machen können.»

Kritiker haben immer wieder davor gewarnt, dass der «Synodale Weg» zu Verwerfungen bis hin auf Ebene der Weltkirche führen könne. Mitunter wurden gar Parallelen zu Martin Luther und dem Zeitalter der Reformation vor 500 Jahren gezogen, als sich im deutschsprachigen Raum die Protestanten von der Katholischen Kirche abspalteten. Befürworter des «Synodalen Weges» betonen dagegen immer wieder ihre Einheit mit der Weltkirche.

Rom hielt mehrfach öffentlich fest, die Katholische Kirche in Deutschland nicht befugt sei, ein gemeinsames Leitungsorgan von Laien und Klerikern einzurichten. Nach Ansicht der vier Bischöfe läuft deswegen bereits die Einrichtung eines vorbereitenden Synodalen Ausschusses den Weisungen von Papst Franziskus zuwider.

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, zeigte sich unnachgiebig: «Die heute aus dem Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz bekannt gegebene Tatsache, dass vier Bischöfe den weiteren Gang nicht mitfinanzieren möchten, kann uns von Reformen nicht abhalten.»
 

Dem «Synodalen Ausschuss» gehören nominell 74 Mitglieder an: die 27 Ortsbischöfe, 27 Mitglieder, die durch das «Zentralkomitee der deutschen Katholiken» ZdK (vergleichbar mit der Römisch-katholischen Zentralkonferenz in der Schweiz) gewählt wurden, sowie 20 bei der letzten Vollversammlung des «Synodalen Wegs» gewählte Vertreter.


KNA/Redaktion


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