Gesiegt haben die «Ikonodulen», die Bilderverehrer also. Seither feiern die orthodoxen Kirchen alljährlich am 1. Sonntag der Fastenzeit vor Ostern die Wiedereinführung der Bilderverehrung, welche am 11. März 843 durch Kaiserin Theodora II. und Patriarch Methodius I. angeordnet wurde.
Diesem Fest, auch «Triumpf der Orthodoxie» genannt, liegt die Erkenntnis zugrunde, dass durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus das alttestamentliche Bilderverbot obsolet geworden ist.
Die Reformation freilich, allen voran Calvin und Zwingli, fiel mit ihrem gnadenlosen Bildersturm hinter diese Erkenntnis wieder ins Alte Testament zurück. Tatsächlich könnte das protestantische Diktum vom «Gott als der ganz andere» unchristlicher nicht sein. Denn gerade darin liegt das Revolutionäre im Christentum begründet: Gott wird Mensch («Und das Wort ist Fleisch geworden», vgl. auch die Aussagen des II. Konzils von Nizäa), er wird einer von uns, macht sich das Schicksal von uns Menschen zu seinem eigenen. Die in der Ikone sich verkörpernde Verehrung von Jesus Christus und seiner Heiligen ist zur Herzmitte der orthodoxen Spiritualität und Liturgie geworden.
Vor solchen Rückfällen, sprich der «Negation der Inkarnation», sind allerdings auch katholische Kreise nicht gefeit. So feierte jüngst die «aki», das Akademikerhaus der von Jesuiten geführten Katholischen Hochschulgemeinde in Zürich, nach vierjähriger Bauzeit den Abschluss des Totalumbaus. Doch zum «Feiern» ist einem nicht zumute, wenn man die neu gestaltete Hauskapelle betritt: Vom Altartisch ist nur noch der Tisch übrig geblieben, der Kerzenständer musste ganz verschwinden, selbst die nachkonziliaren, farbenfrohen und Wärme ausstrahlenden Glasfenster mussten asch-grauen, undefinierbaren Variationen in Grau weichen.
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