Auf dem Westportal der Westminster Abbey in London sind zehn Märtyrer des 20. Jahrhunderts dargestellt. (Bild: Dnalor 01, CC BY-SA 3.0 AT via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Die Kir­che wächst durch das Blut der Märtyrer

Wie aus den Sta­tis­ti­ken des Fides­diens­tes her­vor­geht, wur­den im Jahr 2023 welt­weit ins­ge­samt zwan­zig Mis­sio­nare ermor­det, dar­un­ter ein Bischof, acht Pries­ter, zwei Lai­en­brü­der, ein Semi­na­rist, ein Novize und sie­ben Per­so­nen im Lai­en­stand. Dies sind zwei getö­tete Mis­sio­nare mehr als im Vorjahr.

Die meisten Missionare wurden auch dieses Jahr in Afrika ermordet: fünf Priester, zwei Ordensbrüder, ein Seminarist und ein Novize. In Amerika kamen sechs Missionare gewaltsam ums Leben, darunter ein Bischof, drei Priester und zwei Frauen im Laienstand. In Asien wurden vier Personen im Laienstand ermordet und in Europa kam ein Mann im Laienstand gewaltsam ums Leben.

In der alljährlich vom Fidesdienst veröffentlichten Statistik wird der Begriff «Missionar» für alle Getauften verwendet, in dem Bewusstsein, dass «Kraft der empfangenen Taufe jedes Mitglied des Gottesvolkes ein missionarischer Jünger geworden ist. Jeder Getaufte ist, unabhängig von seiner Funktion in der Kirche und dem Bildungsniveau seines Glaubens, aktiver Träger der Evangelisierung» (vgl. «Evangelii gaudium» 120).

Getötet aus unmotivierter Brutalität
Eines der charakteristischen Merkmale der meisten der 2023 getöteten Missionare ist zweifellos ihr unauffälliges Leben: Keiner dieser Glaubenszeugen hat herausragende Taten oder Handlungen vollbracht, sondern einfach den Alltag mit der Mehrheit der Bevölkerung geteilt und dabei Zeugnis im Zeichen christlicher Hoffnung abgelegt.
Auch in diesem Jahr erlitten fast alle den gewaltsamen Tod in ihrem alltäglichen Leben, inmitten ihrer alltäglichen Beschäftigungen. Bei den meisten dieser blutigen Tode ist nicht einmal das Motiv des religiösen Hasses zu erkennen. Sie wurden oft durch unmotivierte Brutalität, manchmal aus blinder Habgier getötet. Wenn man die wenigen Notizen über die Umstände ihres gewaltsamen Todes durchgeht, stösst man auf Priester, die auf dem Weg waren, die Messe zu feiern oder in einer weit entfernten Gemeinde seelsorgerisch tätig zu sein; auf bewaffnete Überfälle an stark befahrenen Strassen; auf Überfälle auf Pfarrhäuser und Klöster, in denen sie sich für die Evangelisierung, die Nächstenliebe und die Förderung der Menschen einsetzten. Sie wurden unverschuldet Opfer von Entführungen, Terroranschlägen, Schiessereien oder Gewalttaten verschiedener Art.

In diesem Jahr ist, vielleicht mehr als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in der Geschichte, ein Todesumstand besonders häufig: Viele der ermordeten Missionarinnen und Missionare wurden an Orten und in Situationen getötet, die von Konflikten geprägt waren: Sie wurden von Soldaten regulärer Armeen, von Milizionären ausser Kontrolle geratener bewaffneter Banden, von terroristischen Gruppen, von Tätern mit Maschinengewehren getötet.

Durch ihr Zeugnis mit dem Leiden und der Auferstehung Christi verbunden
In diesem «normalen» Leben waren sie auch durch eine andere «Normalität» verbunden, nämlich den Glauben zu leben, indem sie ihr einfaches Zeugnis als Pfarrer, Katecheten, Mitarbeiter des Gesundheitswesens, kirchliche Mitarbeiter im Dienst der Liturgie und der Nächstenliebe anboten. Sie hätten woanders hingehen können, an sicherere Orte, oder sich von ihren christlichen Verpflichtungen zurückziehen können, sie vielleicht sogar reduzieren können, aber sie haben es nicht getan, obwohl sie sich der Situation und der Gefahren, denen sie jeden Tag ausgesetzt waren, bewusst waren. Naiv, in den Augen der Welt. Aber die Kirche und letztlich die Welt selbst verdanken ihnen und den vielen, die wie sie ihre Dankbarkeit für die Liebe Christi bezeugen, indem sie diese in tägliche Taten der Geschwisterlichkeit und der Hoffnung umsetzen, ihr Fortbestehen.

Angesichts der vielen unschuldigen Menschen, die in den Konflikten und Kriegen niedergemetzelt werden, erscheinen die zwanzig Missionarinnen und Missionare sowie die pastoralen Mitarbeiter, die im Jahr 2023 getötet werden, als eine zahlenmässig unbedeutende Realität. Und doch offenbart dieser Umstand etwas davon, wie das im Evangelium verkündete Heil in der Welt geschieht.
Im Geheimnis der Nächstenliebe, das sie mit dem Leiden und der Auferstehung Christi verbindet, haben die Glaubenszeugen, die durch die Hand anderer gestorben sind, auch Anteil an der Trauer Christi um all die Unschuldigen, die zu Unrecht und ohne Grund leiden. Die Hingabe ihres Lebens spiegelt wider, dass Christus Mensch wurde, um das Elend, die Wunden und die Heilserwartungen aller Geschöpfe auf sich zu nehmen. Und sie ist Ausdruck der Liebe Gottes zu allen, die auch diejenigen umfasst, die den Namen Christi nicht kennen, und sogar ihre Feinde. Denn jeder Mensch, der nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde, ist jemand, für den Christus gestorben und auferstanden ist.

Die Märtyrer in der Kirche sind «Zeugen der Hoffnung, die aus dem Glauben an Christus kommt und zu wahrer Nächstenliebe anspornt», so Papst Franziskus. Das Gedenken an die Märtyrer stellt auch heute noch einen «Schatz» dar, den die christliche Gemeinschaft zu hüten aufgerufen ist. Aus diesem Grund hat Papst Franziskus im Hinblick auf das bevorstehende Heilige Jahr 2025 im «Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse» die «Kommission der neuen Märtyrer – Zeugen des Glaubens» eingerichtet, der er die Aufgabe übertrug, «einen Katalog all jener zu erstellen, die ihr Blut vergossen haben, um Christus zu bekennen und sein Evangelium zu bezeugen». Die Kommission trat Anfang November 2023 zum ersten Mal zusammen. Sie soll die Untersuchungen fortsetzen, die bereits anlässlich des Heiligen Jahres 2000 begonnen wurden.
 

Afrika
In Nigeria starb Pater Isaac Achi in den Flammen bei einem Angriff auf seine Pfarrei; Pater Charles Onomhoale Igechi, wurde von bewaffneten Männern angegriffen; der Seminarist Na'aman Danlami wurde bei einem Angriff von Banditen auf die Pfarrei lebendig verbrannt; der Benediktiner-Novize Godwin Eze wurde aus dem Kloster entführt und anschliessend ermordet.

In Burkina Faso wurde Pater Jacques Yaro Zerbo von unbekannten bewaffneten Männern umgebracht, als er in Pfarreiangelegenheiten unterwegs war. Bruder Moses Simukonde Sens starb durch eine verirrte Kugel in der Nähe eines militärischen Kontrollpunktes in der Hauptstadt Ouagadougou.

In Tansania starb Pater Pamphili Nada an den Folgen eines Überfalls auf die Pfarrei.

In Kamerun wurde Bruder Cyprian Ngeh auf offener Strasse erstochen.

In der Demokratischen Republik Kongo erlitt Pater Léopold Feyen im Pfarrhaus das gleiche Schicksal.

 

Amerika
In Mexiko wurde Pater Juan Angulo Fonseca erschossen. Ebenso erging es Pater Javier García Villafaña als er auf dem Weg war, die Messe zu feiern; Gertrudis Cruz de Jesús und Gliserina Cruz Merino, junge Katechistinnen, wurden auf dem Weg zu einer eucharistischen Prozession in einem Hinterhalt getötet.

In den Vereinigten Staaten wurde Monsignore David O'Connell, Weihbischof von Los Angeles, vom Ehemann der Haushälterin ermordet. Pater Stephen Gutgsell starb nach einem Messerangriff im Pfarrhaus.

 

Asien
Auf den Philippinen kamen Junrey Barbante und Janine Arenas, die sich in der Universitätsseelsorge engagierten, bei einem Bombenanschlag während einer Eucharistiefeier in der Staatlichen Universität von Mindanao ums Leben.

In Palästina wurden Samar Kamal Anton und ihre Mutter Nahida Khalil Anton von Scharfschützen getötet, als sie auf dem Weg zum Kloster der Schwestern von Mutter Theresa in Gaza waren. Beide gehörten zu einer Gruppe von Frauen, die sich im Glauben und im Apostolat insbesondere für die Armen und Behinderten einsetzen.

 

Europa
In Spanien wurde Diego Valencia, Sakristan der Pfarrei Nuestra Senora de La Palma, von einem jungen, mit einer Machete bewaffneten Mann getötet.
 

Ausführliches Dossier mit weiteren Angaben zu den ermordeten Personen (in Englisch)


Fides/Redaktion


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der Erste, der kommentiert